Basics – Wenn ich bei null anfangen müsste
Supermodel Nadja Auermann. Ich treffe das kühle Supermodel der Neunzigerjahre (Jahrgang 71, Berlin) mit den längsten Beinen der Welt und habe das Gefühl, ein mir lieb gewonnenes, vertrautes Gesicht wieder zu sehen. Dabei begleitete sie meine Jugend "nur" aus Modezeitschriften heraus. Später, als junge Modejournalistin, sah ich dabei zu, wie sie den internationalen und jüngeren Models zeigte, wer hier den Laufsteg mit einem Bam!-Effekt betreten kann: Uns-Nadja! Gänsehautgefühl, wenn ich nur daran denke (Laufsteg-Galerie ganz unten).
Und jetzt sitzt die vierfache Mutter vor mir. Ihr leuchtender, stechender Blick stellt Zoolanders "Blue Steel" so was von in den Schatten! Ihre Beine sind überall. Für unser Interview "Basics – Wenn ich bei null anfangen müsste" gibt sie vor, kaum eine Mode- oder Beautymarke zu kennen. Der Trenchcoat stamme von "Bur.... ", das Parfum von so einem bekannten Label aus Paris. Ich glaube ihr, aber ich weiß auch, dass sie eine hoch intelligente Frau ist. Beim Brexit-Thema hat sie keinen Hänger. Da erklärt sie mir die Auswirkungen und wie es dazu kommen konnte. Aber, was würde sich Nadja Auermann neu kaufen, wenn morgen plötzlich alles verloren wäre?
Mode- und Beautybasics von Nadja Auermann
1. Der Trenchcoat
Der Trenchcoat von Burberry ist klassisch und passt immer.
2. Die Daunenjacke
Es gibt sie leider nicht mehr: eine milchig-transparente Jacke für Männer von Stone Island. Man sieht die Daunen durch, sie ist dick, aber federleicht und hält im Winter schön warm.
3. Das Deo
Während der Schwangerschaft konnte ich artifizielle Gerüche nicht mehr ertragen. Seither verwende ich von Weleda das Zitrusdeo. Das wirkt gut als Deo und duftet schön frisch.
4. Der Hut
Ich trage gern Hüte, weil ich eine sehr empfindliche Haut und empfindliche Augen habe. Die sind mir lieber als Sonnenbrillen. Meistens ist es ein Panama-Hut – der passt auch gut zum Trenchcoat.
5. Das Tuch
Ich trage Seidentücher um den Hals. Auch das passt gut zum Trench. Klar gibt es schöne von Hermès, aber es gibt auch viele schöne Seidentücher von weniger prominenten Marken. Ich liebe eines, das ich bei einem niederländischen Künstlerlabel in Maastricht fand. Dort entwickeln sie alte Drucke weiter.
Am Flughafen treffe ich Nadja wieder. Sie trägt einen Panama-Hut, ein Seidentuch im Muster "Mystic Waves" von "Tales on Silk" aus Maastricht.
6. Die Sonnencreme
Ich richte mich nach Stiftung Warentest und kaufe Sundance, die Eigenmarke von dm. Die soll teilweise besser sein als die ganz teueren Cremes. Da ich so eine Creme – aufgrund meiner hellen Haut – ständig verwende, achte ich auf Qualität. Ein großer Name allein reicht mir nicht. Und immer Lichtschutzfaktor 50.
7. Das Hemd
Ich trage gern Hemden im Herrenschnitt, auch gern welche aus Seide. Mein Lieblingshemd stammt von dem japanischen Label 45R. In Paris und New York gibt es auch Geschäfte. Es ist aus handgewobener Baumwolle und inspiriert von der Bekleidung der japanischen Landbevölkerung. Deshalb durfte ich mir auch schon ein Späßchen von einem Stylisten anhören, als ich eine dicke Flanell-Herrenhose der gleichen Marke anhatte: "Ich zahle doch nicht ein paar tausend Euro, damit ich danach aussehe wie ein japanischer Landarbeiter." Ich finde es aber gar nicht so schlecht, auszusehen wie ein japanischer Landarbeiter. Außerdem sind die Stoffe toll und ich liebe Stoffe, die sich auf der Haut gut anfühlen.
8. Der Pullover
Ich trage am liebsten Cashmere-Pullover mit V-Ausschnitt: im Sommer dünnere, im Winter dickere Qualitäten. Am liebsten in den Farben Camel, Beige oder Schwarz.
9. Die Mascara
Make-up brauche ich nicht zwingend. Man kann auch ohne Make-up aus dem Haus gehen, finde ich. Am ehesten würde ich mir wohl eine Mascara kaufen, die möglichst natürlich wirkt. Für den Tag eine in Dunkelbraun.
10. Der Schuh
Ich trage Ballerinas (Nadja Auermann ist 1,80 Meter groß, Anm. d. Red.). Gerade trage ich die von Prada, aber ich mag auch die von Buffalo, wobei die Sohlen von Prada schon sehr viel besser sind, gerade wenn man viel läuft.
11. Die Jeans
Jeanshosen sind immer ein schwieriges Thema aufgrund der Länge. Notify habe ich eine zeitlang getragen. Bei H&M habe ich neulich welche gefunden. Die haben manchmal extra lange Jeanshosen, die sie mit Körpergröße angeben, also mit 1,75 m zum Beispiel. Das geht dann. Eigentlich bräuchte ich eine 36er-Länge. Mein Tipp für groß gewachsene Frauen: Einfach damit leben, dass die Hosen immer zu kurz sind. Das ist ja gerade auch "in". Im Sommer trage ich die Zigarettenform in Schwarz oder Dunkelblau. Diese ganzen Waschungen fand ich schon in den 80ern schrecklich.
12. Die Tasche
Eigentlich mag ich keine Handtaschen. Deswegen mag ich auch den Burberry-Trench: Der hat viele Taschen, in die man alles reinstopfen kann. Das sieht dann zwar nicht mehr schön aus, aber man spart sich die Tasche. Manchmal kann man nicht ohne, vor allem wenn man Kinder hat. Dann trage ich am liebsten eine, die ich mir diagonal umhängen kann, z.B. ein älteres Taschenmodell von Prada in Rot.
13. Das Parfum/Die Parfums
Parfums trage ich gern im Winter: Irgendwas mit "96", ein Öl von Charlotte oder wie der Laden in Paris heißt... Nach Rücksprache mit der Agentin: Haha, Colette, ja richtig, nicht Charlotte. Na, jedenfalls kaufe ich mir dort gern das Santal-Öl und der Duft von Byredo heißt "1996". Ich mag auch das "Extravagance Russe" von Diana Vreeland. Im Sommer trage ich gern das Parfum mit der Wabe drauf. ("Limon Verde" von Guerlain, Anm. d. Agentin). Das riecht schön frisch! Ich lege mich beim Duft nicht fest, verwende lieber unterschiedliche – je nach Temperatur, Tageszeit und Stimmung.
Laufsteg-Galerie: Nadja Auermann
Neben legendär gewordenen Fotografien, die Helmut Newton, Peter Lindbergh oder Ellen von Unwerth von Nadja Auermann machten, dominierte das deutsche Supermodel viele Jahre lang die Laufstege der ganz großen Marken. Auermanns „Catwalk" von 1992 bis 2008:
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Photo Credit: Escada, Catwalkpictures
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