Kurznachrichten aus der Mode: Marni, Cavalli & Co
Marni ohne Gründerin Consuelo Castiglioni
Das kam unerwartet! Am Freitag Abend wurde verkündet, dass Consuelo Castiglioni das von ihr 1994 mit ihrem Ehemann gegründete Modehaus Marni verlässt. In einem Statement sagte sie: „Es waren hektische und aufregende Jahre, in denen ich meine Energie gänzlich einem Projekt widmete, auf das ich sehr stolz bin. Ich danke meiner Familie für ihre kontinuierliche Unterstützung, die mir ermöglichten, meiner Idee treu zu bleiben. Ich habe eine Marke mit einer präzisen und charakteristischen Identität kreiert. Jetzt ist die Zeit gekommen, um mich meinem Privatleben zu widmen (...).“
Was steckt hinter dem Abgang?
Persönlich ist der Wunsch danach, mehr Zeit für das Privatleben zu haben, natürlich nachvollziehbar. Aus professioneller Sicht, halte ich es aber für sehr ungewöhnlich, dass man sein Lebenswerk gänzlich hinter sich lässt: Auch ihr Mann Gianni, bis zuletzt Präsident, und ihre beiden Kinder, die im Unternehmen tätig waren, werden nicht mehr Teil von Marni sein. Seit 2012 hielt das Unternehmen „Only the brave“ (OTB) von Diesel-Macher Renzo Rosso die Mehrheitsanteile, vergangenes Jahr soll eine vollständige Übernahme erfolgt sein. Unternehmer Rosso, laut Forbes der elftreicheste Italiener, war in den vergangenen Jahren in Investitionslaune und kaufte unter anderem Maison Margiela und Viktor & Rolf. Damit ist OTB nach Kering und LVMH der drittgrößte Luxuskonzern. Die Modebranche ist nie so richtig warm mit Rosso geworden: Bis heute wirft man ihm vor, Gründer Martin Margiela habe wegen Rosso das Unternehmen verlassen und nun werden die ersten Stimmen laut, dass seine laute Marketing-Strategie (Wir erinnern uns an die Diesel-Kampagne „Be stupid“) auch nicht mit der Vision von Consuelo Castiglioni vereinbar war. Vielleicht war sie schon nicht mit der Massenmarkt-Offensive mit Zalando einverstanden? Die Kooperation Marni & HM hatte sie 2012 allerdings ganz alleine, noch ohne Rosso realisiert. Ihre Nachfolge tritt Francesco Risso an, der zuvor bei Prada als Womenswear-Designer tätig war.
Lesetipp: Um den Mensch Renzo Rosso und die Maschinerie OTB zu verstehen, empfehle ich diese Portrait des SZ-Magazins von Silke Wichert: Herr Rosso sucht das Glück
Designer Richard Nicoll verstorben
Am 21. Oktober ist der Londoner Designer Richard Nicoll mit nur 39 Jahren nach einer Herzattacke in Sidney verstorben. Der gebürtige Londoner und Wahl-Australier schloss 2002 das Central Saint-Martins College of Art and Design ab. Bemerkenswert: Seine Abschlusskollektion wurde vollständig von Dolce & Gabbana gekauft. Direkt nach dem Studium arbeitete er bei Fred Perry und zeitweiße gemeinsam mit Marc Jacobs, bis er 2005 sein Label unter eigenem Namen gründete, dessen Kollektionen er auf der London Fashion Week präsentierte. Er gehörte Mitte der 2000er-Jahre mit den noch als Nachwuchstalenten geltenden Designern wie Christopher Kane und Roksanda zu der neuen Garde britischer Designer, die Londons Status als Nährboden für Jungdesigner festigte. Seine Mode wurde bei Barneys, Opening Ceremony und Dover Street Market geführt, Stars wie Sofia Coppola und Keira Knightley zählten zu seinen Fans. Von 2009 bis 2011 war Nicoll Kreativdirektor bei Cerruti, entwarf Capsule Collections für Topshop und People Tree und war zuletzt für das britische Label Jack Willis tätig. Im Januar 2017 sollte Nicoll bei Adidas in Deutschland einsteigen, Vogue UK zufolge als neuer Kreativchef. Nicht nur ein tragischer Verlust für die Familie, sondern auch für die Modewelt. Unser aufrichtiges Beileid.
Cavalli ohne Peter Dundas
Die Marni-News folgte nur eine Woche später, nachdem Cavalli die Zusammenarbeit mit Peter Dundas beendete. Und ich fragte mich wieder: Was soll diese Personalpolitik? Dundas hatte erst im März 2015 die Rolle als Kreativ-Direktor bei Cavalli übernommen, Gründer Robert Cavalli blieb Anteilshaber. Dundas entwarf das Hochzeitskleid von Poppy Delevigne, ist „Best Buddy“ von Supermodels wie Naomi Campbell, Megastar Beyonce trug seine Entwürfe, wie zum Beispiel ein gelbes, schulterfreies Maxi-Dress im Video zu „Lemonade“ und er hat für meine Begriffe genau jene luxuriöse Hippie-Mode kreiert, die Gypsetter, also die typische Cavalli-Kundin, tragen möchte.
Entweder leiden alle Designer an Größenwahn und sind deswegen nach dem ersten Anfangs-Applaus nicht mehr haltbar oder unterirdisches Missmanagement führt zu Schnellschüssen und Fehlentscheidungen. Allein: Die meisten Kundinnen sehen nur das Logo. Welcher Name im Atelier sitzt, interessiert die meisten herzlich wenig. Aber diese Unbeständigkeit und immer schneller folgende Wechsel scheinen symptomatisch für eine Branche, die gerade nicht weiß, wohin die Reise geht.
Lesetipp: Warum Designer immer schneller wechseln
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Photo Credit: Valentino, Marni
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