Berlinaleoffice: zweite Zusammenfassung
Vornehmlich kennen wir Ihn als "Herrn Bourne", der rennt und rennt und rennt, durch die Städte dieser Welt: Moskau, New York, Berlin, Paris, ….! Und das schnell, schneller am schnellsten.
Radikaler Tempo- und Ortswechsel: in "Promised Land", seinem neuesten filmischen Werk, das im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale läuft, sehen wir ihn auf einer Landpartie als einen ruhigen, nachdenklichen Steve Butler. Die Story ist schnell erzählt: Junger aufstrebender Mitarbeiter eines Energiekonzerns wird mit Kollegin aufs Land gesendet, um geschwind und günstig den Farmern ihr Land abzukaufen. Auf dem Land soll mit einer neuen Fördermethode ("Fracking"), die aufgrund der Verwendung von Unmengen (mit Sand und Chemikalien versetztem) Wasser, ökologisch umstritten ist, Erdgas gefördert werden. Das schnelle Geld lockt, aber einzelne Farmer sowie der Vertreter einer Umweltschutzorganisation stemmen sich gegen die Konzerninteressen. Letztere entpuppt sich als trojanisches Pferd und der Weg scheint für den Kapitalismus geebnet. Wenn da nicht Matt Damon kurz vor Schluss, in Erinnerung an seine eigenen ländlichen Wurzeln und in Zuneigung zu einer schönen Landbewohnerin, die Seiten wechselt und das böse Spiel entlarvt.
Und das ist auch ein wenig das Problem des Films: es ist klischeehaft – obwohl das Thema real und aktuell ist - und weitestgehend vorhersehbar. Außer vielleicht die Nummer mit dem Trojanischen Pferd, hier jedoch ohne weitere Ausführung, damit der Überraschungseffekt für interessierte Kinobesucher nicht verfliegt. Dennoch bietet der Film viele kleine Höhepunkte, die ihn insgesamt sehenswert machen: die schrullige Kollegin von Matt Damon, gespielt von der grandiosen Frances McDormand, die wir alle noch als Dorfpolizistin aus dem Meisterwerk "Fargo" der Coen-Brüder kennen. Pointierte, liebevolle und derweil humorvolle Dialoge im von Damon selbst geschriebenen Drehbuch, brillante Interaktionen zwischen McDormand und Damon: vom verzweifelten Umgang mit schaltgetriebenem Jeep oder die hoffnungslose Einordnung von ländlichen "Miniaturpferden". Und Gefühl, das einem sogar an ein, zwei Stellen die Kehle einschnürt. Insgesamt funktioniert der Film, zum Preisabräumer wird er aber nicht und sich beim Besucher im Kurzzeitgedächtnis verflüchtigen.
Kleine Randnotiz aus dem Segment "Verschwörungstheorie": der Film ist - wie wir im Vorspann erfahren - ko–finanziert durch Image-Nation Abu Dhabi. Horch, horch: haben die nicht ein Interesse, die amerikanische Öl- und Gasförderung zu bremsen? Man will ja lieber seine eigene "Brause" verkaufen.
So jetzt wieder Abgleiten in die Profanität: so langsam fahren die Parties hoch. Gestern Festival Night im Hause Burda. Wie immer eine sichere Bank. Solide, lustige Feier mit deutscher Prominenz und ein wenig internationalem Flair – scheinbar (ich habe sie nicht sichten können) hat L'Oréal Sharon Stone ins Rennen geschickt. Karolína Kurková, mit ihrer gefühlten 3-Meter-Größe, der Leuchtturm der Veranstaltung, war einfacher zu finden. Fashion-Highlights: nada, niente, rien. Auch hier solide und keine großen Highlights. Ist ja auch nicht die Fashion Week, die Filmbranche will ja die leisen und tiefen Töne treffen. Oder wie sieht das nochmals Herr Steve Butler?!
So heute Abend geht´s rund und wird´s wild: 19 Parallelparties machen die Entscheidung schwer: Cinema for Peace, die wunderhübsche Charlize Theron wird geehrt – wahrscheinlich noch im sexy short hair look, The Place to B der BILD-Zeitung im Borchardt (B= BILD, Borchardt, BMW – aber Achtung der Sponsor hat gewechselt – das Ding müsste jetzt eigentlich "The Place to BO" heißen - kleines Ratespiel für den lokalen Automobilliebhaber), Studio Babelsberg im SohoHouse, Constantin Film, und und und…. . Wenn ich das überlebe, gibt es morgen Neues zu lesen.
Jetzt´s geht´s in die Nacht und vielleicht wartet George ja wieder im Lift.
Ach ja, die Berlinale bringt die große, weite, glamouröse Welt nach Berlin. Aber beim Brunch im Prenzlauer Berg lockt Lokalkolorit. Wie war das mit dem Schwaben, die laut Herrn Thierse den Berlinern ihre Sprache aufdrängen. Ein Bild sagt mehr als viele Worte:
Fotos: Modepilot/Berlinaleoffice
Newsletter
Photo Credit:
Kommentare