Mit Roland Mouret in den Sommer 2015
Heute hatte ich ihn, meinen Modemoment. Das ist der Zeitpunkt während einer Modewoche, in dem mir klar wird, warum ich in der Mode und für die Mode arbeite. Diesen Moment verdanke ich Roland Mouret, der heute um 10 Uhr in der Staatlichen Hochschule der Schönen Künste Paris zeigte. Designer mit dem Format eines Roland Mourets schneidern nicht für Modejournalisten oder das eigene Ego (Bsp. Marc Jacobs), sondern für ihre Schneiderkunst-wertschätzende und modisch selbstbewusste Kundin. Für diese Kundin ist eine bestimmte Naht am Kleid wichtiger als ein lautes Statussymbol. Sie weiß, dass diese Naht den Unterschied zwischen weiblicher Figur und Lady macht – darum geht es in der High Fashion, nicht um Plastik-Trash à la Moschino.
Bei Mouret stimmen Idee und Umsetzung. Kleider sitzen, wie um den Leib geschneidert und sie sind so raffiniert geschnitten, dass ein Verkaufspreis von 2000 Euro zu verstehen ist.
Seine klassischen Viskose-Stretch-Silhouette ergänzt Mouret für den nächsten Sommer mit etwas sportlicher anmutenden Kleidern – die Kollektion entstand in "gespannter Erwartung" auf den neuen Store in New Yorks Madison Avenue (ab 14. November 2014), so ist es dem Text zu entnehmen, der auf unseren Sitzplätzen heute lag. Manches Kleid (siehe oben) stattet er mit Streifen aus Baumwoll-Mesh aus, die er in hinten weit abstehende Rockteilen patchworked oder auf und unter seinen Bleistift-Kleider vernäht. Struktur liefert auch Waffel-Piqué – ebenfalls Baumwolle.
Was in den Schokolinsen-Fürst-Pückler-zarteste Versuchung-Pastellfarbenkitsch abzurutschen droht, wird von schwarzen Riemen, Krägen und Veloursledergürteln gehalten. Weht auf Taillenhöhe links und rechts eine kontrastierende Pastellfarbe, so ist im Rücken ein Tuch mit Lilien-Motiv angenäht – etwas gewöhnungsbedürftig, dieses kleine Lady-Cape, aber nicht so albern, wie es klingen mag. Auf Mourets Fingerspitzengefühl ist Verlass. Nur Barbara findet es komisch.
Die großen Blüten – Mouret zeigt auch Hibiskus-Blüten als Laser-cut in Baumwoll-Mesh-Kleidern und Playsuits – erinnern in ihrer Dimension und mit ihren Netz-Blütenblättern an die Kollektion von Kaviar Gauche gestern Abend – kein schlechtes Zeichen für die beiden Designerinnen Alexandra Fischer-Roehler and Johanna Kühl aus Berlin. Schließlich legen auch sie großen Wert auf Handwerk, Feminität und Eleganz – alles, wofür der französische Designer steht. Ach, und die jüngeren Outfits der beiden Labels wurden mit Saumfransen bedacht (ganz unten).
Fotos: Catwalkpictures
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