Jürgen: Street Style des Tages

Mein persönlicher Street Style Star: Jürgen Orlowski. Genau genommen, ist er nicht nur mein Street Style-Lichtblick. Viele meiner Freunde, Bekannten und Nachbarn, die ich bei uns auf der Straße treffe, sprechen mich auf seine coolen Looks an: „Mach' doch mal etwas mit ihm für Modepilot", sagen sie immer wieder. Heute. Endlich.
Wir kennen uns schon länger und wir Duzen uns gegenseitig. Jürgen lebt wie ich auf der Münchner Türkenstraße und liebt es. Auf meine Frage, ob ich mit ihm eine Street Style-Serie für Modepilot starten dürfe, sagt er: „Finde ich gut. Machen wir!" und legt los.
Er mache sich immer Gedanken über sein Outfit. Das sei alles kein Zufall! „Ich trage acht Shirts übereinander, aber jeden Tag in einer anderen Reihenfolge". Aktuell lieben wir sein weißes Hemd unter dem grün-gemusterten Vintage-Bademantel zu blauen Crocs. So ein Schuhmodell hat Balenciaga-Chefdesigner Demna Gvasalia gerade für den Sommer 2018 in Paris auf dem Laufsteg gezeigt.
Jürgen weiß genau, was er gerade für passend hält und was nicht. Ein Freund erzählt mir: „Da kannst Du nicht mit irgendwelchen neuen Sneakern daherkommen. Wenn sie dem Jürgen nicht gefallen, dann nimmt er sie auch nicht geschenkt. Jürgen ist ein Guter: kaum Geld in der Tasche, aber bleibt sich treu."
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Jürgen Orlowski auf dem Georg-Elser-Platz an der Münchner Türkenstraße
Für den Ort des Fotografierens hat Jürgen auch genaue Vorstellungen: die Kastanie an der Türkenschule, der Grundschule an der Türkenstraße. „So lange da noch die Blätter dran sind", sagt er. Aber mehrere Dutzend Fahrräder stören unser Bild. Wir gehen ein paar Schritte weiter...
„Manche Eltern beschweren sich, weil ich hier gern stehe und Musik spiele", sagt er. Warum eigentlich? Wovor haben sie Angst? Jürgen sammelt sogar sämtliche Glasscherben auf dem Platz ein, damit sich die Kinder daran nicht verletzen. Eigentlich, so scherzt er, gebühre ihm dafür ein Orden.
Seine Kleidungsstücke sucht er sich aus Tüten aus, die ihm „Sympathisanten" vorbei bringen, oder aus Kisten, auf denen „zu Verschenken" steht. Und mit seiner Wahl erfreut er jedesmal mein geschundenes Streetstyle-Herz aufs Neue. Wirklich, ich habe mehr Freude an seiner Kreativität und Feinfühligkeit als an den meisten so genannten Street Style Stars und ihren immer gleichen oder bezahlten Looks.
Deswegen möchte ich Euch ab sofort an Jürgens Gefühl für Farben, Formen, Muster und Stoffe teilhaben lassen. Mindestens einmal pro Woche!
Jürgens Kopfschmuck ist ein Verband, aber der 54-Jährige ist nicht verletzt. Er hat sich den Verband um den Kopf gewickelt, damit er einen Verband für alle Fälle dabei hat – für sich selbst oder für jemand anderen, der ihn brauchen könnte, sagt er.
Jürgen und seine Musik: Jürgen hat jeden John Lennon-Song auf der Gitarre drauf. Aber gegen Geld spielt er nicht. Seine Devise: „Ich bin nicht käuflich. Musik darf nichts mit Geld zu tun haben." Er kann auch Ukulele, Bass und Mundharmonika spielen. Weil ihm Gitarren (die ihm liebe Menschen immer wieder einmal schenken) oft geklaut werden, darf er sie beim Gemüsehändler Dieter unterstellen. Dafür fegt ihm Jürgen morgens die Straße vor dem Stand auf der Ludwigstraße. Und jetzt bringt er ihm von seinem letzten Euro ein Bier vorbei. Wir sehen uns morgen, Jürgen!
Photo Credit: Kathrin Bierling für Modepilot
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Axel sagt:

    Selten habe ich so einen unglaublichen Bericht gelesen.

    Herr Orlowski soll ein Street Style-Star sein?

    Vielmehr ist es doch so, das Herr Orlowski seit Jahren sämtlichen Bewohnern der Maxvorstadt und insbesondere der immer hässlicher werdenden Türkenstr. auf die Nerven geht.

    Er hält sich offenbar für den Mittelpunkt der Welt.

    Er nimmt keine Rücksicht, dreht seinen Kassettenrekorder zu jeder Tages- und Nachtzeit auf.

    Er grölt herum, springt sogar den fahrenden Autofahrern vor das Auto und beschimpft sie auf übelste Art. Der Typ gehört in die Nervenheilanstalt, aber garantiert nicht auf einen Fashion-Blog. Die Bilder sprechen übrigens für sich!


  • Orle Fanclub sagt:

    Orle ist und bleibt einfach Kult! Wir alle lieben und feiern ihn! Er ist zurecht in diesem Blog
  • Stolzer Bewohner der Maxvorstadt sagt:

    Was ist denn mit unserem Modestar passiert? Hab ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen...ihm wird doch nichts zugestoßen sein, oder Kathrin?