Botox – Wie gefährlich ist es?
Für unsere neue Serie über Beauty Mythen befragten wir Dr. Patricia Ogilvie zu Vorurteilen zu der Wirksamkeit von Anti-Aging-Cremes, zu ungewünschten Filler-Ergebnissen und eben zu Botox. Die Hautärztin Dr. Ogilvie betreibt in München zwei Praxen: www.skin-concept.de. Sie arbeitet u.a. seit 20 Jahren mit Botox und Botulinumtoxinen anderer Hersteller.
Die 47-Jährige botoxt sich seit ihrem 30. Lebensjahr selbst und unterspritzt sich gelegentlich Hyaluronsäure.
Beauty Mythen aufgeklärt
Mythos: Zu Botox fehlen jegliche Langzeitstudien – man weiß nicht, was das Gift im Körper anrichten kann.
Dr. Ogilvie: "Das ist ein hartnäckiges Vorurteil, welches schlichtweg falsch ist. Botox zählt mit über 77 Placebo-kontrollierten, doppelblinden klinischen Studien und über 20 Jahre zurückreichender klinischer Langzeiterfahrung zu den am besten untersuchten Arzneimitteln überhaupt (Anm. d. Red.: doppelblinde Studien sind jene, bei denen weder Patient noch behandelnder Arzt wissen, welche Substanz verwendet wird). Alleine im Rahmen klinischer, kontrollierter Studien wurden fast 20.000 Patienten therapiert und unter Behördenaufsicht die Langezeit-Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments belegt. Hier sind die vielen Millionen Patienten, welche seit über 20 Jahren regelmäßig mit Botox therapiert werden, nicht einmal mitgerechnet. Den viel kleineren Anteil am Gesamtmarkt macht die Anwendung in der Ästhetischen Medizin aus, wo auch wesentlich geringere Dosen zur Anwendung kommen. Die extrem hohe Patientenzufriedenheit und die kontinuierliche Verbesserung des Aussehens über Anwendungen bis zu 20 Jahren wurden kürzlich in einer internationalen, publizierten Studie eindrucksvoll belegt. Die Patientinnen, die hier ausgewertet wurden, hatten im Durchschnitt über neuneinhalb Jahre regelmäßig Botox-Injektionen erhalten. Die längste dokumentierte Behandlung lief über 20 Jahre. Es konnte gezeigt werden, dass sich der ästhetische Effekt und die Patientenzufriedenheit kontinuierlich verbessert."
Gegenfrage unsererseits: Sind 20 Jahre ausreichend, um von einer Langzeitstudie zu sprechen?
Dr. Ogilvie: "Medizinisch sind 20 Jahre eine super Langzeitstudie. Zur Zeit sind bei der FDA (Food and Drug Administration) drei weitere Botulinumtoxinen für Kleinkinder ab 2 Jahren in der Zulassung (eine gibt es bereits), unter anderem für die kindliche Migräne. Für die Erwachsenen-Migräne liegen Zulassungen schon vor."
Mythos: Botox macht süchtig und irgendwann haben die Frauen ein Mimik-freies und ausdrucksloses Gesicht.
Dr. Ogilvie: "Man gewöhnt sich natürlich daran, gut auszusehen und sieht wenig Grund, alles wieder „auf Start“ zu setzen, wenn man die Ergebnisse einmal selbst erlebt hat. Dass Botox süchtig machen würde, ist allerdings ein absurdes Gerücht. Sucht im medizinischen Sinne erzeugt eine Abhängigkeit, welche mit dem Bedürfnis nach Dosissteigerung und Entzugssymptomen einhergeht. Das ist bei Botox natürlich nicht der Fall. Es wäre sonst auch nie als Arzneimittel zur Faltenbehandlung von den Behörden offiziell zugelassen worden. Die Wirkung ist auch bei häufiger Anwendung über viele Jahre vollständig umkehrbar, das heißt, die volle Beweglichkeit kehrt nach Abklingen der Wirkung zurück, also nach 3,5 bis 6 Monaten."
Gegenfrage unsererseits: Ist die Haut faltiger an der Stelle, wo das Botox keine Wirkung mehr zeigt, als sie es ohne Botox gewesen wäre?
Dr. Ogilvie: "Botox verhindert eher das Vertiefen von Falten. Wir können das auch an Zwillingen bei gleichen Lebensumständen sehen, bei denen eine behandelt wurde und die andere nicht: die Unbehandelte hat auch dann mehr Falten als die Behandelte, wenn bei der Behandelten das Botox seine Wirkung verloren hat."
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Photo Credit: Barbara Markert für Modepilot, Dr. Ogilvie
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