Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Pigmentflecken – Man kann mit ihnen leben

Sie sind die häßlichen Verwandten von Sommersprossen: Altersflecken oder auch Pigmentflecken. Jetzt haben sie wieder Saison, wenn die Sonne an Kraft zulegt. Denn Altersflecken werden vorwiegend von der Sonne „getriggert”. Weshalb die Bezeichnung auch etwas irreführend ist. Die ungeliebten braunen Flecken treten zwar meist jenseits der 40 auf, können sich aber auch schon früher zeigen, aufgrund von übermäßiger UV-Einstrahlung. Die Medizin kennt deshalb nicht nur „Lentigines seniles”, sondern auch „Lentigines solares” – und dazu noch ein paar andere Ursachen für deren Auftreten.
Piaget Possession Modepilot Pigmentflecken
Kathrin trägt ihre Pigmentflecken/Melasma auf der Stirn – hier leicht überschminkt
Gefährlich sind die Pigmentflecken in keinem Fall, aber lästig, und sie lassen einen alt aussehen. Das Ungute daran: Sind sie einmal da, wird man sie nur schwerlich wieder los. Sonnenschutz ist immer noch das erste Mittel zur Vorbeugung – und damit sollte so früh wie möglich begonnen werden. Denn unsere Haut hat ein Elefanten-Gedächtnis. Wie sie später mal aussieht, wird größtenteils bereits festgelegt bevor wir das Alter von 20 Jahren erreichen.

Lentigo oder Melasma?

Die sogenannten Hyperpigmentierungen kommen vor allem an den Körperregionen zum Vorschein, die immer oder häufig unbedeckt dem UV-Licht ausgesetzt sind wie Gesicht, Handrücken, Unterarme, Schultern und Dekolleté. Egal ob im Sommer oder im Winter, der tägliche Lichtschutz sollte Routine sein. Deshalb achtet bitte gerade in der heißen Jahreszeit auf einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor und dabei das frühzeitige Ein- und Nachcremen nicht vergessen. Bei langem Outdoor-Aufenthalt Gesicht und Schultern zusätzlich mit langen Ärmeln, bzw. Hut schützen.
Wenn die Sonne am höchsten steht, zwischen 12 und 15 Uhr, sucht man sich am besten einen Schattenplatz. Aber was genau lässt die braunen Flecken auf der Haut entstehen? Starke Sonneneinstrahlung schädigt die Melanozyten, die das Hautpigment produzieren. Die Folge ist, dass sie sich zu kleinen Inseln zusammenrotten, die äußerlich als dunkle Spots sichtbar sind. Bei Altersflecken ist noch ein anderer Farbstoff im Spiel: das bräunliche Lipofuszin, auch Abnutzungs- oder Alterspigment genannt. Es entsteht als Endprodukt der Oxidation von ungesättigten Fettsäuren in der Zellwand. Unter Mitwirkung von zu viel Eisen im Blut kommt es zu einer erhöhten Bildung von Lipofuszin. Insofern kann auch unsere Ernährung „Altersflecken“ fördern.

Aufs Essen achten

Also: Eisenhaltiges Olivenöl nur in Maßen konsumieren und eher auf Kokosnuss-Öl oder Butter zurückgreifen. Apropos Eisen: Sollte bei Ihnen kein Eisenmangel vorliegen, was ein einfacher Bluttest belegen kann, verzichten Sie auf Nahrungsergänzungsmittel mit diesem Spurenelement. Denn ein Eisen-Überschuss sammelt sich im Körper an und kann die Entstehung von Altersflecken provozieren. Entgegensteuern lässt sich mit kupferhaltigen Nahrungsmitteln wie Nüsse, Kakao, Kaffee, Tee, Hülsenfrüchte, Vollgetreide sowie Schalentiere. Aber auch Innereien, vor allem Leber, sind reich an Kupfer.
Eine andere Art von Pigmentstörung, aber ebenso hartnäckig in der Behandlung ist das Melasma. Es sind dunklere Hautstellen im Gesicht, von denen vor allem Frauen betroffen sind, Männer viel seltener. Denn die Ursache dafür ist ein Überschuss an Östrogen. Melasmen zeigen sich beispielsweise während der Schwangerschaft, bilden sich aber oft nach der Entbindung langsam wieder zurück. Die synthetischen Hormone der Pille, Proteinmangel, Stress, aber auch eine schwach entgiftende Leber lassen die Östrogen-Konzentration ansteigen und können ebenfalls eine sichtbare Dunkelfärbung im Stirn-, Wangen-, Oberlippenbereich hervorrufen. Auch bei dieser Form der Überpigmentierung wirkt Sonnenlicht, bzw. Solarium verstärkend.
Kathrin und Isabelle Pigmentflecken Urlaub Modepilot
Kathrin mit Pigmentflecken/Melasma  auf der Stirn (ungeschminkt), Isa ohne Flecken

Aufhellen? Besser nicht!

Das einfachste und preiswerteste Mittel, um die Flecken im Gesicht – zumindest vorübergehend – unsichtbar werden zu lassen, ist ein Überschminken. Dazu verwendet man eine Covercream oder einen Concealer im Hautton, der punktuell aufgebracht wird. Will man zusätzlich eine Foundation benutzen, ist es wichtig, die verschiedenen Schichten mit Puder zu fixieren. Viele Frauen versuchen auch immer wieder, die Flecken mit diversen „Oma-Rezepten“ aufzuhellen. Als natürliches Bleichmittel werden Zitronenscheiben oder Apfelcidre wegen des Schwefel- und Säureanteils kommuniziert. Erst nach 12 Wochen stellt sich – wenn überhaupt – ein geringer Effekt ein, falls die betroffenen Hautstellen nicht schon vorher mit Irritationen auf die Säureattacke reagieren.
Auch so genannte Bleichcremes (Brightening Cream), wie sie die Asiatinnen routinemäßig benutzen, sind nicht ohne Risiko. Das Bleichmittel Alpha-Arbutin ist bei uns seit 2013 vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als „gesundheitlich bedenklich“ und krebserregend eingestuft. Es kann außerdem unangenehme Nebenwirkungen wie starkes Brennen, Rötungen und eine extrem hohe Lichtempfindlichkeit der Haut hervorrufen. Aufhellende Kosmetika, die es in Drogerien hierzulande zu kaufen gibt, enthalten meist natürliche Substanzen wie Süßholzwurzelextrakt oder Koji-Säure aus dem Schimmelpilz Aspergillus oryzae. Auch Kombinationen von Pflanzenextrakten wie Malve, Schlüsselblume, Melisse und Schafgarbe werden solche Effekte zugeschrieben.
Schwangerschaftsöle - Die Modejournalistin Kathrin Bierlin testet in ihrer Münchener Wohnung für das Schönheit-Spezial des FAZ-Magazins im November Kosmetiköl.
Pigmentflecken hatte Kathrin allerdings schon vor ihrer Schwangerschaft
Außerdem beliebt als Fleckentferner sind Säure-Wirkstoffe mit schälender Wirkung wie Glycol- oder Salicylsäure. Aber bei Produkten für die Heimanwendung ist die Konzentration meist zu gering, um damit tatsächlich etwas bewirken zu können. Neu im Kampf gegen Überpigmentierungen ist der von Beiersdorf patentierte Labor-Wirkstoff Thiamidol, der auf Molekül-Ebene die Umwandlung von Tyrosin in das Hautpigment Melanin hemmt. Fazit: Bei allen frei verkäuflichen Bleichmitteln lässt der Erfolg meist zu wünschen übrig. Wenn man wirklich wieder fleckenfrei in den Spiegel schauen möchte, muss schon der Hautarzt ran.

Fleckenentfernung beim Experten

Dem Dermatologen stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Sie sind zumeist teuer und auch manchmal schmerzhaft. Auch darüber muss man sich im Klaren sein: Die Über-Nacht-Fleck-Weg-Methode gibt es nicht. Und hält man sich hinterher nicht an strenge Sonnenschutz-Maßnahmen, kommen die Flecken wieder. Eingesetzt zur Fleckentfernung werden Laser, Dermabrasion, Kryotherapie und chemisches Peeling. „Ich bevorzuge eindeutig den Rubinlaser“, sagt der Münchner Dermatologe Dr. Wolfgang Niederdorfer. „Er ist die schonendste Methode mit 100-prozentiger Wirksamkeit. Er arbeitet narbenfrei und ohne große Schmerzen.“ Für 14 Tage muss man mit Krusten rechnen, Rötungen bleiben vier bis sechs Wochen sichtbar.
Ähnlich sind die „Nachwirkungen“ bei der Kryotherapie, ein Kälte-Treatment, bei dem die Flecken punktgenau mit flüssigem Stickstoff vereist werden. Die Stelle färbt sich erst weiß, dann bekommt sie eine dunkle Kruste. Wichtig ist, dass der Behandler die Methode beherrscht. Aber auch dann ist das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend. Dr. Niederdorfer: „Es entsteht an der zu behandelnden Stelle eine Erfrierungsblase, die erstens schmerzhaft ist. Zweitens kann es passieren, dass man nicht alle Pigmente erwischt, dann bleiben Reste als blassere Flecken auf der Haut sichtbar.“

Klassisches Abschleifen der Haut

Die klassische Dermabrasion, also das Abschleifen der obersten Hautschichten, ist durch die neueren apparativen Methoden etwas in Vergessenheit geraten. Beim chemischen Peeling setzt man ebenfalls auf das Abschälen der Oberhaut und auf deren Neubildung. „State of the Art” für mitteltiefe und tiefe Peelings ist die Trichloressigssäure (TCA). Auch hier sollte nur ein erfahrener Arzt Hand anlegen. Denn es entsteht wie bei der Schleifkur eine größere Wunde ähnlich einer Schürfwunde mit allen Risiken wie Infektion, Narben, etc.
Gerade tiefe Peelings dringen bis in die Lederhaut vor, vordringlich um Falten und Aknenarben zu beseitigen. Dass dabei auch Altersflecken verschwinden, könnte man als positiven Nebeneffekt bezeichnen. Den Aufwand zu betreiben, allein für ein paar Flecken, ist doch sehr hoch. Ebenfalls einen Arzt aufsuchen sollte man, wenn man unsicher ist, ob es sich wirklich um eine harmlose Pigmentverschiebung handelt, oder falls sich der Fleck in Größe, Farbe, Form oder Haptik verändert.
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Photo Credit: Sacha Höchstetter
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Mrs Pflege sagt:

    Liebe Kathrin, hat denn jedes Olivenöl einen so hohen Eisengehalt? Wie sieht es mit der Verwendung von Rapsöl - welches ja relativ geschmacksneutral ist aus?
    • Kathrin Bierling sagt:

      Liebe Mrs Pflege, Rapsöl hat – soweit meine Recherchen ergeben haben – keinen (hohen) Eisengehalt und ich würde es bedenkenlos verwenden. Wobei ich persönlich auch auf eisenhaltiges Olivenöl nicht verzichten werde 🙂 Liebe Grüße, Kathrin
      • Kathrin Bierling sagt:

        PS.: Das mit dem Eisengehalt in den verschiedenen Olivenölen vermag ich nicht zu sagen.