Das ist kein Streetstyle mehr
Streetstyle? Was macht Model Leonore Masson da?
Barbara fasste vor drei Tagen zusammen, wie weit es mit dem Streetstyle bei den Fashion Weeks gekommen ist. Mit "Streetstyle" haben die Looks, die man vor den Eingängen der Fashion Shows sieht, schon lange nichts mehr zu tun. Die Effekthascherei ist ein Spektakel für sich geworden.
Was Barbara mit "2014 war das Jahr, in dem Firmen meinten, den Streetstyle-Hype zu ihren Marketingzwecken verfremden zu können. Sie engagierten Models, zogen denen die Kleider an und schickten sie mit einem Fotografen ins Fashionweek-Getümmel" beschreibt, konnte ich jetzt bei der Pariser Modewoche in aller Ruhe beobachten und dokumentieren.
Ich wartete bei der Dries Van Noten Show draußen auf Barbara, die drinnen war. Die Show lief bereits als durch und durch gestylte Damen immer noch vor dem Eingang auf und abliefen. Die Fotografen (ohne Schauenticket) waren dankbar für den Zeitvertreib. Schließlich haben sie nichts zu tun, wenn alle in die Veranstaltung verschwinden und erst nach 30 bis 45 Minuten wieder herauskommen.
Eine Dame fiel mir besonders auf. Sie posierte noch, wenn alle anwesenden Fotografen bereits 85 Bilder von ihr gemacht hatten und ihr müde wurden. Sobald die Fotografen ein neues Motiv in Form einer posierenden, grell gekleideten Person erfassten, rannte die besagte Dame, Model Leonore Masson, dazu ins Bild. Und! Öffnete als Photobomb ihren Trenchcoat, unter diesem sie nichts weiter trug als Dessous.
Als ich dann sah, wie ihr eine Haare/Make-up Spezialistin die Haare zurecht rückte und sich das Model immer wieder mit zwei Personen absprach, wurde ich neugierig.
Ich fragte nach. Es handele sich um eine Aktion der Wäschemarke Etam. Masson trage einen Body des Unterwäscheunternehmens. Aha, dachte ich mir und überlegte, wer nun gerade das bessere Geschäft macht: Dries Van Noten, der drinnen vermutlich wieder die edelsten Stoffe an den edelsten Models in einer wunderschönen Location präsentiert, was sich Damen ansehen, die für ihre Kleidung kaum noch Geld ausgeben, weil sie alles geschenkt bekommen. Weniger gut ausgestattete Modejournalisten kaufen ihre Saisonware bei Zara. Und Etam (BHs ab 17,90 Euro) nutzt den Fotografenauflauf beim Edelschneider für sein Massengeschäft – mit einfachsten Mitteln. An dieser Stelle sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass auch Etam eine Fashion Show in Paris präsentierte.
Ich stand übrigens abseits, zwischen den Limousinen und den wartenden Chauffeuren. Dort entlang schlängelten sich die Miroslavas Dumas dieser Welt. Sie wollten der Fotografenmeute entgehen. Wäre es ihnen gelungen, hätte ich ein schönes Foto von ihnen machen können und vielleicht zwei, drei Sätze wechseln können. Stattdessen wurde ich geradezu umgerannt. Da erinnerte ich mich an die Mailänder Modewoche 2009, als ich bei der Giorgio Armani Fashion Show genau die einzige war, die anschließend die Kamera zückte und so ins Gespräch mit dem Designer kam >>>
Fotos: Modepilot
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