Die Daune kommt nicht mehr dicke
Die Daunenjacke ist jetzt schmal und deswegen als Trend ganz groß.
Grob gefasst gibt es in der Mode nur zwei Aufenthaltsorte: Das Happy-Fashion-Land mit Mode, die man haben möchte, aber die manchmal kompliziert ist. Und dann gibt es noch das Sad-Fashion-Land, mit Mode, die man braucht, aber die meist stillos ist.
Aus dem Sad-Fashion-Land stammt die dickmachende Daunenjacke, die selbst Bohnenstangen in Michelinmännchen verwandelt und die hässliche Stiefschwester des eleganten, aber leider manchmal etwas zugigen Wollmantels ist (Happy-Fashion-Land). Oder wie die Süddeutsche Zeitung über das deutsche Straßenbild im Winter so treffend formulierte: „Und so verwandelt sich das ganze Land in einen riesigen Kindergarten. Es ist die totale Aufgabe des Selbstverständnisses als Frau. Oder als Mann. Es gibt nur noch Kälte, und seltsam quadratische, asexuelle Wesen, die freudig einer Apokalypse entgegenstiefeln, die niemals kommt – meistens nicht mal in Form einer Schneeflocke.“
Zum Glück gibt es zwischen den beiden Ländern, dem Sad- und dem Happy-Fashion-Land, eine Brücke. Sie nennt sich „Anti-Chic“ und beherbergt den Aussichtspunkt „High-Fashion-Fernglas“. Hier, ganz oben auf der Anti-Chic-Brücke, die also exakt zwischen Anti und Chic liegt, ist momentan viel Verkehr; mit Vetements, Birkenstock, Teva-Sandalen & Co. Und über diese Brücke geht nun auch die Daunenjacke. Denn aus der High-Fashion-Perspektive, also neu interpretiert, sieht die Daunenjacke eben nicht mehr aus wie ein aufgeblasener Airbag. Zumindest lenken auffällige Muster, ungewöhnliche Farben (z.B. Gold) oder ungewohnte Materialien wie Samt geschickt davon ab.
Daunenjacke goes High Fashion
Bei dem französischen Couture-Haus Balenciaga ist sie tomatenrot, wird zu glamourösen Manolos mit Schmuckstein gestylt und lässig über die Schulter gekrempelt (wie genau, das hat Barbara schon erklärt: Aufgeknöpft und halb ausgezogen).
Jason Wu zeigte die Daune in schmaler Ausführung zum Abendkleid mit Schlitz, bei Tory Burch wird die Daunenjacke als dünner, leichter Mantel interpretiert – das nennt man jetzt ganz fashionable „puffer jacket“.
Bei Marques'Almeida, Alexander McQueen und Stella McCartney ist der Begriff „out of bed“ wörtlich zu nehmen, denn die XL-Jacken (bei Stella ohne Federfüllung, sie ist ja Tierschützerin) reichen bis zu den Unterschenkeln. Das sieht dann aus, als hätte man einfach nicht die Bettdecke loslassen wollen. Da soll nochmal jemand sagen, die Mode vom Laufsteg hätte nichts mit dem alltäglichen Leben am Hut.
Pufferzone: Daunenjacken auf dem Laufsteg
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Photo Credit: Catwalkpictures
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