Sellpy im Vergleich – H&Ms Secondhand-Shop startet in Deutschland

Sellpy, Schwedens größte Secondhand-Onlineplattform für Kleidung, startet in Deutschland. Noch befinden sich da größtenteils skandinavische Marken, darunter auch die Designermarken Acne und Rodebjer, aber auch elektrische Geräte von Philips. Vor allem aber günstigere Marken, das Meiste stammt von H&M. Wer noch auf der Suche nach Einzelteilen aus vergangener Designer-Kooperationen sein sollte, kann hier fündig werden: Balmain, Isabel Marant, etc.
Aber man kann seinen Kram auch loswerden. Das verkäuferfreundliche Verfahren gleicht den Concierge-Services von Mädchenflohmarkt, Rebelle und Vestiare Collective: Man kann seine ausgemusterten Kleidungsstücke umsonst an die Plattform senden. Und zwar tütenweise bei Sellpy. Dort wird alles gegen eine Provision für einen erledigt: Qualitätsprüfung, Produktfotografie, Einstellen und Beschreiben der Produkte. Auch die auf Erfahrungswerten basierte Erstellung der Preise (die man jederzeit ändern kann) und das Verkaufen – alles wird einem abgenommen.
Doch, was wir anteilig von der verkauften Ware erhalten, unterscheidet sich enorm. Während wir es von den Concierge-Services von Mädchenflohmarkt* und Vestiaire gewöhnt sind, um die 60 Prozent des Verkaufspreises unserer Sachen zu bekommen, gibt es bei Sellpy gerade einmal 40 Prozent. Minus einen Euro Anzeigengebühr. Das gilt zumindest für Kleidungsstücke, die für bis zu 50 Euro verkauft werden. Das werden dort die meisten. Lukrativer wird es ab einem Verkaufswert von 90 Euro. Dann liegt man 61 Prozent. Das funktioniert so: 90 Prozent von dem, was über 50 Euro liegt geht an den ehemaligen Kleidungsstück-Inhaber. Hier geht es zu Beispiel-Rechnungen >>>
Beim Berliner Unternehmen Momox Fashion ist es zwar deutlich weniger (circa 10 Prozent), aber dafür bekommt man sein Geld sofort, also wenn die Ware dort eingetroffen und geprüft wurde – noch bevor die Sachen überhaupt weiterverkauft werden konnten. Da geht es in erster Linie halt um das massenweise Loswerden von Bekleidung.
Sellpy Secondhand Modepilot
Sellpy-CEO Michael Arnör und Deutschland-Geschäftsführerin Alexandra Drissner mit den blauen Sellpy-Tüten, die man zum Versenden seiner Ware (umsonst) bestellen kann.

Für wen eignet sich Sellpy?

Bei Sellpy frage ich mich nun, für wen sich die Plattform eignet. Für Shopper, die besonders günstig an skandinavische Mode rankommen möchten, aber auch für Verkäufer? Vermutlich wird in Berlin gerade am meisten gezittert, denn das Modell dürfte vor allem Momox-Kunden anlocken. Sie könnten die Zweitverwertung ihrer Bekleidung nun kiloweise mit blauen Sellpy-Tüten angehen. Schließlich bekommen sie dann – zwar mit etwas mehr Geduld – mehr Geld für ihr Textil.
Fazit: Es ist für all diejenigen geeignet, die günstige Kleidung angehäuft haben und zu beschäftigt oder zu faul sind für Kleiderkreisel und Flohmarkt.

Hintergründe zu Sellpy

Es war der Investitionszweig CO:LAB der H&M-Gruppe, der 2015 erstmals in Sellpy investierte. Damit half der Einzelhandelsgigant dem 2014 gegründeten Unternehmen zu noch mehr Wachstum. Es war ein geschickter Zug in einer Branche, in der das Bewusstsein für nachhaltiges Konsumieren deutlich zunimmt. Bei H&M nennen sie die Investition „Nachhaltigkeitsarbeit”. Seit Herbst 2019 ist die Gruppe mit 70 Prozent beteiligt.
„Wir beobachten, dass das Bewusstsein und die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach nachhaltiger Mode stetig weiter wächst und derzeit wohl so groß ist, wie nie zuvor. Deshalb freuen wir uns besonders, ihnen gerade jetzt in der Zusammenarbeit mit Sellpy eine neue nachhaltige Möglichkeit bieten zu können, Mode zu kaufen und zu verkaufen“, sagt Thorsten Mindermann, Geschäftsführer von H&M Deutschland.
*Mädchenflohmarkt behält pro verkauftem Kleidungsstück über den Concierge-Service mindestens 9,90 Euro ein. Das bedeutet, dass wir nur dann 60 Prozent bekommen, wenn das Teil insgesamt mindestens 25 Euro einbrachte. Bei 17 Euro Verkaufspreis sind es 40 Prozent.
Photo Credit: Sellpy
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