Klage gegen Zara: Drei Millionen Dollar Schaden?

Vielleicht habt Ihr schon einmal etwas von Amiri gehört? Amiri ist eine 2013 gegründete und 2014 gelaunchte Luxus-Modemarke aus Kalifornien. Sie ist nach ihrem iranischen Designer Mike Amiri benannt, der ursprünglich Bühnenoutfits für Axl Rose und Steven Tyler anfertigte. Daher entspricht der Look auch diesem kalifornischen Hardrockstil: skinny, destroyed. Den Style streifen sich gern Musiker wie Justin Bieber und The Weeknd über und werden regelmäßig auf der Straße in Jeans und Shirts der Marke fotografiert. Amiri kann also locker Preise von über 1.000 Euro pro Hose aufrufen – die Begehrlichkeit ist gegeben. Seit ein paar Jahren wird Amiri immer wieder als eine der wichtigsten neuen Jeansmarken für Männer gehandelt. Für alle, die bei den Preisen aber nicht so leicht mithalten können, bietet der Onlineshop eine Ratenzahlung an. Blöd also, wenn Zara eine Jeanshose auf den Markt bringt, die genau so aussieht wie jene, die alle haben wollen, und unter 50 Euro kostet.

Amiri vs. ZARA

Amiri Zara Modepilot
Die Biker-Jeans von Zara (links) und von Amiri (rechts)
Nun sind die Rechtsanwälte der Atelier Luxury Group (Inhaber der Marke Amiri) gegen Zara USA am Mittwoch in Kalifornien vor Gericht gezogen. Der Vorwurf: Kopieren der Jeanshose Amiri MX2, um von deren Wiedererkennungswert und hochwertigen Design zu profitieren. Das füge der Marke einen Schaden in Höhe von drei Millionen Dollar zu.
Tatsächlich gibt es die Biker-Jeans von Amiri bereits seit Januar 2019. Das Modell von Zara „Combination Skinny Biker Jeans” ist erst seit Dezember 2019 auf dem Markt (und schon wieder ausverkauft). Doch es wird geklärt werden müssen, ob sich so ein Biker-Jeans-Design überhaupt für sich beanspruchen lässt. Schließlich ist Amiri nicht die einzige Marke mit Bikerjeans für den Mann!
Von Hedi Slimane gab es für Saint Laurent bereits im Winter 2013 eine Jeanshose mit Biker-Ledereinsätzen und -Nähten (Bilder >>>). Auch, wenn es sich in diesem vorliegenden Rechtsfall um eine ziemlich deutliche Abkupferung handelt (siehe Fotos), muss der Anspruch geklärt werden. Bei Christian Louboutin zog sich der Rechtstreit um die rote Sohle fast zehn Jahre hin. Gegen Saint Laurent verlor Louboutin im Jahr 2011 (>>>). Gegen die Deichmann-Tochter Van Haren gewann er dann im vergangenen Jahr endgültig in Den Haag, nachdem der Europäische Gerichtshof im Sommer 2018 bereits entschied, dass Christian Louboutin die alleinigen Markenrechte an der roten Sohle besitzt (Spiegel >>>). Ausschlegebend war am Ende der wiedererkennbare Farbton. Auch bei der Skinny Biker-Jeans wird es am Ende um eine eindeutige Wiedererkennung gehen. Da wird sich Zara kaum rausreden können. Aber drei Millionen Dollar? Vermutlich wird man sich außergerichtlich auf eine kleinere Summe einigen. Oder was meint Ihr?
Amiri versus Zara Modepilot
Die Skinny Biker Jeans mit Ledereinsätzen von Zara (links) und von Amiri (rechts)
Photo Credit: College aus Bildern von Amiri und Zara
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Hannes sagt:

    Gab es die Biker Jeans nicht als erstes bei Balmain? Sogar noch vor Saint Laurent?
    • Kathrin Bierling sagt:

      Hallo Hannes, ja, aber meines Erachtens nicht mit den geriffelten Ledereinsätzen, oder? Liebe Grüße, Kathrin
  • Martina sagt:

    So wahnsinnig innovativ finde ich das Design nicht.

    Trotzdem: Ich wünsche mir, dass Zara endlich einen auf den Deckel bekommt. Denn in den letzten Jahren kam es schon ein paar Mal vor, dass Zara sich für T-Shirt-Prints bei unbekannten Grafikdesignern bedient hat, die ihr Portfolio in diversen sozialen Netzwerken geteilt haben.

    Solange Zara kaum auf Urheberrechte anderer achtet, ist das für mich kein Label, das ich kaufen will.


    • Kathrin Bierling sagt:

      Liebe Martina, Danke für Deinen Kommentar. Du hast Recht: Damals bedienten sie sich bei jungen Künstlern (vor allem für Taschen): Die Illustratoren konnten sich ein juristisches Vorgehen gegen ein Unternehmen wie Inditex/Zara, das einen Rechtsstreit ewig rauszögern und damit Anwaltskosten ins Unermessliche steigern kann, gar nicht leisten. Mega unfair.

      Wir berichteten: https://www.modepilot.de/2017/10/24/rotzfrech-geklaut-der-skandal-um-die-zara-taschen/