Das Ende der eitlen Pfauen
Es sind die vielleicht bekanntesten Bilder von der Pitti Uomo in Florenz, der wichtigsten Männermodemesse der Welt: Herren im edlen Dreiteiler, mit Fedora, Einstecktuch und Socken in Kontrastfarbe oder Polka dots, manchmal mit Samtslippern, manchmal mit feinen, rahmengenähten Schnürschuhen, sitzen auf einer Mauer. Sie sind herausgeputzt bis in die gezwirbelten Bartspitzen.
Das ist ein gutes Fotomotiv, das sich schnell verbreitet, und so glaubt man als Betrachter, dies sei der inoffizielle Dresscode der Kenner. Bis vor ein paar Jahren stimmte das auch. Da trauten sich nur die Modemutigen und Vorreiter an diesen Stil.
Doch mit den massenhaften Nachahmern wurde die textile Extravaganz überreizt: „Wer sich jetzt noch so kleidet, ist ein Spätzünder", sagt Antonio Christaudo, seit 22 Jahren Trendscout der Pitti Uomo und fast das ganze Jahre auf der Suche nach den Looks und Labels, die wir Journalisten dann später als Trends destillieren.
„Der neue Look ist zurückhaltender. Um die stilistischen Feinheiten zu erkennen, muss man genau hinsehen.“ Was er damit meint, zeigt er mir auf einem Foto von Scott Schuman (The Sartorialist).
Ein von Scott Schuman (@thesartorialist) gepostetes Foto am
Wenn man einen Augenblick verweilt und sich das Treiben ansieht, dann stellt man fest: Es stimmt. Die extravaganten Dandys, bekannt als „Pitti Peacocks“, also „Pitti Pfauen“, sind mittlerweile in der Minderheit. Die „Rumsteher/Rumsitzer" sitzen so lange auf dieser, im Center der Messe gelegenen Mauer, bis jemand sie fotografiert, oder laufen erwartungsvoll auf die Fotografen zu. Einer von ihnen ist der deutsche Daniel Bruno Grandl, bekannt als Streetstyle-Fotograf „ The Urban spotter“. Er fotografiert regelmäßig bei der Männermodemesse in Florenz. Diese Saison für den Onlineshop-Aggregator farfetch. „Sie lieben es! Die feinen Herren in ihren Anzügen sind wie 15-jährige Mädchen, die unbedingt fotografiert werden wollen.“
Dieses Kalkül nimmt den Dandys die Coolness, dem Look die Selbstverständlichkeit, mit der „echte" Dandys diesen Look tragen. Also jene, die sich auch abseits des Laufstegs auf der Straße so kleiden und verkörpern, worum es bei gutem Stil geht: "Sprezzatura". Ein wunderbarer Begriff der italienischen Sprache: die Fähigkeit, auch anstrengende Taten leicht und mühelos erscheinen zu lassen. Da haben es Männer ausnahmsweise auch nicht leichter als Frauen.
Pitti Peacocks, die es ein bisschen zu gut gemeint haben
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Photo Credit: Catwalkpictures
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