Rucksack – Meinungen von Modeexperten
Der Rucksack ist jetzt das, was Anfang der Neunzigerjahre der Hip-bag war, später die Henkeltasche wurde und zuletzt die aus der Armbeuge befreite Clutch oder die kleine Umhängetasche – also eine modische Tasche, auf die sich viele Menschen einigen können.
Rucksäche erobern die Online-Shops
In den High Fashion Onlineshops gibt es jetzt unter der Taschenkategorien auch "Rucksäcke". Das war früher nicht so. Diese Kategorie füllt sich gerade mit neuen Modellen aus den Herbstkollektionen (da laufen schon mehr Taschen ein als unter "Reise"). Nein, die Kategorie füllt sich nicht nur, die ersten Modelle (The Row, 2250 Euro und in den USA Pierre Hardy, 1650 Euro) sind bereits ausverkauft. Und Patricia Riekel, Chefredakteurin von Bunte, zeigt sich bei der Arbeit mit dem Graffiti-Rucksack von Chanel Graffiti-Rucksack von Chanel.
Ich verwende zunehmend den meinen Nike-Turnbeutelrucksack – sogar zum Kleid! Sollte ich jetzt in eine schickere Version, z.B. aus Leder investieren? Ich fragte rum, wie es die Kollegen sehen… unterschiedlich, sehr unterschiedlich...
Julia Zirpel, Modechefin bei Myself: "Mein Rucksack darf auf gar keinen Fall zu sportlich aussehen. Der Rucksack von Alfie Douglas ist super chic, klein und feminin. Außerdem ist er aus Leder….Trotzdem trage ich ihn ausschließlich zu High-heels. Die Mischung macht's! Mein Tipp: auch wenn Rucksäcke jetzt Trend sind, in Kombination mit einer Funktionsjacke sind sie für mich leider immer noch ein No-Go.
Isabelle Braun, Redakteurin bei Elle.de: "Meine Mutter kannte in den Neunzigerjahren, als ich noch mit Scout-Schulranzen zur Schule ging, nur eine Handtasche: den Nylon-Rucksack von Prada. Nach dem ganz großen Hype war der Rucksack nur an Schulkindern (ich trug später einen babyblauen Eastpak), Weltreisenden oder zum Sport verzeihlich, für stilbewusste Frauen geradezu eine groteske Vorstellung. Nun haben internationale Modehäuser das funktionale Accessoire häufig auf den Laufstegen gezeigt und man sieht die hinreißend schönen und lässigen Models während der Fashion Week permanent auf Vespas und mit praktischem Rucksack unterwegs. So möchte man natürlich auch aussehen. Außerdem: So sind die Hände für das Smarthphone oder coole Posen frei. Das It-Modell: der Graffitti-Rucksack von Chanel. Mein Favorit: Rucksack 'Pashli' von 3.1 Phillip Lim. Den hätte auch Iron Lady Margaret Thatcher getragen, mit der ich ja bekanntermaßen die Vorliebe für strenge Formen teile." (Anm. d. Red.: >>> Handbaging*: Helft meiner Kollegin! >>>)
Julia Werner, Autorin bei Süddeutsche und Flair: "Ich habe mal einen Rucksack besessen, und zwar ungefähr 1996. Es handelte sich um den Prada-Nylon-Rucksack, in Miniform, was ab 1,80 Meter Körpergröße gleich doppelt bescheuert aussieht. Damals war ich aber 17, da darf man Modetrends noch mitmachen. Heute bin ich erwachsen und kann nicht verstehen, warum sich Frauen in schönen Kleidern plötzlich wieder fühlen wollen wie auf dem Schulweg. Rucksäcke zaubern vor allem zwei Dinge: die Buckel-Silhouette und das Funktionsjackenträger-Flair, auch wenn der Rucksack aus noch so erlesenem Leder ist. Mit einem Modell kann ich mich anfreunden: der Cara Bag von Mulberry. Aber nur, weil man diesen Hybriden auch als Tasche tragen kann."
Kerstin Schneider, Modechefin bei Elle, liegt gerade am Strand und findet: "Rucksäcke sind die wahrscheinlich unsexieste Taschenform, die es gibt. Auch, wenn sie gerade durch allerlei modische Bearbeitung zum It-piece befördert werden. Wenn Rucksack, dann bitte nur Original und bei einer Wandertour in den Bergen:"
Marcus Luft, Modechef bei Gala: "Ich habe Aktentaschen. Ich habe Messenger Bags. Ich habe Totes - und ich habe Rucksäcke. Ganz sicher bin ich mir zwar nicht, ob ich mir den ersten gekauft habe als Ausrede dafür, dass ich eigentlich genügend Taschen besitze („Mal was anderes!“), jedenfalls bin ich sehr glücklich damit. Es gibt in meinem Schrank sportliche Modelle (Herschel und Co.), Saison-Artikel (Prada Hawaii-Print) und Allrounder. Mein Lieblingsmodell gehört in die letzte Kategorie. Es ist ein schlichtes Modell von Saint Laurent Paris. Er hat die perfekte Größe fürs Office, kann aber auch zum Wochenmarkt-Besuch mit dem Rad genutzt werden. Vor allem mag ich (und ehrlich gesagt, war dass das Kaufargument) den kleinen goldenen Schriftzug, der so herrlich dekadent auf dem 08/15 Modell aussieht… Schon jetzt weiß ich, dass ich mir im Sommer nächsten Jahres einen Lederrucksack mit Nieten-Details von Valentino kaufen werde. Herrlich, dass die Sucht niemals aufhört. Doch die Liebe zu Rucksäcken ist nicht bedingungslos. Was gar nicht geht, sind Logo-Teile. Irgendwie sportlich müssen sie schon aussehen. Ansonsten hat man ja noch Aktentaschen, Messenger-bags, Totes im Schrank. Rucksäcke für Frauen finde ich dagegen meistens schwierig. Sie haben etwas zu niedliches oder zu patentes. Beides keine Prädikate, die ich an Frauen schätze."
Kai Margrander, Harper's Bazaar, meldet sich aus Sardinien zum Thema: "Für Rucksäcke bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich glaube, den letzten Rucksack, den ich hatte, war ein 'Amigo' in Gelb/Blau, den ich von meinen Eltern zur Einschulung 1981 bekommen habe!" Und für uns Frauen? Seine Antwort: "Müsst ihr entscheiden… ab 25 Jahren wird es schwierig."
Barbara Markert, Modepilot, auch im Urlaub: "Kathrin, super. Gleiches Thema hatte ich auch schon geplant und Fotos dafür gesammelt. Mach das unbedingt! Ich träume von dem Chanel Rucksack aus diesem Sommer. Seit ich im März im Chanel Showroom dieses verrückte Teil mit lauter Firlefanz drumherum gesehen hatte, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Durch die gebrauchte Anmutung in Braun/Grau/verschmutzt passt er zu jedem Outfit, aber vor allem ist er das perfekte Accessoire zum typischen Pariser laissez-faire Look. Ich kann dazu auch noch mal Streetstyles bringen." - das war Barbaras Nachricht aus dem Urlaub und wir freuen uns auf ihre Streetstyle-Pics zum Thema. Ab Montag ist sie wieder am Start!
Und nu? Ich bin verwirrt. Soll ich nun – wie neulich vorm Schaufenster stehend gedacht – bei Tory Burch zuschlagen oder bei meinem Turnbeutel bleiben und von Pierre Hardy träumen? Was meint ihr? Schreibt uns eure Meinung zum Threndthema "Rucksack" in die Kommentarfunktion.
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Fotos: Net-a-porter, Chanel, Tory Burch, Mr Porter, Isabelle Braun, Avenue 32, DaWanda, Foto-Collage: Picasa
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Kommentare
Geile Story! I like.
Gehe mit Monsieur Luft konform. "Mal was anderes!" Aber bitte doch 😉
PS: toller post
Obwohl ich auch durch meinen Nylon-Rucksack mit buntem Graffit-Print, den ich in den 90ern wirklich täglich trug, absolut geschädigt bin, finde ich persönlich Rucksäcke jetzt wieder megacool, und ich überlege mir derzeit sehr ernsthaft entweder einen Rucksack von Saint Laurent oder das tolle Phillip-Lim-Modell, dass hier gezeigt wird, zu kaufen. Nur mein Mann versucht bisher noch nach Kräften mich von so einem Rucksack-Kauf abzuhalten, da er die Meinung hat, dass ich aus dem Rucksackalter definitiv raus bin 🙂
http://www.dressedwithsoul.com
Prinzipiell finde ich den Trend aber gut und ich glaube nicht, dass bei richtigem Styling irgendjemand unmodisch, ungraziös oder dergleichen aussieht. Vor allem wenn das Material und die eigene Ausstrahlung vom Feinsten sind,
ich bin vor ein paar Wochen auch auf "Rucksack umgestiegen". Allerdings weniger aus modischen Gründen sondern weil ich nun wieder viel mit dem Fahrrad fahre und da sind Rucksäcke einfach praktisch(er). Unter dem Aspekt darf mein Rucksack auch gern etwas größer sein (wenn auch nicht gleich so groß wie ein Trekking-Rucksack ;-)) und ich bevorzuge solche mit Reißverschlusstaschen (damit nicht unbemerkt etwas rausfällt). D.h. die "Turnbeutelform", die oben einfach zugezogen wird, kommt für mich nicht infrage.
Lg, Annemarie