Aquazzura versus Trump

Ivanka Trump, die Tochter des US.-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, verkauft Mode und Accessoires, z.B. über Nordstrom, Amazon oder Bloomingdales. Immer wieder stolpert man da über Teile unter ihrem Namen, die man so oder so ähnlich schon von anderen Marken kennt. Jetzt hat sie es aber übertrieben. Bei der roten Sandalette "Hettie" ist die Vorlage unschwer zuzuordnen: die "Wild Thing"-Sandalette von Aquazzura:
Ivanka Trump Edgardo Aquazzura Wild Thing copy Modepilot
Links: die Sandalette von Ivanka Trump, rechts: das Original von Aquazzura

Dem Designer reicht es!

Die Schuhe von Aquazzura-Designer Edgardo Osorio werden von vielen Marken rauf und runter kopiert, aber keine Nachahmung ist eine so dummdreiste Einszuseins-Kopie wie die "Hettie" (und damit anfechtbar!). Bereits am 4. März 2016 wies Osorio auf die Kopie seines Schuhs hin (siehe unten). Auf seinem Instagram Account (@aquazzura) stellte er beide Modelle nebeneinander und schrieb unter anderem "shame on you @ivankatrump!" – Durch das Klammeräffchen, also das @-Zeichen, bekommt der Instagram-Account von Ivanka Trump eine Nachricht zugestellt. Dort hätte sie damals bereits darauf eingehen können, tat es aber nicht.
Nun liegt der Fall bei einem New Yorker Bezirksgericht. Die Anwälte von Aquazzura reichten im Juni dieses Jahres Klage ein. Die Antwort von Ivanka Trump folgte vor gut einer Woche (Dokument vom 19.08.2016). Darin wird bestätigt, dass der "Hettie Shoe" zur Ivanka Trump Kollektion gehört, aber abgestritten, dass dafür das Design des "Wild Thing Shoe" von Aquazzura zu Grunde lag. Das ist ein übliches Handeln in der Rechtswelt. Aber ist es schlau, als Teil der Trump-Familie ein weiteres Mal etwas offensichtlich Abgekupfertes zu bestreiten? Ich erinnere an dieser Stelle an die in Teilen von Michelle Obama übernommene Rede, die Trump-Ehefrau Melania hielt – das ging auch nach hinten los.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Es geht noch um weitere Plagiatsvorwürfe: Der "Forever Marilyn"-Pumps von Aquazzura bekam bei der Marke Marc Fisher (Ivanka Trumps Kooperationspartner für Import und Distribution) einen hässlichen Nebenbuhler – dieser sieht dem Original zwar sehr ähnlich, macht ihm aber keine Ehre. Und den "Belgravia"-Pumps von Aquazzura gibt es in sehr ähnlicher Form in der Kollektion von Ivanka Trump. Er ist ein paar hundert Dollar günstiger als das Original, aber wer möchte "Ivanka Trump" auf der Innensohle seiner Schuhe stehen haben?!
Belgravia Modepilot Aquazzura Ivanka Trump trial court
Links: das "Necila"-Modell aus der Ivanka Trump Kollektion, rechts: der "Belgravia" von Aquazzura
Unter den Beklagten ist u.a. auch die Marc Fisher Holding LLC, zu der die Schuhmarke Marc Fisher zählt. Die Holding lancierte 2010 zusammen mit Ivanka Trump die Ivanka Trump Schuhlinie. Nice to know: Marc Fisher verlor 2012 mit seinen Copycat-Schuhen für die Marke Guess gegen Gucci und musste knapp 5 Millionen Dollar zahlen. Wer nun aber glaubt, Ivanka Trump sei eben mehr Geschäftsfrau als Schuhkennerin und handele vielleicht nach bestem Gewissen, der darf sich einen Satz von ihr auf der Zunge zergehen lassen: "Es gibt keinen Schuh, bei dessen Designprozess ich nicht persönlich involviert bin." Und zum Launch ihrer Schuhlinie sagte sie gegenüber Footwear News: "Wenn ich etwas haben möchte, das wir nicht haben, dann kreiere ich es für die nächste Saison."
Ich schwöre, ich lache mich heute Abend in den Schlaf! Wobei einem das Lachen auch im Halse stecken bleiben kann: Wie fließend sind eigentlich die Grenzen zwischen Naivität, Ahnungslosigkeit und skrupelloser Dreistigkeit?

Zur Beruhigung – Aquazzura Originale im Onlineshop:

Photo Credit: Aquazzura, Ivanka Trump
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Kim sagt:

    How the f*** is Ivanka Trump?! Ich hoffe sie bekommt was ihr gebürt und mögen ihre Wannabe-Treter zuletzt bei Walmart und Co. verschleudert werden!