Wir wechseln von Céline zu Cédric Charlier
Cédric Charlier. Hier werden Celine-Kundinnen wieder glücklich, nach dem die Marke entakzentuiert und ihrer Inhalte beraubt wurde. Der in Paris lebende Belgier arbeitete bereits mit Michael Kors bei Céline und mit Alber Elbaz bei Lanvin, bevor er 2009 Kreativchef von Cacharel wurde. 2012 startete er sein eigenes, unabhängiges Label und liefert dort, was man von Luxushäusern mit viel Geld erwarten dürfte.
Gestern zeigte er in der Pariser Residenz des belgischen Botschafters eine Kollektion, mit der wir uns keine weiteren Gedanken über unser Äußeres für 2019 machen müssen. Ja, auch Make-up und Glätteisen braucht es nicht, wenn wir uns seine weite Hose, den Sanduhr-Blazer, ein langes und ein kurzes Sommerkleid gönnen.
Leider muss ich es extra erwähnen, weil seine Kollegen in Paris es gerade anders tun: Der 40-Jährige dachte auch an Kleidung, die wir ins Büro und auf Reisen ohne Privatjet und Chinchilla-Decke tragen können. Andere Designer haben nur noch Escort-Damen als Kundinnen im Sinn – Escort-Damen und alle, die sich dieses Image gern selbst und ohne Not (?) auferlegen, weil sie... Ach, ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht, weil man als Frau in diesem Bereich immer noch mehr Geld verdient. Weil sich diese Frauen nach getaner Arbeit Trophäen-Kleider und -Taschen aussuchen dürfen? Wenn es nicht die eigene Kreditkarte belastet, kann man auch mal einen Fummel kaufen. Diese Kundinnen sind einfacher zufrieden zustellen als jene, die für ihr Kleid vielleicht etwas länger arbeiten müssen und dann auch noch Ansprüche daran haben: Ist es aus natürlichen Materialien gefertigt? Kann man es waschen? Kann man es anziehen, wenn man nach draußen geht?
Richtige Akzente setzen
Charlier macht es sich mit seiner Kundin nicht gerade leicht. Aber das ist nun mal die Frau, die er im Sinn hat; mit der er in einen Dialog treten, bzw. bleiben möchte. Und die Frau, für die ich im Übrigen seit 11 Jahren hier so gern schreibe.
Er gibt uns das, womit wir uns in jeder Stimmung wohl fühlen, nicht nur in einer erotisch aufgeladenen. Auch mal um sieben Uhr an einem Montagmorgen. Seine Mode setzt, Vorsicht Schenkelklopfer!, die richtigen Akzente und das kommt ganz ohne aufgeblasenem Marketing und Skandal aus.
Cédric Charlier, Sommer 2019
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Photo Credit: Catwalkpictures
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