Rotzfrech geklaut – Skandal um Zara-Taschen
Dass Zara-Designer auf die meisten Ideen nicht von allein kommen, ist landläufig bekannt. Es ist das Erfolgsmodell großer High-Street-Modeketten, ins Kopieren zu investieren. Jetzt ist der Textilgigant aus Spanien mit seinem Ideenklan aber wieder einmal zu weit gegangen.
Strichzeichnungen von drei Illustratoren
In der aktuellen Kollektion fanden sich bis vorgestern Abend noch Lederhandtaschen, auf denen Zeichnungen von mindestens drei Illustratoren zu finden waren (siehe Fotos). Dafür gab aber keiner der Urheber sein Einverständnis. Sie wurden nicht einmal von Zara kontaktiert. Gestern wurden die beiden Taschen inaktiv gestellt, d.h. man findet sie zwar noch über die alten Links (siehe ganz unten), aber nicht mehr im angezeigten Sortiment. Kaufen kann man sie auch nicht mehr.
Das könnte durchaus daran liegen, dass zumindest einer der drei Illustratoren, nämlich der 24-jährige Boris Schmitz aus Deutschland, damit an die Öffentlichkeit gegangen ist: Er stand dem Online-Magazin The Fashion Law Rede und Antwort zu seinen geklauten Zeichnungen und publizierte die Beweise auf seinem Instagram-Account.
Die drei Illustratoren (vermutlich sind es noch mehr) sind aufgrund ihres ähnlichen Zeichenstils (Einlinien-Strichzeichnungen) immer irgendwie miteinander verbunden: Findet man den einen im Internet, kommt man unweigerlich zum anderen, also z.B. auch zum 25-jährigen Annes Bil aus Istanbul und zu Christophe Louis Quitte („quizze"), einem erfahreneren Illustratoren und Art Direktoren aus der Nähe von Paris. So wird es den Designern bei Zara gegangen sein: Sie haben sich die Zeichnungen bei einem Streifzug durchs Internet zusammengesammelt. Man fragt sich nur, warum sie dann nicht auch gleich die Kontaktmöglichkeit nutzten, als sie sich die Zeichnungen von den Tumblr-Accounts zogen. Und zwar, um zu fragen, was die Verwendung der Zeichnungen denn so kosten würde. Was würde man bei Zara wohl sagen, wenn wir mit einem Polyester-Pulli in der Hand den Gang zur Kasse vergessen?
Die Beweise
Es ist nicht schwer zu erkennen (bei mobiler Ansicht bitte im Querformat anschauen!): Die Zeichnungen wurden von den Illustratoren originalgetreu übernommen und als eine Collage aufs Leder in Rot und Blau gebracht. Die einzelnen Künstler haben ihre Zeichnungen und auch die ihrer Kollegen schnell identifizieren können.
Die blauen Taschen sind erst im Laufe der Recherchen aufgetaucht und zwar hier bei Amazon >>> (Nachtrag: Mittlerweile wurde die entsprechende Seite entfernt) und hier geht es zu den roten Taschen, die noch auf der Zara-Seite stehen (aber inaktiv) und knapp 80 und 70 Euro kosten sollten: Umhängetasche >>> und Shopper >>> (Nachtrag: Mittlerweile wurden die Fotos entfernt, die Infos stehen noch, wenn man runter scrollt.) So sahen die Shop-Ansichten aus:
Drücken wir den Illustratoren die Daumen, dass die eingeschalteten Anwälte etwas erreichen; dass Zara im Nachhinein noch etwas unternimmt, damit sich die Künstler nicht weiterhin ihres Copyrights beraubt und hilflos fühlen. Es ist nicht fair, einen jungen Menschen mit so etwas zum Anwalt gehen zu lassen. Wie soll sich ein junger Künstler so etwas leisten? Wie soll er die Chancen und finanziellen Risiken abschätzen können?
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Photo Credit: Collage aus einer Zeichnung von Boris Schmitz und einem Foto von Zara.com
Kommentare
leider nicht das erste (und somit vermutlich auch nicht das letzte Mal), dass Zara sich auf diese Art einfach an den Werken anderer bedient - es gab letztes Jahr einen ähnlichen Fall, da ging es um T-Shirt-Motive: https://page-online.de/branche-karriere/der-fall-zara-modekette-hat-illustrationen-geklaut/
Da wird einem leider einfach nur schlecht.