
Guido nennt uns seine Plus Size Tipps
Da begrüßt mich doch mitten in München, im Heart Club, der Karlsruher Singsang. Heimatgefühle kommen auf. In der zweiten Etage geht es mit dem Badischen Klang weiter: der Katalogversender und Onlineshop heine ist im Haus. Das Logo ist mir aus meinen ersten 18 Lebensjahren wohl bekannt. Mit TV-Modedesignerstar und Frauenversteher Guido Maria Kretschmer lanciert heine gerade die vierte gemeinsame Kollektion für große Größen.
Bei einer Salon-Show erklärt Guido Maria Kretschmer den Redakteuren jedes Outfit einzeln und ausführlich – so wie es früher einmal auch in Paris der Fall war. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Olivier Rousteing & Co. das für ihre Runway Shows wieder in Betracht ziehen. Mich interessiert nämlich, warum ein Designer eine Naht wohin setzt und warum er sich gerade für dieses oder jenes Material entschieden hat – vielmehr als Kollektionstexte, die eine meist abstrakte Inspirationsquelle blumig umschreiben. Selten hat der Designer mit diesen Texten etwas zu tun. Umso mehr freue ich mich über die praxisnahen Erfahrungen, die GMK ja so gern mit allen teilt. Dieses Mal zum Thema "Plus Size", "Curvy", "mehr Körper" oder wie man alle Kleidergrößen ab 40 nennen mag...
Guido Maria Kretschmer Plus Size Tipps
– Das semi-transparente Obermaterial eines knielangen Rockes oder Kleides lässt er bei seiner Curvy Collection für den Versandhändler und Katalogversender Heine ein paar Zentimeter länger als bei seiner normalen "High Fashion"-Kollektion. Denn so sei das Knie zwar verdeckt, aber da es noch durchscheint, das Bein nicht verkürzt. Schlauer Mann.
– Ähnliches Prinzip gilt für doppellagige Blusen, bei denen der semi-transparente Stoff zum Bespiel im Schrägschnitt den Po bedeckt.
– Längsnähte auf der vorderen Mitte einer Hose strecken und schmälern das Bein optisch.
– Lederleggings bekommen eine Zierbiese für den optisch schlankeren Oberschenkel verpasst und zudem eine Rückseite aus einem festeren Jerseystoff und einen Gummizug oben. Laut GMK möchte jede Plussize-Frau Lederleggings haben – genau so wie jede andere Frau auch.
– Bei Kleidern baut er gern ein V-förmiges Rückendekolletee (bis knapp oberhalb des BHs) ein, denn diese Körperstelle sieht bei jeder Frau, auch im hohen Alter, noch schön aus, sagt er. Das zeige die Frau immer gern her – im Vergleich zu nackten Oberarmen und Knien, zum Beispiel.
– Mit Rundungen im Bauch- und Hüftbereich trägt man gern "Überwürfe" oder längere Jacken. Damit das nicht schwer aussieht, entwirft Guido Maria Kretschmer Ponchos und Kurzmäntel in hellen, leichten Farben. Sein weißer, elastischer Sommermantel aus Netzstoff mit floralem Muster sei "perfekt gradierbar auch in großen Größen."
– Overalls: Sie galten lange Zeit als No-go für "Frauen mit mehr Körper". Wir erinnern uns zusammen mit dem Designer an die Komikerin Hella von Sinnen in ihrer Arbeitskleidung: Overalls wie wir sie von der Tankstelle kennen. Aber auch mit Kleidergröße 44 und drüber kann man schmale Overalls tragen. Es ist sogar maßgeblich, dass sie körpernah und nicht überschnitten sind. Und wieder die länglichen Details: Falten vorn und Nähte hinten. Wichtig bei solch einem Ganzkörperanzug ist das feste Material (finde ich für mich persönlich, Kleidergröße 34, übrigens auch). GMK liebt den Crêpe-Stoff dafür: "Für mich einer der faszinierendsten Stoffe, die es jemals gegeben hat," sagt er. Und weist darauf hin, dass man damit kleine Flecke so leicht wegrubbeln kann. Für seine praktischen Tipps lieben ihn alle.
– Helles Sommerkleid? Viele sprachen den Designer an, dass sie gern eines hätten, aber dass das mit der großen Größe immer schwierig sei. Seine Lösung: ein weißes Cocktailkleid mit einem nudefarbenen Chiffon im asymmetrischen Schnitt darüber. Das fällt schön fließend (macht eine schmale Silhouette) und es kaschiert gleichzeitig.

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Photo Credit: Modepilot
Kommentare
Seit wann ist Crêpe ein festes Material?
@Johanna Was hast du nur gegen Baden? Dort haben sie auch einen Onlineshop: http://www.heine.de 😉
Und zum Crêpe: Der Stoff ist auf jeden Fall fest – zumindest fester als die Jersey-Qualitäten, aus den Overalls sonst gern hergestellt werden. Crêpe ist allein schon aufgrund des überdrehten Garns ein festeres Material. Alles relativ natürlich. Mit einem Neoprenanzug ist so ein Overall nicht zu verwechseln, aber du verstehst meinen, bzw. GMKs Punkt.
Liebe Grüße,
Kathrin