Was haben diese Kleider mit Harvey Weinstein zu tun?
Die Abendmodenmarke Marchesa kennen wir aus Gala und BUNTE, von Oscar-Verleihungen und vielleicht auch aus der einen oder anderen Luxusboutique. Ich hatte auch schon so ein Kleid an: Es war hervorragend gearbeitet, sah glamourös aus und saß perfekt.
Aber! Der Erfolg dieser Galaroben bekam durch den Fall „Harvey Weinstein" nun leider einen fahlen Beigeschmack. Sahen wir die schönen Roben nur deshalb so oft auf dem roten Teppich, weil Weinstein seine Macht auch hier ausübte? Ja, klar!
Das Braut- und Abendkleider-Modehaus wurde von Kostümbildnerin Georgina Chapman und Modedesignerin Keren Craig im Jahr 2004 gegründet. Die beiden kannten sich noch aus ihrem Kunst- und Design-Studium in London. Ende 2004 wurden Chapman und Weinstein ein Paar, drei Jahre später heirateten sie (Die 41-Jährige reichte jetzt die Scheidung ein). Natürlich unterstützte der Miramax-Gründer die Marke seiner Frau, wo er nur konnte. Welcher Partner würde das nicht tun? Ab 2005 produzierte The Weinstein Company die TV-Show „Project Runway" mit. Seit 2012 gehört Chapman zu den Juroren des Ablegers „Project Runway All Stars".
Dass Marchesa-Kleider von berühmten Frauen auf bedeutenden Verleihungen wie z.B. den Oscars getragen wurden, überraschte niemanden. Dass man als Schauspielerin einer Weinstein-Produktion dazu tendierte, ein Marchesa-Kleid zu tragen, auch nicht. Es ist eigentlich auch nicht verwerflich. Wäre Weinstein nicht auch hier zu weit gegangen. War das wirklich nötig?
Sommermode 2018 von Marchesa
Schauspielerin Felicity Huffman („Desperate Housewives") hat TooFab gegenüber bestätigt, dass jene Gerüchte um sie und Weinstein stimmen. Konkret geht es darum, dass sie seit 2005 immer wieder Marchesa-Kleider trug, weil – so heißt es – Weinstein damals drohte, anderenfalls die Finanzierung der „Transamerica"-Promotiontour einzustellen. Wie nennt man so etwas: „Erpressung" oder einfach nur „Gegengeschäft"?
Huffman ließ sich jedenfalls darauf ein und ging nicht zur Polizei oder an die Presse. Auf der Premiere des Films, in dem sie die Hauptrolle spielte, trug sie Marchesa, umarmte ihren Gönner auf das Innigste und ließ sich dabei fotografieren >>>. Das lasse ich mal so stehen.
Ne, lasse ich nicht. Wer sich auf derlei Gegengeschäft einlässt, hat abgewogen und sich gegen die Moral entschieden. Oder die Kleider doch ganz toll gefunden. Also kommt mir zwölf Jahre später nicht damit!
Ich bin es mittlerweile auch Leid, von all den namentlich ungenannten Agenten, Stylisten und PR-Leuten zu lesen, die jetzt behaupten, dass künftig keine Marchesa-Kleider mehr getragen werden. Dass es allgemein bekannt gewesen sei, die Stars in Marchesa kleiden zu müssen. Ach, und damit ist jetzt Schluss? Ihr Heuchler! Von wem lasst ihr Euch denn jetzt unter Druck setzen? Mit welchem Strom schwimmt ihr jetzt flussaufwärts?
Ich fange jetzt an, Marchesa zu kaufen.
Aus Prinzip, und weil ich die Kleider toll finde. An dieser Stelle sei übrigens auch ein hoch anständiger Artikel im Mode-Branchenblatt WWD erwähnt. Darin wird Linda Fargo, die Mode-Chefin des New Yorker Luxuskaufhauses Bergdorf Goodman, zitiert mit: „Wir waren 2004, als die Marke gelauncht wurde, die Ersten, die sie führten. Stets haben wir die Arbeit von Georgina und Keren unterstützt, wo wir konnten, und hoffen, das auch in Zukunft zu können."
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Photo Credit: Catwalkpictures
Kommentare
Recht haste!
Ich finde Weinstein auch zum Kotzen, aber das sollte man trennen. Die Kleider sind nun mal wirklich schön. Und jetzt, wo sie sich scheiden lässt, sollte man sie doch erst recht unterstützen.