Die besten ihrer Art: Espadrilles

Mit bunten Espadrilles verhielt es sich lange Zeit wie mit klimpernden Fußkettchen oder wild gemusterten Tuniken: Frau von Welt trägt die leichten Schlüpfschuhe ausschließlich bei glühender Hitze am Mittelmeer, denn zurück in der grau-kalten Heimat wirken die bunten Bauernschuhe eher wie Reformhaus statt Riviera. Noch dazu ist Regen der ärgste Feind der für Espadrilles charakteristischen Sohle aus Pflanzenfasern, wie Flachs oder Hanf.

Vom Bauernschuh zum Uptown-Accessoire

Dabei waren Espadrilles schon in den 50er- und 60er Jahren beim internationalen Jet-Set beliebt. Grace Kelly, Humphrey Bogart, Audrey Hepburn, Salvador Dalí , Sophia Loren – sie alle trugen die Ibero-Schlappen. Yves Saint Laurent, Großmeister der Eleganz, verhalf Espadrilles endgültig zum Fashion-Accessoire. Schon in den frühen 60er Jahren entdeckte er die Schuhe der Firma Castañer auf einer Pariser Messe, die seit über 200 Jahren Espadrilles herstellt. Saint Laurent entwickelte aus dem schlichten Leinen- oder Baumwollschuh eigene Modelle, mit Verzierungen, Schleifen und Keilabsatz. Erst in den 80er-Jahren erreichte der Hype in Deutschland seinen Zenit. Die damals besonders grellen und bunten Modelle wurden als billige Importware für ein paar Mark verschleudert. Sie wurden schnell zur Massenware und so erst einmal passé.

Comeback der Espadrilles

Zum Glück ist die Modewelt ja nicht nachtragend. Spätestens seit die zwei magischen Marken mit C, Céline (im Leo-Look) und Chanel (mit auffälliger Logo-Kappe), sowie Valentino (im Spitzen-Look) vor rund drei Jahren Espadrilles auf dem Laufsteg zeigten, waren sie wieder le dernier crie und sofort ausverkauft.
Nun kehrten Sie in den vergangenen Saisons endgültig zurück ins Straßenbild. Aber die Designer-Espadrilles von heute haben wenig mit dem einfachen Bauernschuh gemein, der seinen Ursprung wohl im späten Mittelalter hat. Luxuslabels statten sie mit Ledersohle und Plateauabsätzen aus, von Aquazzura gibt es sie aus Veloursleder mit Fesselriemchen zum Schnüren, von Proenza Schouler aus Python-Leder. Geblieben ist die grobe Overlock-Naht, bei der der Unterfaden den Oberfaden sperrt („to lock“) und über die Kante genäht wird („over“).

Das Styling

Vornehmlich passen Espadrilles natürlich immer noch zur Urlaubsgarderobe. Also zu Jeans-Shorts, Tunika, Blümchenkleid. Kombiniert mit geringeltem Breton-Shirt und Marlene-Hose wird aus Reformhaus auch nach dem Urlaub vielleicht doch Riviera.
First Class Espadrilles
Tabitha Simmons gehört gerade zu den angesagtesten Schuh-Designern. Sie verwandelt den Freizeit-Schuh in eine ultrafeminine Riemchen-Sandale. Die Sohle ist aus Jute, das Futter aus Leder und das Obermaterial aus Satin ist mit weißen Polka-Dots und Blüten bedruckt. Via farfetch.
 
Business Class Espadrilles
Die zwei Frankfurter Designerinnen Lisa Leipziger und Marijana Condic wurden mit ihrem Label Lika Mimika zur ersten Wahl der Mode-Redakteurinnen. Die Espadrilles und Loafer aus Leder werden in Spanien produziert und schmiegen sich butterweich an den Fuß. Auf dem Foto im Header zu sehen:  Lena Nussbaum ("The Shit Shop") mit Lika Mimika Espadrilles.
Economy Espadrilles
Mein Favorit: Das Original von der katalanischen Firma Castañer. Seit 1927 fertigen sie ausschließlich Espadrilles und stellten bereits Modelle für Balenciaga, Pierre Hardy und Christian Louboutin her. Das klassische Modell kostet etwa 80 Euro.
Was man für den Fashion Small Talk wissen muss
Der Name stammt von „Espadrillo“ (von span. esparto, lat. spartum) und bezeichnet eine nordafrikanische Gras-Sorte, aus der Seile hergestellt werden, die man wiederum zu Schuhsohlen verarbeitet hat.
Photo Credit: Lena Nussbaum, Net-a-porter.com
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Kali P. sagt:

    Ich liebe diese leichten Schuhe! Wer damit auch noch etwas Gutes tun möchte, schaut sich bei TOMS um.

    Meinen Blog-Eintrag dazu gibt´s hier:

    http://nofashionandlifestyle.blogspot.de/2015/06/outfit-maxi-rock-trompetenarmel.html


    Liebste Grüße

    Kali


  • Eva sagt:

    Wenn schon, dann stimme ich auch für die Originale ... Hauptsache keine Rockstuds mit Animalprint und so ein Kram ... aber Espadrilles zählen bei mir leider zu den Schuhtypen (Bootsschuhe, Vans), die ich noch nie verstanden habe ... was sicher an mir liegt ... 😉