Amuse Bouche mit Dimitri
Amuse Bouche mit Dimitri: Den leckersten Appetithappen zur Berlin Fashion Week, die am Montag beginnt, bekam ich gestern Abend von Designer Dimitri serviert. Dimitrios Panagiotopoulos, so sein ganzer Name, rief aus dem gerade 18-Grad-warmen Meran an, wo er ein Atelier unterhält. Hier wartet er noch auf die letzten Kollektionsteile für die Saison Herbst/Winter 2015, die er am Dienstag in einer Woche im Mercedes-Benz Fashion Week Zelt am Brandenburger Tor zeigen wird. Alle Kollektionsteile werden in Italien hergestellt. Abendkleider und Aufwendiges fertigt er bei sich im Atelier.
Die Box-Clutches, die wir auch in einer Woche sehen werden, lässt er mit goldschimmerndem, bronzefarbenem Leder überziehen – sie kommen aus einem kleinen Atelier, das auch die Modehäuser Lanvin und Bottega Veneta mit Box-Clutches beliefert. "Der ältere Herr, mit dem ich über die Fertigung meiner Handtaschen sprach, hat einen so stark ausgeprägten Florentiner Akzent, dass ich ihn – selbst als Italiener – kaum verstehe, aber als die Namen "Lanvin" und "Bottega Veneta" fielen und er erzählte, dass er für Bottega Veneta von Anfang an die Hartschalten-Handtaschen fertigt, war für mich alles klar."
Was erwartet uns noch auf dem Dimitri-Laufsteg? Drapierte Cocktailkleider aus Chiffon, ein Parka aus seidenähnlichem Stoff mit Tunnelzug und großer Kapuze in goldschimmerndem Schokobraun, Poncho-artige Jacken, Gliederketten mit durchgeflochtenen Satinbändern, Quasten aus Pakistan (die er auch in seiner Sommerkollektion schon eingesetzt hat) und die Farben Fuchsia, Beerentöne, Grün, Schwarz und Nude-Nuancen. Er findet das sehr farbenfroh. Auch Cashmere-Pullover und einen Strickmantel wird er in seiner kommenden Winterkollektion haben.
Seine Kleider sieht er an starken Frauen, die, wie er es formuliert "keine männliche Begleitung brauchen". "Wenn ich solchen Frauen begegne, fange ich an zu zittern." Seine Bewunderung gilt all dieses ausdrucksstarken Frauen, um bekannte Beispiele zu nennen: die Neunzigerjahre-Modelriege ("Für Naomi würe ich alles tun!"), Charakterschauspielerinnen Monica Bellucci, Heike Makatsch, Hannelore Elster, Meryl Streep, Angelina Jolie, Iris Berben, aber auch über Helene Fischer würde er sich freuen. Nicht, dass er ihre Musik besonders wertschätzen würde, eher ihren selbstbewussten Auftritt. Dabei gibt es sogar zu, dass er gern das Traumschiff oder Rosamunde Pilcher Verfilmungen schaut – zum Ausgleich, wie er sagt.
Dimitri läuft gerade gebückt durch sein Büro – als habe er Rückenschmerzen, erzählt er. Am Donnerstag wird er die Atelier-Türe hinter sich abschließen, dann werden keine Änderungen mehr vorgenommen ("Das tue ich mir dann nicht mehr an. Was dann nicht fertig ist, kommt nicht in die Kollektion."). Am Freitag steigt er ins Flugzeug nach Berlin und am Samstag wird er die letzten Models casten. Dabei wird er keinem Model sagen, dass es zu dick oder zu dünn sei. Das mache man nicht. Natürlich sind ihm die Maße wichtig, aber das müsse man einem 16-jährigen Mädchen ja nicht mitteilen. Am wichtigsten ist ihm die Ausstrahlung: Farbe und Ausdruck das Gesicht haben.
Andere Designer wünschen sich das auch, weshalb der Kampf um einzelne Models schon losging. Eines der gerade gefragten, gesund aussehenden Models ruft aktuell 5000 Euro auf, dabei sind 450 Euro für ihn das Maximum, 250 Euro die Regel. Eines der 250-Euro-Models wird sich vielleicht eines Tages an ihn erinnern, wenn sie 5000 Euro verlangt. Sie kennen Dimitri als fürsorglichen Mann, der immer für Essen und Getränke sorgt und der den Mädchen gern den U-Bahn-Anschluss zum nächsten Termin skizziert. Eines der Mädchen konnte sich die U-Bahn nicht leisten, darauf drückte er ihr 40 Euro in die Hand, damit sie es mit dem Taxi pünktlich zum Casting eines anderen Designers schafft.
Es geht um ein nettes Miteinander. Man tut sich hier etwas Gutes. Er freut sich über die deutsche Presse, die Blogger, die die Kollektion im Internet besprechen und die Runway-Fotos, die er für sein Lookbook nutzen kann. Die ganz großen Einkäufer sitzen hier nicht im Publikum. Für das Geld, das Dimitri in Berlin für seine Fashion Show ausgibt, käme er in Italien nicht weit. Über eine Offsite-Location hat er nachgedacht, aber die Organisation sei von Italien aus zu aufwendig.
Die Musik für die Show steht: Dimitri hat dem Münchner Sebastian Kempff Mood-Bilder und einen Kollektionstext geschickt, dafür bekam er ein paar Musik-Vorschläge und irgendwann fanden sie einen Musikmix, der beiden gefällt und zur Kollektion passt.
Am Dienstagabend wird er – das weiß Dimitri nach 5 Jahren Mercedes-Benz Fashion Week Berlin schon – wieder gebückt zur Fashion Show schreiten und nach der Fashion Show werden plötzlich alle Schulterschmerzen von ihm abfallen und er wird befreit und aufrecht vom Laufsteg zurück hinter den Vorhang laufen und mit dem Team feiern. Darauf freut er sich schon.
Fotos: Dimitri
Newsletter
Photo Credit:
Kommentare