Ready-to-speak: Re-see

Weiß denn jeder, was "Re-see" bedeutet? Das fragte ich mich neulich. Als Modemagazine und Modeblogs den Begriff während der Modewochen wieder ganz selbstverständlich verwendeten. Wenn unter dem Foto einer Fendi-Tasche "Fendi Re-see" steht, dann würde ich es dem Leser nicht verübeln, im Laden nach der "Fendi Re-see" zu fragen. Annette Weber, die InStyle-Chefredakteurin, und ich mussten über diese Vorstellung herzlich lachen und stellten uns vor, wie erfolgreich eine Tasche namens "Re-see" wohl werden würde. Wenn Annette den Begriff in ihrem Heft aufgreifen würde, würde er dort wohl als "Resee" oder als "Re-See" geschrieben stehen.
Catwalk (links) und Re-see im Showroom (rechts) bei Bottega Veneta in Mailand
Warum verwenden manche Modemagazine und Modeblogs diesen Begriff so selbstverständlich? Ganz ohne Erklärung? Woher soll die Leserin denn wissen, dass zu den Modeschauen-Terminen von Einkäufern, Stylisten und Modejournalisten eben auch die "Re-sees" gehören?

Was ist eigentlich ein Re-See?

Das sind die Showroom-Termine, zu denen man sich nach der Fashionshow die Kleider noch einmal ganz genau betrachten kann. Die Runway-Modelle hängen dann auf Kleiderbügeln, man bekommt etwas zu trinken gereicht und kann mit den Länder-Beauftragten die kommende Saison besprechen: Der Einläufer sagt, dass er Kleid XY besser verkaufen könne, wenn es kürzer oder länger wäre. Die Stylistin bekommt Plastikringe in einer bestimmten Farbe, die sie auf Kleiderbügel hängt and damit Stücke markiert, die sie demnächst für ein Foto-Shooting braucht. Irgendwann hängt am besten Kleid eine ganze Regenbogen-Palette an Plastikringen. Der rosafarbene Ring beispielsweise von Emmanuelle Alt (frz. Vogue), der gelbe von Kerstin Schneider (dt. Elle), der goldfarbene von Annette, usw.
Die Modejournalistin fragen den PR-Damen Löcher in den Bauch: Welche Echse wurde für den Streifen verwendet? Wo lebt die Echse und, warum wollte der Designer ausgerechnet diese? Hat er dort Urlaub gemacht? Wann kann ich mit ihm in Ruhe über die Kollektion sprechen? Es ist wirklich dringend.
Foto: Catwalkpictures, Modepilot/Modejournalistin
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Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Anna im Wunderland sagt:

    Ahaaaaaaaaaaaaa, dankeschön, das hab ich nie verstanden!