Was trägt man auf einem Langstrecken-Flug?
Langstrecken Garderobe
Egal, was ich auf einem interkontinentalen Flug trage, ich entdecke immer jemanden, der die Langstrecken Garderobe besser drauf hat als ich: bequemer, lässiger, cooler – einfach besser gekleidet.
Die Göre
Das erste Mal, als ich Business-Class fliegen durfte, konnte ich meinen Augen kaum trauen: eine junge Frau, die sich in ihrem Juicy Couture Frottee-Anzug passend schlampig benahm: sie pflaumte die Stewardess bei jeder sich bietenden Gelegenheit an – sie verkörperte genau das Gegenteil von dem, was ich hätte werden sollen. Und nun saß ich da, eingeengt in meiner Stoffhose mit Knopf, in meiner Bluse mit Manschetten – herrje, wie spießig bin ich erzogen worden, dachte ich. Ständig schielte ich zu der nach Orangensaft schreienden Zicke hinüber. Sie lag halb schräg im längst zurückgefahrenen Sitz und hatte Kopfhörer auf – vermutlich schrie sie deshalb so laut. Kopfhörer! Auch das trägt man nicht in der Öffentlichkeit. Das ist unhöflich, lernte ich. Aber egal, mich faszinierte das sorglose Verhalten im zitronengelben Schlabberanzug, den ich zumindest in Dunkelblau jetzt auch gern gehabt hätte.
Ich lernte mit den Reisen dazu: Heute trägt man auch in den vorderen Klassen bequeme Kleidung. Als ich also in Buenos Aires mit Jeans, Flip-Flops und Kapuzenpullover meinen Platz neben einem Anzugträger einnahm, empfand ich mich als besonders cool. Als dieser dann ein Gespräch mit "So, what are you doing for living?" anfing, deutete ich auf meine Kopfhörer unterhalb meiner Sweater-Kapuze und beendete damit das Gespräch. Pah, ein Business-Gespräch nur weil wir in der Business-Klasse sitzen, wie arm ist das denn! Diesen Stil kultivierte ich bis zur Jogginghose.
Der Rocker
Wer einmal vier Stunden lang am Washington Airport von Gate zu Gate in einer vom Sitzen ausgebeulten Jogginghose herum rannte, wird sie allenfalls noch zuhause tragen, wenn sonst keiner da ist. Moment, warum fühlte ich mich ausgerechnet in den USA nicht mehr wohl in meiner meiner weichen Gummizughose? Da kommt sie doch her! Verkehrte Welt. Vermutlich trägt sie Karl jetzt in seinem Privatjet. In Washington sah man mich an, als sei ich eine von diesen Europäerinnen, die noch nicht wissen, dass schicke Kleidung heute auch sehr bequem sein kann. Richtig cool war der Rockstar, der vor mir aus der Lounge herlief: enge, schwarze Jeans mit vermutlich mehr Weichmachern und Stretchanteil als meine Jogginghose je gesehen hat, Lederschnürschuhe, die schon so ein- und weich getragen waren, dass sie in Sachen Komfort meinen Joggingschuhen vermutlich in nichts nachstanden. Über seinen schwarzen  Kaschmirpullover (extra lang und mit langen Ärmeln) trug er eine Lederjacke – das perfekte Langstrecken-Outfit, mit dem er auch alle anderen Anlässe wahrnehmen kann. Allzeit bereit. Das finde ich gut.
Übersetzt würde das bedeuten, ich bräuchte ein Outfit, das ich auch zum Besuch meiner Tante (es blieb keine Zeit, sich umzuziehen) tragen kann oder eines, mit dem ich auf einem Fashion Cocktail auftauchen kann, wenn der Flug verspätet ist und ich einen Koffer aufgegeben habe, der nicht mitgekommen ist.
Hier nun meine bewährten, hart recherchierten und damit ultimativen Langstrecken Outfits für alle, die nicht mit ihrer Sportmannschaft unterwegs oder Rockstar sind. Mit dabei sein sollte immer eine Kapuzenjacke, eine aus weicher Baumwolle (Superdry macht die besten!) oder eine aus Cashmere, um sich vor dem Zug der Klimaanlage zu schützen. Auch eine Nasensalbe sollte immer dabei sein, aber dazu mehr in "Pflege für den Langstreckenflug".
Drei Looks
1) Langärmeliges Kleid aus Baumwoll-Stretchkleid, z.B. von Helmut Lang, wahlweise mit Strumpfhose und unbedingt mit flachen Schuhen – unvorhersehbares Gerenne!
2) Stretchhose, z.B. "Mortimer" von Roland Mouret, dazu ein Twin-Set aus Cashmere und Car Shoes, weil schön felixible Sohle und Noppen für den nötigen Grip beim Rennen.
3) Stretchjeans, dazu Body (zieht sonst beim Einnicken in die Nieren) oder ein Hemd von Hanro, weil aus extra weicher Baumwolle und extra lang geschnitten, Cardigan, Sneaker oder Car Shoes.
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