Feinsinnige Modetechnik von Mame Kurogouchi
Als ich mich über Mame Kurogouchi schlau machen möchte, stoße ich auf die Beschreibung eines umhüllten Orangebaums. Das Netz, das Vögel davon abhalten soll, Früchte zu essen, erinnert Kurogouchi an ein Indigo-gefärbtes Moskitonetz, durch das sie die Welt schöner und sanfter sah. Dieses Gefühl möchte Maiko Kurogouchi, die 2010 ihre Marke nach ihrem Spitznamen (aus dem Japanischen übersetzt: Bohne) benannte, in ein Kleidungsstück verwandeln. Sie legt Tüll und Strick übereinander, experimientiert mit Jacquardstoffen und findet am Ende mit dem Erfahrungswissen eines Webers den richtigen Stoff für ihre Vision. Das Wickelkleid ist leicht, wirkt beschützend, ist luft- und blickdurchlässig, macht mit seinem Knospengrün gute Laune und ist... ausverkauft. Es stammt aus der Sommerkollektion 2020.
Jetzt zeigte die Modedesignerin in Paris zum dritten Mal eine Laufstegkollektion. Die Kollektion für Herbst/Winter 2020 war überhaupt der Anlass, warum ich mehr wissen wollte über Kurogouchi. Aber seht selbst...
Mame Kurogouchi, Herbst 2020
Dieses Mal ließ sich Kurogouchi von der japanischen Korbflechterei inspirieren. Diese bietet so viele Muster und Formen, dass die Kollektion mit Schwarz, Weiß und Braun auskommt und dabei höchst spannend bleibt. Meiner Ansicht nach liefert die ehemalige Issey Miyake-Designerin hier nicht nur ihre beste Kollektion ab, sondern auch eine der besten der gesamten Modesaison. Ihrem Feingespür verdanken wir einen aktuellen Look, bei dem – endlich! – auch die Miniröcke elegant aussehen. Und für ihre Machart darf man wieder einmal den Begriff „Luxus” bemühen.
Auch die auf allen Laufstegen derzeit herumwehenden Fransen sehen bei ihr wenigstens so aus, als könne man sie auch im übernächsten Winter noch tragen. An zwei dicken Strickjacken, einer schwarzen und einer braunen, werden sie mit Holzerperlen vorm Verknoten abgehalten. Das erinnert mich an Makramee-Blumenampeln, aber ich würde sie trotzdem tragen.
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Photo Credit: Catwalkpictures
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