Mailand: Wie lange hält das?
Viel Dekadenz, Kleider, die man keine zwei Mal tragen kann (Tom Ford, Prada und Röcke von Gucci) − von wegen Langlebigkeit. Die Mode aus Mailand für den Sommer 2024 wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht sehnt sich die Luxus-Masssen-Kundin ja nach etwas, das sie von der Nachbarin, die Vintage kauft und immer besser informiert ist, abgrenzt. Vielleicht möchte sie wieder in früherer, unbekümmerter Verschwendung schwelgen.
Immerhin gab es in Mailand auch viel gutes Handwerk zu sehen (Bottega Veneta, Tod's) und Upcycling bei Cormio. Bei Cormio wird man nicht müde, sich die Kollektion noch einmal und noch einmal anzusehen. Da steckt unabhängiger, frischer Geist drin!
Trends aus Mailand für Sommer 2024
Seidenpapier
Bei Luxushäusern wird Gekauftes gern in mehrere Bögen Seidenpapier eingewickelt, bevor es an der Kasse in ein steife Tüte geschoben wird. Jetzt umwehen weiße, hauchdünne Lagen die Models auf den Laufstegen solcher Marken. Sollen sie an das scheinbar schwerelose Leben ihrer Kundinnen erinnern, die sich stets eine Lage mehr leisten können? Oder ist es vielschichtiger? Ermahnen weiße Designer, darunter auch die Ukrainerin Svitlana Bevza, die ähnliches in New York zeigte, dass ihre nicht weißen Kollegen nicht im Kontext weißer Mode bewertet werden sollen? Also wie bei den Autoren auch. Stichwort: White Gaze. Sind es Fähnchen oder Flaggen, die wir hier sehen?
Sacher-Rot
Eigentlich handelt es sich bei diesem tiefen, dunklen Rot nicht um eine Sommerfarbe. Vielmehr ist sie eine typische Herbstfarbe. Aber deshalb fällt sie mir, jetzt im Spätseptember, nicht ins Auge. Nein, ganz Mailand wurde von Gucci in die Farbe getunkt. Man hätte auf den ersten Blick hoffen können, dass es in den dunkelrot gefärbten, alten Straßenbahnen Sachertorte zu kaufen gibt. Bei Gucci hat der neue Chefdesigner Sabato De Sarno, von Valentino kommend, die Farbe zur neuen Signature-Farbe erklärt. Das heißt, dass in Zukunft nicht nur Straßenbahnen und Plakate in dieser Farbe gehalten sind, sondern auch Tüten, Schachteln und Lederlabels, z.B. hinten an den Jeans.
Der andere Grund, warum es für den Sommer 2024 dunkles, sattes Rot aus Mailänder Ateliers geben wird: Italienische Designer spielten schon immer gern mit Farbe. Warum? Weil sie es können.
Der Stylingtrick mit dem doppelten Kragen
Ein Oldschool-Stylingtrick aus den Neunzigerjahren: Man trage zwei Hemden übereinander und lege die Krägen ineinander. Dann stülpt man die inneren Manschetten über die äußeren. Und schon wirkt alles üppiger und dekadenter und nachahmenswerter als zuvor. Vor allem an sehr dünnen Models funktioniert der Trick. Man selbst wurschtelt mit dem unteren Hemdsaum herum, der sich in Wellen legt, zupft hier und dort, und sieht irgendwie fülliger aus als sonst. Aber all das ist immer noch besser, als es nur so aussehen zu lassen, also Kontrastkrägen und -manschetten einfach nur anzunähen.
Langstielige Blumen
Blumendrucke sind für den Frühling keine bahnbrechende Erfindung. Das klingelt uns allen seit „Der Teufel trägt Prada“ in den Ohren. Aber erstaunlich langstielig waren die einzeln verteilten Blumen dieses Mal schon. Das sahen wir zuvor auch schon in New York und London. Es handelt sich bei den Blumenmustern fürs kommende Jahr also nicht um Blümchen und Streublumen. So viel ist klar. Und wieder Gaze...
Jerseykleider zum Binden
Jersey, also ein weicher, elastischer Stoff, oft aus Baumwolle gestrickt, ist ein typisches Sommermaterial. Im kommenden Jahr sehen wir es aber wohl weniger als Sweatshirt, sondern eher als wadenlanges Kleid, das um die Taille geschnürt oder gebunden wird. Eine besonders sexy Variante gibt es von The Attico.
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Photo Credit: Catwalkpictures
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