Wechsel bei der deutschen Vogue?
In München kursiert ein Gerücht: Chefredakteurin Christiane Arp möchte die Vogue nicht mehr lange machen. Gut, in München herrschen ständig die phantastischsten Gerüchte. Wenn ein junger Mann einen guten Job bekommt, dann hat er ein Verhältnis mit der Chefin. Wer keinen Alkohol trinkt, ist schwanger. Und, wer Alkohol trinkt, ist genusssüchtig. Die Stadt hat sich sonst nicht so viel zu sagen, scheint es. Und für Menschen in glamourösen Führungspositionen gehört es zum guten Ton, Rosenzüchter oder Heilpraktiker werden zu wollen. Das macht menschlich.
Jetzt hat Frau Arp wohl in interner Runde kundgetan, dass sie die Vogue nicht auch noch in fünf Jahren machen wolle. Sie ist jetzt zehn Jahre im Amt und die erforderlichen Modernisierungen (oder so ähnlich) wolle sie nicht mitmachen. So geht es vielen in der Printbranche. Bei Madame wurde Chefredakteurin Katrin Riebartsch gerade gegen Petra Winter eingetauscht, die sechs Jahre lang Cosmopolitan machte, für ein Jahr zur Bild als stellvertretende Chefredakteurin ging und seit Mai bei s.Oliver als freie Kreativchefin tätig war. Sie soll sich auch(!) um den „Ausbau des digitalen Auftritts” kümmern.
Die Printumsätze und/oder Leserschaft nehmen verlässlich ab, es wird an den Kosten gedreht und plötzlich müssen sich Redakteure mit ihren Online-Kollegen messen lassen, die drei Posts am Tag schreiben, Bilder selbst aussuchen und bearbeiten können und dabei noch sämtliche Leser, bzw. User über Social Media Kanäle zu ihren Artikeln leiten. Teure Fotografen müssen für Online nicht gebucht werden. Online-Redakteure finden auf Instagram Bilder, die relevanter sind – zumindest für die kommenden zwei Stunden. Oder sie ziehen sich Produktfotos direkt aus den Onlineshops. Da kann sich die Userin gewiss sein, dass es das Kleid aktuell zu kaufen gibt und nicht von einer Moderedakteurin vor ein paar Monaten aus dem Showroom bestellt wurde, obwohl es in Deutschland von keinem Händler geordert wurde. Und! Online-Redakteure wissen, was tatsächlich gelesen wird und das auch noch auf die Sekunde (Verweildauer) genau. Das kann zu mehr Frisuren-Videos und Sex-Stichwort-Artikeln führen als zu Kollektionsbesprechungen mit Erfahrungswissen, aber das ist ein anderes Thema.
Bestätigen möchte mir mein Condé Nast-Kontakt (Condé Nast = Verlag hinter Vogue) das Gerücht nicht, aber dementiert hat er es auch nicht. Drum dreht sich in München jetzt die Frage darum, wer Vogue denn modernisieren könnte. Wen haben wir denn da in Deutschland? Der Nachwuchs hat sich, wenn er schlau ist, in den Fashion E-Commerce abgesetzt: Mode lecker zu inszenieren, zahlt sich hier sofort aus. Stellt Euch vor, Vogue wäre Net-a-porter geworden!
Also, wenn Ihr eine Idee habt, wer die Vogue eines Tages übernehmen könnte und bitte – trotz aller neuen Anforderungen – auch den deutschen Nachwachs fördert, wie es Frau Arp so leidenschaftlich tut, dann schreibt sie doch bitte in die Kommentarfunktion. Eure Vorschläge liest man in München bestimmt gern. Ihr wisst schon: Stadt der Eitelkeiten.
Nachtrag: Die Pressesprecherin des Condé Nast Verlags, Ines Thomas, hat mittlerweile das Gerücht proaktiv, auch auf Twitter und Facebook, dementiert. Das nehmen wir zur Kenntnis und warten die kommenden fünf Jahre gespannt ab.
Foto: Modepilot
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Kommentare
Ne, liebe Ines Thomas, warum sollten wir so ein Gerücht offiziell bei Dir anfragen? Wenn etwas dran wäre, würdest Du doch auch das sagen, was Du jetzt sagst. Konzernkommunikation war noch selten die spannendste Quelle.
Dennoch: Danke für Deine offizielle Stellungnahme zu unserem Artikel und wir nehmen das Dementi natürlich zur Kenntnis.
delevingned.blogspot.com