Der Anker ist die neue Ananas

Die Ananas war als Interior- und Modetrend allgegenwärtig: als Print, Schmuckstück, Dekorations-Artikel und natürlich in ihrer Reinform als stilvoll inszeniertes Instagram-Bild, das tropische Urlaubs-Feeling schlechthin.
ananas
Ähnliche Beachtung findet nun der Anker, das nautische Lieblings-Symbol der Sylt-Touristen und eines der ältesten Tattoo-Motive.
Wenn wir nach der alten Moderegel „Drei sind ein Trend“ gehen, dann ist das Anker-Motiv bereits ein Mega-Trend.

Von A.P.C. bis Valentino: Alle lieben Anker

 
Was so nonchalant als zierendes Symbol verwendet wird,  ist mit allerlei historischer Bedeutung aufgeladen:
Der Anker und die Seefahrt
Die allerersten Trendsetter waren in diesem Fall – Überraschung! - höchstwahrscheinlich die Seefahrer. Das Anker-Tattoo stand für die Überquerung des Antlantiks, aber auch für die feste Verankerung im Heimathafen – die einzig wahre Liebe eines echten Seemanns. Sogar Kaiserin Sissi trug ein Anker-Tattoo im Nacken und wollte damit laut Katrin Unterreiner, Kuratorin des Sissi-Museums „ihren Freiheitsdrang aus ihrer Liebe zum Reisen und die Sympathie für die Seefahrer“ ausdrücken.
Der Anker und Christentum
Im christlichen Glauben stehen die drei Symbole Kreuz, Herz und Anker für die Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung, die in diesem berühmten Bibelvers beschrieben werden: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die Liebe aber ist die größte unter ihnen." (1. Korintherbrief Kap. 13,Vers 13). Der Anker zeigt, seit den Anfängen der Religionsgemeinschaft im turbulenten Rom, die Verbundenheit mit dem Christentum – denn wie ein Anker gibt uns Gottes Liebe Halt im Leben und Hoffnung auf himmlische Erlösung und die kreuzförmige Ankerform erinnert an den Tod Jesu Christi, der sich ja bekanntermaßen für uns irdische Sünder opferte.
Und heute?
Tätowierungen haben vollends ihre stigmatisierende Kraft als Auszeichnung von Kriminellen verloren – das Motiv wird längst nicht mehr mit „bösen Buben“ verbunden. Dass der Mensch in seiner Überforderung in der digitalisierten und globalisierten Tinder-Gesellschaft ein bisschen Halt sucht, uns sei es nur in Form eines Motivs, wundert nicht. Einstige sinnstiftende Institutionen wie die Ehe, Religion oder Familie erleben zwar eine Renaissance, aber ein Anker  an der Halskette kommt weniger spießig daher als ein Bibelvers auf der Handy-Hülle. Apropos Handy: Auf Instagram werden Anker-Motive oft mit der caption „refuse to sink“ versehen. Man könnte nun anmerken, dass ein Anker sein Ziel verfehlt, wenn er nicht sinkt, aber das schiebe ich jetzt mal auf den noch fehlenden Halt.
Photo Credit: Instagram (worldmcqueen), n21_official, sereriveers, catwalkpictures.com
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Eva sagt:

    Abseits aller Trends ist mir der Anker immer schon immer lieber als die Ananas ... und der Pulli im Header ist ganz meiner ...