Gen Z-Sammelleidenschaft

Jede Generation hat ihre Sammel-Lippenpflege. Aber so erfolgreich wie die Juicy Bombs heute war wohl noch keine. Weder Labellos noch Tiegel mit fruchtiger Lippenbutter (in den 1990er von The Body Shop) und auch keine Juicy Tubes, der 2000er Jahre-Bestseller von Lancôme, konnten Schülerinnen fast jeden Tag in den Laden locken, um eine limited edition zu suchen (Demnächst folgt wieder eine!). Auch das Tauschen doppelter Sorten untereinander, wie bei Panini-Stickern, ist neu.
Juicy Bomb Lovely Litchi Modepilot
Laut Hersteller Essence die beliebteste Sorte: der transparente Juicy Bomb-Lipgloss 'Lovely Litchi'

Erfolg der Juicy Bombs

Das Rezept für den Erfolg der Juicy Bombs ist rückblickend genial: Man beobachte die Mode und springe auf den Zug der 2000er Revivals; man nehme das damals so erfolgreiche Modell 'Juicy Tube' und verbessere es in Design und Rezeptur: klebt nicht mehr, aber der 'Glass'-Effekt ist gegeben.
Man biete es dann für weniger als ein Zehntel(!) des Preises an, für circa 1,25 Euro. Und man arbeite mit wechselnden Kollektionen und limitierten Editionen. Dazu kommt selbst erstelltes TikTok-Material, das bei der Zielgruppe gut ankommt.
Der Erfolg von Juicy Bombs Modepilot
Perfekte Zielgruppenansprache: eines der Kampagnenbilder von Essence für Juicy Bombs
„Wir haben früh gemerkt, dass sich das Produkt sehr gut visualisieren lässt, wodurch wir den Juicy Bomb Lipstick mit verschiedenen Contentpieces zu dem Hauptakteur unseres TikTok-Kanals gemacht haben und dadurch einen echten Hype generieren konnten. Durch unser hauseigenes Content Studio „studio_c“ können wir sehr schnell produzieren und auf sich entwickelnde Trends reagieren. Das kam bei der Community gut an − DIY-Hacks und die beliebte Geschmacksrichtung des Lip Gloss wurden Hauptbestandteile in der Kommunikation.“
Unter den Hacks finden sich u.a. Anleitungen, wie man ein Loch in den Tubenfalz seines Lipgloss stechen kann, um ihn am Schlüsselbund zu befestigen. Damit man den Lipgloss nie wieder vergisst (>>>). Wobei manche Eltern für den Hack dankbar sein dürften, weil die Tochter so den Schlüssel nicht mehr vergisst.

Europaweiter Erfolg aus Deutschland

Die 12-jährige Tochter meines Mannes glaubt, dass es in ihrer Schule in Den Haag kein Mädchen gibt, das nicht mindestens einen solchen Lipgloss besitzt, eher zehn, schätzt sie. Viele haben einen Juicy Bomb in ihrem Mäppchen und schmieren sich während des Unterrichts die Lippen ein.
Essence Lipgloss Erfolg Juicy Bomb Modepilot
Laut Hersteller die zweiterfolgreichste Sorte unter den Juicy Bombs: 'Poppin' Pomegranate' mit leichten Rotglanz
Die Töchter meiner Freundinnen aus Deutschland berichten ähnliches. Eine 14-Jährige aus München erzählt, dass die Lipglosse auch auf den Lippen gemischt werden. Und es stellt sich heraus, dass es sich bei den Juicy Bombs um ein europaweites Sammel-Phänomen handelt. Dabei wissen die Teenager oft, dass der Lipgloss aus einem deutschen Familienunternehmen kommt. Tatsächlich gehört Essence, die dahinter stehende Kosmetikmarke, wie Catrice, ebenfalls eine Kosmetikmarke, zu Cosnova, ein Familienunternehmen mit Sitz in Sulzbach bei Frankfurt. Es hat sich auf dekorative Kosmetik für den Abverkauf in Drogeriemärkten spezialisiert. Cosnova ist Marktführer (40 Prozent Marktanteil! >>>), verkauft mehr dekorative Kosmetikartikel als L'Orèal oder Coty (Burberry, Chloé, Gucci, Manhattan, Max Factor, Rimmel,...).

demnächst

Bald kommt eine neue Farbe auf den Markt, allerdings nur in limitierter Auflage.
Ende des Monats findet das erste Essence-Event in Zusammenarbeit mit TikTok in Hamburg statt. Ich werde berichten! Erst auf unserem Modepilot-Instagram-Kanal >>> und vermutlich auch auf unserem Modepilot TikTok-Account >>> und dann auch hier.
Photo Credit: Essence/Cosnova
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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