Pigmentflecken durch parfümierte Sonnencremes
Dermatologen raten, bei Sonnencremes auf bestimmte Duftstoffe zu verzichten. Denn neben hormoneller Schwankungen und dem Einfluss von Medikamenten sind es Duftstoffe, die zu Pigmentflecken führen können. Wie übrigens in meinem Fall: Ich setzte mich in einem Griechenlandurlaub täglich der Sonne aus, nahm keine Medikamente zu mir (auch nicht die Anti-Baby-Pille) und befand mich weder in der Pubertät noch in den Wechseljahren. Dafür probierte ich mit einer Freundin lauter Sonnenprodukte aus mit natürlichen Inhaltsstoffen. Jetzt Jahre später und immer noch mit einem Pigmentfleck verziert, möchte ich dem Thema auf die Spur gehen....
Expertenrunde
Dafür befrage ich den Münchner Dermatologen Dr. Timm Golüke und Bettina Strang, Leiterin der Anwendungstechnik und Trainierin bei Reviderm. Beide sind sich einig: Sonne fördert unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, wirkt stimmungsaufhellend und kurbelt die Vitamin D-Produktion an, aber Sonne soll auch mit größter Vorsicht und in Maßen konsumiert werden. Von Duftstoffen in Sonnencremes raten beide ab.
Frau Strang, was spricht gegen Duftstoffe in einer Sonnencreme?
„Hyperpigmentierungen sind nur ein Aspekt, weshalb Duftstoffe kritisch zu betrachten sind. Bei den meisten geht es im Zusammenhang mit Sonne nicht nur um das Thema Photosensibilität, sondern vor allem um Reizungen und allergische Reaktionen der Haut. Parfümstoffe mögen unserem Sinn für Genuss schmeicheln – für unsere Haut stellen sie unter der „Sonderbelastung“ Sonne aber vor allem eine Quelle möglicher Hautreaktionen dar."
Mit welchen Hautreaktionen muss man rechnen?
„Unter intensiver UV-Einwirkung können die chemischen Strukturen von Parfümstoffen zerfallen und phototoxisch wirken – was in allergischem Juckreiz, Rötung oder Lichtdermatosen (Anm. d. Red.: Rötung, Bläschen, Knötchen, nässende Hautdefekte, Hautverdickung mit jeweils starkem Juckreiz) in Erscheinung treten kann. Manche Duftstoffe – besonders auf Basis ätherischer Öle – machen die Haut lichtempfindlicher und können deshalb Pigmentstörungen verursachen oder auch verschlimmern. Man spricht dann von „Photosensibilisierung“ der Haut. Das kommt nicht nur bei Parfümstoffen vor, sondern kann auch durch andere Faktoren beeinflusst werden."
Herr Dr. Golüke, welche Faktoren begünstigen eine Photosensibilisierung und damit Pigmentflecken?
„Früher dachte man, dass nur Schwangere empfänglich sind für Pigmentflecken. Heute kommen immer mehr Frauen in meine Praxis, die weder schwanger sind, noch unter hormonellen Schwankungen leiden, noch Medikamente zu sich nehmen und dennoch Pigmentflecken bekommen. Ältere Menschen haben vor allem am Hals rechts und links Pigmentflecken – also genau dort, wie sie sich jahrelang Parfum auftrugen. Generell gilt, Parfümstoffe in Verbindung mit Sonnen-Exposition zu vermeiden, wenn man Pigmentflecken vorbeugen möchte. Wenn Pigmentflecken einmal da sind – durch ätherische Öle etwa –, dann dunkeln sie immer wieder nach. Auch dann, wenn sie über den Herbst und Winter verblassten. Ätherische Öle sind überhaupt mit Vorsicht zu verwenden: Sie lösen Allergien aus. Dazu gibt es gerade auch einen guten Artikel von Bee Shapiro auf Vogue.com."
Können wir uns also nicht darauf verlassen, dass Sonnencremes ausreichend getestet wurden?
„Nein. Sonnencremes werden zwar getestet, aber jede Haut reagiert anders. Absurderweise sind viele Sonnencremes, die extra für Sonnenallergiker entwickelt wurden, parfümiert. Dabei kommt es bei der Verbindung von UV-Strahlen und Duftstoffen zu einer phototoxischen Reaktion in der Haut (Anm. d. Red.: siehe auch Antwort von Bettina Strang oben)! Ich rate zu Duftstoff-freien Sonnenschutzmitteln wie es sie in der Apotheke beispielsweise von Avène, La Roche-Posay und SkinCeuticals gibt oder eben auch von Reviderm."
Good to know:
„Zu intensiver und unangepasster Sonnengenuss schwächt z.B. unser Immunsystem. Für unser Schutzorgan Haut bedeutet ein Sonnenbad Stress. Wasserverlust, thermische Belastung und die vermehrte Bildung freier Radikale sind sehr direkte Angriffe auf die Hautgesundheit. Kosmetik sollte unsere Haut in ihrer Funktion unterstützen und stärken. Unter besonderer Belastung, wie direkter UV-Exposition, wirken sich parfümierte Sonnencremes nicht stärkend, sondern zusätzlich hautschwächend aus. Es ist sicherlich auch von Vorteil, wenn Sonnencremes emulgatorfrei sind. Reviderm hat z.B. drei von vier Produkten auf sogenannter "Bi-Gel"-Basis. Auch Emulgatoren können Lichtdermatosen und Mallorca-Akne auslösen. Zudem sollten die Cremegrundlagen nicht okklusiv sein, also frei von Paraffinen." (Bettina Strang)
Checkliste für alle, die wie ich schon Pigmentflecken haben:
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Photo Credit: Catwalkpictures, Reviderm, Dr. Golüke, La Roche-Posay, SkinCeuticals
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