SATC Reboot: Ist das Styling auf den Punkt?
Wie ergeht es Euch, wenn Ihr die Fotos vom Filmset des Sex and the City-Revivals 'And Just Like That...' seht? Man hat das Gefühl, alle Looks der zunächst zehnteiligen HBO-Serie vor der Erstausstrahlung (1. Januar 2022) zu kennen. Und die Hersteller der Schuhe und Taschen werben schon jetzt mit ihren Platzierungen.
Wie gelungen ist das Styling von 'And Just Like That...'?
Damals, Anfang der 2000er Jahre, als Sex and the City noch den Ton angab, wonach uns modisch sein würde, war es Stylistin Patricia Field, die darüber entschied, ob eine Mode- oder Schuhmarke von heute auf morgen Millionenumsätze macht. Nicht Anna Wintour.
Wie ist das heute?
Den Erfolg von damals kann man nicht wiederholen − allein schon, weil sich die Zeiten geändert haben und wir uns Inspiration von so viel mehr Kanälen holen (Instagram, TikTok, Netflix) als zu DVD-Zeiten. Wieder nix für Anna Wintour. Aber um sie soll es gar nicht gehen, sondern um das neue Styling des Reboots. Dieses Mal zeichnen andere Kostümbildner für das Ankleiden von Carrie, Charlotte und Miranda (Samantha ist leider nicht mehr dabei) verantwortlich. Aber sie lernten beide bei Field: Molly Rogers und Danny Santiago, der beim Sex and the City-Film bereits Co-Stylist war.
And Just Like That Styling
Santiago erinnert sich in diesem Video (>>>), wie toll es war, dass plötzlich bei jeder Modemarke die Türen aufstanden. Die Pariser Luxusmarken schickten bereitwillig, wovon man als Stylist nur träumen kann.
Das wird für die neue Serie nicht anders gewesen sein. Dennoch müssen die beiden Stylisten natürlich aufpassen, dass sie Carrie Bradshaw nicht zur Reklametafel machen. Denn das würde der Rolle nicht gerecht. Bradshaw ging Ende der Neunzigerjahre und Anfang der 2000er Jahre zwar liebend gern shoppen, aber mindestens soviel Spaß machte es ihr alte Lieblingsstücke neu zu kombinieren. Und! Auch sie hat sich als gebildete, interessierte Frau weiterentwickelt und würde heute vermutlich vermehrt Second hand und regional Produziertes kaufen (gibt es >>>).
Sind die einstigen Vorbilder mit uns gealtert?
Die drei verbliebenen Style-Vorbilder von einst geben sich Mühe, würdevoll gealtert zu sein. Aber gelingt es ihnen? Auf der einen Seite, werden sie schon jetzt für ihre grauen Haare gefeiert. Auch sind die Falten, zumindest bei Carrie und Miranda, nicht so schlimm weg gebotoxt, wie man es von Society Frauen aus New York befürchten würde. Vielmehr ähneln sie selbstbewussten Pariserinnen. Charlotte hingegen könnte genau so gut in München leben. Ihr Tiffany-geschmücktes Händchen greift auch nach allen Statustaschen der LVMH-Gruppe.
Stylingtechnisch sieht man von Einiges: Verstörendes bis Nachahmungswürdiges. Dabei gleicht Carrie manchmal einer Karikatur ihrer selbst und ich frage mich: Würde sie sich heute oder demnächst wirklich so kleiden? Nehmen wir den Signature-look, den Tüllrock, den sie damals mit einem Tanktop trug, jetzt mit einem Ringelpullover. Ich bin mir da nicht sicher! Zwar behalten wir alle unseren Stil mehr oder weniger bei. Aber mein gemustertes Schluppenblusenkleid aus Seide, das ich Anfang der 2000er Jahre so oft trug, dass es sich auflöste. Passt zu meinem heutigen Ich nicht mehr. Ich fand es neulich, nagelneu, in einer Secondhand-Boutique wieder und probierte es an. Nein, als Anfangvierzigjährige ist der hoch geschlossene Tanten-Strumpfhosen-Look nur noch schrullig und hat nichts mehr von: Ich weiß eh, dass ich sexy bin.
Schrullig oder Freigeist
Da stellt sich die Frage, ob Carrie & Co. vielleicht einfach freier im Kopf sind. Und natürlich war auch SATC schon überzeichnet. Aber wir trugen damals wirklich Markenhandtaschen in der Armbeuge (Oh Gott, wie schrecklich) und tun das heute nicht mehr. Oder? Ich kann mir nicht helfen: Oft sieht es so aus als sei die Zeit bei unseren Lieblings-New Yorkerinnen stehengeblieben. Dann, wenn zu viele zickige Handtaschen im Bild sind; Carrie Schlangenleder-Plateau-Peeptoes trägt (>>>) und Charlotte Stilettos zum Gassigehen.
Die Schuhe
Am meisten irritiert mich die Schuhwahl. Tragen die Damen in New York tatsächlich immer noch 10 Zentimeter aufwärts? Miranda würde sich doch niemals in 12-Zentimeter-Wedges von Häuserblock zu Häuserblöck quälen (>>>). Und Carrie, die zwar sehr coole Outfit-Kombinationen trägt, − manche so Dries Van Noten-mäßig und durchaus passend, wie ich finde − würde heute doch öfter mal Birkenstocks oder Combat-boots (wie diese >>>) zu ihren Kleidern, Palazzo-Hosen und gemusterten Mänteln tragen. Einmal trägt sie sogar Socken und Birkenstocks. Da kommt kurz Hoffnung auf. Aber der Dreh fand im Krankenhaus statt (>>>). Also entweder das 'Chunky'-Schuhwerk hat New York nicht erreicht oder die Stylisten wissen: Es wird bald wieder vorbei sein. Ich lasse mich überraschen!
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Photo Credit: Splash News
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