Best of: Showlocations Fashion Week Berlin
Einst war das Fashion Week Zelt am Brandenburger Tor der Dreh-und Angelpunkt der Berliner Modewoche. Nur vereinzelt zeigten Labels abseits in Offside-Locations verteilt über die ganze Stadt. Diese Saison musste das Zelt der Fanmeile weichen und in das Erika-Hess-Eisstadion übersiedeln, wie schon zur WM 2014. Gestört hat das niemanden: Mittlerweile ist der Berliner Salon und die unter diesem Signet stattfindenden Events im spätzklassizistischen Kronprinzenpalais zum wichtigsten Treffpunkt der Modeleute geworden.
Drei Show-Locations, die uns den Atem raubten.
Odeeh im Berliner Schloss, Humboldt-Forum
Odeeh zeigen ihre Kollektion normalerweise in Paris, diese Saison beehrten sie die Berliner Fashion Week. Was für eine Show, was für eine Freude! Otto Drögsler und Jörg Ehrlich lieferten gleich eine doppelte Premiere: Zum allersten Mal fand ein Defilee im Berliner Stadtschloss statt, das jetzt als Humboldt-Forum wiedererrichtet wird. Hier, im historischen Zentrum Berlins „Unter den Linden“, zeigten Odeeh auch zum allerersten Mal Herrenmode. Kai Magrander (Harper’s Bazaar) freute das besonders. Er kommentiere bei Instagram: „answered Prayers“.
Warum so besonders?
Vor der eigentlichen Show wurden die Gäste zu einem Champagner-Empfang geladen: unverputzter Beton, in der Mitte ein massiver Tisch mit Teelichtern dekoriert und dazu ein Blick auf den Berliner Dom in der Abendsonne zur Linken, zur Rechten der Innenhof der Humboldt-Box.
Das Gebäude befindet sich noch in der Bauphase. Die femininen Blumen-Prints und Seidenstoffe in der Umgebung dieses rohen Charmes eines unfertigen Gebäudes zu erleben, war ein wirklich einmaliges Erlebnis. Die Gäste wussten offenbar vorher schon, dass die Show wunderschön werden würde: Das Event war hoffnungslos überbucht. Da soll noch einer sagen, die Mode in Berlin interessiert niemanden!
Und die Mode?
Für mich eine Kollektion auf den zweiten Blick: Erst als ich die Kollektion einen Tag nach der Show bei der Gruppenpräsentation im Berliner Salon aus der Nähe betrachtete, verliebte ich mich in die mutigen Farbkombinationen und das kluge Spiel mit Längen und Schnitten. Gut Ding will eben Weile haben. So wie es einige Zeit brauchte, damit Odeeh in Berlin statt in Paris zeigen wollte.
Lala Berlin im höchsten Penthouse Berlins
"Als ich zum ersten Mal diesen Ausblick sah und sich Berlin in einer völlig neuen Perspektive vor mir erstreckte, war ich so berührt, dass ich dieses Gefühl niemandem vorenthalten wollte", so Leyla Piedayesh, Kopf und Herz hinter Lala Berlin. Also lud die Designerin ihre Gäste für die Präsentation der Kollektion Lala Berlin Frühjahr/Sommer 2017 zu einem intimen Sundowner in Berlins höchstes Penthouse ein.
Warum so besonders?
Wohnzimmer-Atmosphäre, Live-Musik vom Klavier, ein Blick aus dem 22. Stock auf den Westen Berlins und dazu Models, die sich unaufgeregt unter die Gäste mischten. Leyla schaffte es, Pariser Salon-Kultur in Berlin zu kreieren. Und wie fast alle ihrer Shows endete der Abend mit einer ordentlichen Party: Die Stimmung war so gut, dass Heike Makatsch und Aino Laberenz spontan die Turntables übernahmen.
Und die Mode?
"Hypnotic Nights" war der Titel der Kollektion. Gemeint sind damit vermutlich die ungewöhnlichen Farbkombinationen: Blau-schwarzer Leo-Print oder Orange zu Hellblau – das muss man sich erstmal trauen! Hat sie zum Glück, denn es sieht erstaunlich gut aus.
Marina Hoermanseder im Kronprinzenpalais
Der Garten des Kronprinzenpalais ist ein beliebter Ort für Defilees und Marina Hoermanseder zeigte hier schon letzten Sommer ihre Kollektion. Und wieder hatte sie Glück: Trotz des unsicheren Wetterberichts strahlte die Sonne mit ihren stolzen Eltern um die Wette.
Warum so besonders?
Statt einfacher Bankreihen ließ Marina eine Art weiße Landschaft aufbauen mit kleinen Sitz-Inseln, die um Birken herum gestaltet waren. Dazu wurden schicke Cocktails und Eis gereicht. Musik (u. A. ein Remix von "Girls just want to have fun"), Wetter, Stimmung – die Kompostion war auf den Punkt: die perfekte Sommerparty.
Und die Mode?
Marina Hoermanseder hat seit ihrer ersten Kollektion eine sehr extreme Formensprache: Korsagen und Leder-Kreationen – inspiriert von orthopädischen Stützapparaten aus dem 17. Jahrundert – mit Schnallen und Riemen. Diese Signature-Elemente setzt sie geschickt in tragbare Stücke um, wie zum Beispiel Taschen. Ein schöner Bruch: Die strengen, skulpturalen Korsetts waren mit zarten Kristallapplikationen (Swarovski unterstützt sechs ausgewählte Design-Talente des Vogue Salons) oder 3-D-Schmetterlingen verziert.
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Photo Credit: BrauerPhotos / Neugebauer fuer LALA Berlin, Isabelle Braun
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