Was ist da los, Isabel Marant?

Für die französische Designerin Isabel Marant hege ich eher Bewunderung: Eine sympathische Frau, die sich treu geblieben scheint und Saison für Saison gute bis starke Kollektionen abliefert, die für den französischen „effortless cool“-Look stehen wie kaum eine zweite Marke. Was Céline für Handtaschen ist, scheint Marant für Schuhe zu sein: Jeder Schuss, ein Treffer: Sneaker-Wedges, Cowboy-Stilettos, Bobby Boots, Dicker Boots, Pool Slides..., die Liste der It-Schuhe aus dem Hause Marant ist lang, ich gehöre auch zu en Anhängern. Mein ältestes Stück, die gefütterten "Nowles"-Winterboots, liebe ich heiß und innig (Warum, steht hier).

Optik: Top - Qualität: Flop

Leider herrscht bei ihrer Kleidung in letzter Zeit eher Verwunderung: Ich besitze zwei recht neue Stücke, ein leichtes Sommerkleid von Isabel Marant Étoile (der günstigeren Zweitlinie) und eine Leinenhose, die bei der Anprobe unwiderstehlich waren. Ich weiß, wie sich Leinen verhält, aber die Hose knittert, kaum dass ich sie vom Bügel genommen habe. Das Kleid fällt zwar wunderbar und ist dank integriertem Gummibündchen sehr angenehm zu tragen, aber auch hier: Knitteralarm! Das Kleid (75 % Viskose, 25 % Seide) unterscheidet sich nicht von einem Mango-Teil im Trageverhalten. Nun, ihre Kleidung ist „günstiger“ als viele Designerbrands, aber noch lange nicht billig: Das Kleid kostet 290 Euro.
Isabel Marant sukey dress modepilot
Als ich einer Freundin von meinem Ärger berichtete, bestätigte sie meinen Eindruck, dass die Mode zwar schön, aber qualitativ minderwertig sei: Sie hat eine locker geschnittene Jeans. Beim dritten Trageversuch riss die Jeansschlaufe beim Anziehen. „Das passiert mir nicht einmal bei meiner Zara-Jeans, nach einem Jahr ständigem Tragen“, sagte sie. Kathrin setzt nach: "Der Pullover kratzt", sagt sie über das Streifen-Modell, das oben im Headerbild zu sehen ist.
Eine Theorie: Vielleicht wird am Material gespart, um den Umsatz zu steigern? Schließlich ist Marant auf Investorensuche.
Wie geht es euch? Hatte ich einfach ein unglückliches Händchen, oder sollte Madame Marant einmal mehr Qualitätskontrolle betreiben?
Photo Credit: Catwalkpictures, La Garconne
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Andrea sagt:

    Leider wirklich ein Problem, das ich mit Etoile schon seit ein paar Saisons habe- dass es mit der Investorensuche zusammenhängt will ich daher leise bezweifeln. Die Materielien sind oft eher preiswert, weshalb ich einiges, das mir vom Look her gefällt, schon gar nicht mehr kaufe. Aber auch die Verarbeitung hat mich schon ein paar Mal geärgert. Zuletzt hat sich z.B. die Spitze an einer Baumwollbluse nach 1 Mal tragen ohne nenneswerte Belastung aus der Naht gelöst und die Knöpfe an zwei Jacken gleichen Modells (aber in 2 Farben - es war Sale, sorrynotsorry) haben sich verabschiedet. Bei den Seidenkleidchen aber auch bei einigen Jacken ärgere ich mich außerdem oft über zu wenig oder gar kein Futter (oder Unterkleid). Da vergeht einem schonmal der Spaß an den Klamotten. Aber ich sehe keine Besserung- sollten die Preise erhöht werden verlässt die Linie ihre Zielgruppe und nähert sich außerdem doch stark an die Hauptlinie an. Ich suche schon nach Alternativen...
  • Isa sagt:

    Ich habe leider ähnliche Erfahrungen gemacht. Nachdem ich lange genug drumherum geschlichen bin, habe ich mir ein Kleid aus der aktuellen Kollektion geleistet. Es waren mehrere Fäden gezogen, noch bevor ich das erste Mal damit überhaupt das Haus verlassen habe. (Nein, keine Katzen, Klett, Kakteen o.ä. in der Nähe) Sowas ist mir noch nie passiert. Ziemlich enttäuschend.
  • Maike sagt:

    Ich kann ähnliches berichten. Hatte mir eine sündhaft teure Lederhose gegönnt (nicht aus dem Etoile Progrmm)und sie ist bereits beim ersten Anziehen gerissen. Materialermüdung sagte man mir im Laden, man kenne dieses Problem und nahm die Hose anstandslos zurück. Schade!
  • Sabine Buss sagt:

    Kann ich leider auch nichts Gegenteiliges berichten. Ich finde die Sachen oft sehr, sehr schön, aber beim Tragen verlieren sie schnell die Formen, sind fehlerhaft verarbeitet und nach dem ersten Waschen/Reinigen ist der Lack ab. Ich habe früher häufiger Secondhand Sachen von Abrannt gekauft, da war auch die Qualität nicht super, aber inzwischen hat es noch mehr nach gelassen. So schade, da die Schnitte, die Farben und das Design immer sehr ansprechend sind.
  • Claudia sagt:

    Bei mir ähnlich. Ich habe zu Saison-Beginn ein Kleid mit Stickereien von Isabel Marant gekauft. Beim ersten Tragen haben sich bereits Fäden an mehreren Stellen gelöst und durch leichtes Ziehen könnte ich nun die ganze Stickerei auflösen. Eigentlich ist solch ein Problem durch wertige Verarbeitung leicht zu vermeiden. Durch Qualität zeichnet sich die Marke leider nicht (mehr) aus.
  • katha sagt:

    Ich habe mir letztens einen Etoile-Rock online bestellt - und als er ankam, dann direkt nach der Anprobe wieder zurück in den Karton gesteckt. Der Rock war schief genäht, der Stoff hauchdünn, ohne Unterrock - und wirkte echt billig. Der Kommentar von meinem Mann: Der Rock könnte auch von Primark sein. Autsch.