Chunky Chains – Brillenketten XXL
Und plötzlich bieten lauter Marken Sonnenbrillen mit dicken Plastik-Gliederketten an. Meist sind sie im vorderen Teil des Brillenbügels eingehängt, baumeln vorne herum, ohne die Brille halten zu können, wenn diese fallen sollte. Wo kommt dieser Trend her, und wie tragbar ist er?
Natürlich fängt die Suche nach dem Ursprung dieses schrulligen Accessoires bei Alessandro Michele und Gucci an. Immerhin hat der italienische Kreativchef schon vor fünf Jahren Brillenketten über den Gucci-Laufsteg geschickt. Das war für die Sommerkollektion 2016 (>>>). Damals handelte es sich noch um zarte Kettchen. Doch auch die dicken Plastikglieder baumeln seit Sommer 2020 an seinen Sonnenbrillen.
Modedesigner Demna Gvasalia hatte die dicken Dinger allerdings schon für die Herbst/Wintersaison 2016 gezeigt und zwar für Balenciaga. Sie hingen damals schon vorne rum und hatten eine samtartige Beschichtung. Wie so oft war Gvasalia wieder recht früh dran, nahm seine Inspiration aber auch nicht aus der Luft.
Chunky Chains
Brillenketten waren zuletzt in den Siebzigerjahren in Mode und kamen erst mit der 'Normcore'-Welle vor circa fünf Jahren zurück. Also mit jener Bewegung, die dafür sorgte, dass auch Dad-Sneaker, kurzärmelige Hemden mit Brusttasche und Pullunder vom Wühltisch wieder im Schaufenster landeten. Damit wurde Spießerkleidung zum Trend.
Und jetzt hängt sich jeder eine Kette an die Brille? Der Berliner DJ Patrick Mason gestaltete jüngst genau so ein Modell mit der Kult-Sonnenbrillen-Marke RayBan (>>>). Jet Set, die Schickeria-Sportmarke, wirbt mit einer solchen Brillen-/Kettenkombi, genau so wie Versace und natürlich alle High Street Labels. Es wäre ja auch blöd, ein solch billig zu produzierendes Produkt nicht ins Programm zu nehmen. Wenn man bei Google nach 'Chunky Chains' sucht, sind nicht nur die ersten Ergebnisse, sondern gleich mehrere Seiten gefüllt mit bezahlten Einträgen – ein Indiz dafür, dass sich das Geschäft mit dicken Brillenketten lohnt.
Traut Ihr Euch?
Ich finde den Look ja ganz cool. Weil er so präsent ist und viel Mut abverlangt. Er ist 'bold, könnte von Innenarchitektin und Stilikone Iris Apfel erfunden worden sein! Ich habe ihn ausprobiert und laufe unglaublich gern damit zuhause herum. Aber draußen, auf der Straße? Ich weiß nicht. Immerhin ist der Trend ja auch sehr praktisch. Die Brille kann nicht runterfallen. Und man kann sie einfach vom Hals hängen lassen, wenn man sie gerade nicht braucht. Aber nur, wenn man die Kette auch um den Nacken trägt und nicht vorne runterhängen lässt wie auf dem Laufsteg.
Gerade mit Baby freue ich mich über alles, was praktisch ist und dabei auch noch stylish aussieht. An der Kette kann der kleine Benjamin auch gerne ziehen. Das italienische Acetat hält einiges aus und die Verankerung im Brillenbügel ist solide, wie man sie von der Machart des 50-jährigen Brillenunternehmens kennt. Auch für die aktuelle Winter- und kommende Sommersaison hat Linda Farrow diese Kombi wieder im Programm. Und im Frühjahr traue ich mich damit dann auch mal raus.
Übrigens hatte Linda Farrow seine 'Chunky Chains' noch vor Gucci gezeigt. Und zwar seinen Einkäufern im Juni 2019. Und das ebenfalls in London ansässige Unternehmen Frame Chain – auf Brillenketten spezialisiert – hat seit 2018 extra dicke Brillen-Gliederketten aus vergoldetem Messing. Michele hat also den Brillenketten-Style ins Rollen gebracht, andere inspiriert, und nahm den Ball von Gvasalia (und anderen) dann wieder auf. Nice!
Newsletter
Photo Credit: Modepilot, Catwalkpictures
Kommentare
Evtl. sollte eine solche Kette (vielleicht sogar in Gold?) auf meine Wunschliste ...