Lifetransforming Gadgets

Shopping Talk: Wie sagt man dazu?

Das Thema ist groß, allgegenwärtig und trifft JEDEN, aber es gibt keinen Begriff dafür. Lifetransforming Gadgets, nennt es der Mann, wenn er sich im Shoppingwahn von einem Banker zu einem Supersportler verwandelt: lauter Dinge, die er beim Erlernen einer neuen Sportart gar nicht braucht und, die bald ein staubiges Dasein im Keller fristen, wie z.B. die ganzen Fairway Hölzer und der Regenschirm fürs Golfbag. Auch wir kennen dieses Phänomen, allerdings aus der Boutique: Hippie-Kleider zum Beispiel, mit denen wir versuchen, uns in einen anderen, lässigeren Menschen zu verwandeln. Und dann tragen wir im Urlaub doch wieder das schlichte Kleid in Dunkelblau, weil wir eben keine Isabel Marant-Frau sind.
Wie nennt man dieses Shopping-Fehlverhalten, das am Ende lediglich zu Vorlagen für unsere Rubrik "Was hat mich denn da geritten?" dient? Es handelt sich dabei nicht einfach nur um den klassischen Fehlkauf (zu klein, zu kurz, zu gelb) und es ist auch kein reines Frustshopping. Es sind Sehnsuchtskäufe, ja, bishin zu der geistigen Verwirrung, sich einer Lebenswelt zugehörig zu fühlen (langes Seidennachthemd à la Michelle Pfeiffer in Scarface oder eben Profi-Equipment für den Anfänger), in der man sich gar nicht befindet.
In der Psychologie nennt man es "Heterosuggestion", wenn man durch sich oder andere (z.B. durch Werbung oder Filme) beeinflusst wird. Damit diese Heterosuggestion greift, muss eine Grundbereitschaft da sein: "Suggestibilität". Man ist empfänglich, sich programmieren zu lassen, z.B. auf ein Jachtoutfit oder ein Hippie-Dasein. So, wie andere plötzlich Lust auf "die extra Portion Milch" verspüren oder auf das kühle Bier.
Ob es viel zu hohe Stilettos sind, die wir kaufen, die aber eigentlich nur von Frauen mit eigenem Chauffeur getragen werden können (wenn überhaupt!) oder handbemalte Batikhemden aus Indonesien, Schmuck aus Afrika. Die Liste lässt sich endlos weiterführen (gern die Kommentarfunktion dafür verwenden).

Requisiten-Shopping

Wir horten lauter Errungenschaften in unserem Kleiderschrank, die vielleicht in eine Filmrequisite gehören, aber sicher nicht in unseren Alltag: Handtaschen mit dazu passenden Handschuhen (so ladylike!) oder Seidennegligés! Im Winter zu kalt und ungemütlich, im Sommer überflüssig.
Wie nennt man diese Geistesverwirrung, Dinge zu kaufen, die mehr einem gewünschten Leben als der Realität entsprechen? Männer kennen das nicht nur von der coolen, neuen Sportart – auch von ihrem gewünschten Abenteurer-Dasein. Die verzweifelte Bergwacht berichtet dann von zwar bester Ausrüstung, aber dazu nicht passender und ausreichender Erfahrung. Aber auch Damen mit High-heels müssen jährlich in den Bergen geborgen werden (kein Scherz) – da stehen sich Spontan-Abenteurer und Stiletto-Wanderin in nichts nach.
Habt ihr eine Idee? Dann verratet sie uns bitte in der Kommentarfunktion oder stimmt unter den Möglichkeiten ab, die wir uns ausdachten:

Wie sagt man beim Shopping dazu, wenn man sich Wunschdenken kauft?

Und, wie gesagt: Wir freuen uns über weitere Ideen (in der Kommentarfunktion), wie wir dieses Phänomen künftig hin beschreiben. Dann, wenn wir wieder in einer Boutique stehen und glauben, diesen kleinen, neckischen Jumpsuit unbedingt haben zu müssen...
Photo Credit: Net-a-porter
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Kali P. sagt:

    Welch ein Zufall, dass ich gerade heute meine Fashion Fails in meinem Blog gepostet habe.

    Die Sache mit dem Wunschdenken... tja... Sehnsuchtskäufe sind auch manchmal Verzweiflungskäufe.

    Man möchte jemand sein, der man nicht sein kann.

    Ich bin normal lieber ich, in vielen Facetten <3

    Liebste Grüße

    Kali von Miss Bellis Perennis


    • Kathrin Bierling sagt:

      Haha, Kali! Ja, scheint gerade die Zeit des Hinterfragens und Ausmistens zu sein 😉 Super Beispiele in deinem Artikel – das kennt jeder. Liebe Grüße, Kathrin
  • Rene sagt:

    Vielleicht haben wir nur irgendwann gelernt Mode so rational und bedarfsgerecht zu kaufen, das der spielerische Aspekt, den wir alle ja ganz offensichtlich bei Streetstyle und Instagram so schätzen und liken, bei uns selbst verloren ging. Kleidung soll immer ein Spiegel des Ist-Zustands sein, dabei könnte es ja auch ein zukünftiges Ich vorausnehmen und uns hin zu etwas Neuem entwickeln lassen?

    Ich finde Fehlkäufe, wie die im Text genannten gut, weil sie immerhin den Versuch darstellen ein anderes Ich zu kreieren.


    • Kathrin Bierling sagt:

      Lieber Rene, das stimmt. Würde man die Sachen denn auch einmal alle tragen, die man sich sehnsuchtsvoll zulegt, dann wäre das Straßenbild sehr viel unterhaltsamer. Liebe Grüße, Kathrin
  • Katja sagt:

    Ich finde Fashion Fashing zwar nicht passend für das oben aufgezeigte Phänomen, werde mich aber stark dafür einsetzen den Begriff zu etablieren, um z.B. Streetstyles während der Fashionweek zu beschreiben.
  • Maren sagt:

    "Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren, was wir sein möchten”. John Hegarty Kreativchef und Gründer der Londoner Kreativagentur Bartle Bogle Hegarty (BBH)
    - noch Fragen? Nach meinem Verständnis ein hoher Wahrheitsgehalt 🙂