Hermès startet mit Lederalternative

Es fühlt sich an wie Pfirsichhaut und hat die Belastbarkeit von Leder. Heute wurde bekannt, dass das französische Luxushaus Hermès seit drei Jahren mit MycoWorks aus Kalifornien zusammen an einer Lederalternative arbeitet. Sie kommt im Spätsommer als Seiten einer Tasche auf den Markt.
Sac Victoria en Sylvania fabriquee a partir de Fine Mycelium, toile H plume et veau Evercalf - Objets AH21 - Hermes Studio des Fleurs
Aus der Herbst/Winterkollektion 2021 von Hermès: Tasche 'Victoria' aus einer Mycelium-Weiterentwicklung (Front und Rückseite) mit Henkeln aus Kalbsleder
MycoWorks-Mitgründer und Künstler Phil Ross kultivierte bereits in den Neunzigerjahren Mycelium, für seine Kunst. Mycelium ist ein organisch wachsendes Produkt auf Basis von Pilzfäden. Dieses Verfahren konnte er mit seinem Team soweit weiterentwickeln, dass er es im Februar 2020 bei der New York Fashion Week als einen Lederersatzstoff präsentierte. Das Material nennt sich 'Fine Mycelium', bzw. 'Reishi' als eingetragener Markenname.

Veredelung des Rohmaterials Fine Mycelium bei Hermès

Hermès gerbt das Biotech-Material von MycoWorks in seinen eigenen Gerbereien. Dort und in den Hermès-Werkstätten entsteht auch das perfekte Finishing. Daher bekommt das veredelte Material hier auch einen eigenen Namen: Sylvania. Dass es gleich für die Fläche einer Henkelplatzierung verwendet wird, zeigt, wie robust es sein muss. Denn der Taschenperfektionist stellt sicherlich kein einziges Produkt in den Verkauf, das nicht einwandfrei für sehr viele Jahre funktioniert.
Damit werden Lederalternativen aus dem Labor geadelt wie nie zuvor.
Lederalternativen aus dem Labor sind dort interessant, wo keine Tierhäute aus der Fleischindustrie verwendet, sondern Tiere nur der Haut wegen getötet werden. Das ist z.B. für Exotenleder der Fall. Doch auch diesen Look kann man theoretisch im Labor herstellen. Und, wenn wir irgendwann alle Vegetarier sind, oder eine gute Fleischalternative gefunden haben, dann wird es auch einen erhöhten Bedarf für Lamm-, Kalbs- und Rindslederalternativen aus dem Labor geben. Zumal es für deren Herstellung sehr viel weniger Energie braucht (wächst im Dunkeln, weniger Wasserverbrauch). Und selbstredend keine Wälder gerodet werden müssen und der CO2-Ausstoß um ein signifikantes Vielfaches gesenkt wird.
Sac Victoria en Sylvania fabriquee a partir de Fine Mycelium, toile H plume et veau Evercalf
Zu schön & wahr: die Victoria'-Tasche von Hermès aus der Herbst/Winterkollektion 2021
Photo Credit: Hermès
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Kommentare

  • Martina sagt:

    Wow, das sind ja mal spannende News. Ich bin gespannt, wie sich das Thema weiterentwickelt.

    Liebe Grüße!


    • Kathrin Bierling sagt:

      Ich auch, liebe Martina, ich auch! Wer weiß, vielleicht werden unsere Kinder/Enkelkinder eines Tages fragen: Und hier habt damals wirklich Tiere getötet, um sie essen und tragen zu können?!
  • Max sagt:

    Wenn sich jemand nur annähernd für das ungeborene menschliche Leben einsetzen würde wie für Verzicht auf Fleisch, wäre Die Welt ein Stück besser. Ziel jeder soll Vegetarier werden, aber Babys im Bauch dürfen weiter grausam getötet werden. Ekelerregend Moral.