Modepäpste – in Venedig und in München
„Mode als Religion" Gestern kam Chanel-Chefdesigner Karl Lagerfeld nach München und packte sich in seinen Abendausflug eine Filmvorschau und eine Karl Lagerfeld-Shoperöffnung (Maffeistraße 5 und 6), flankiert von unzähligen TV-Interviews und Bussis. Mein Glück war es, dass ich – bei all dem Trubel – während der Dokumentationsvorschau von „Mode als Religion" neben Schauspielerin Sunnyi Melles saß. Sie wurde von dem Modepapst besonders fröhlich begrüßt und bescherte mir die exklusivste Geschichte des Abends: Ich zitiere Lagerfeld: „Ich denke jeden Tag an Dich. Weißt Du warum? Jeden Morgen verwende ich den Brieföffner, den Du mir geschenkt hast, um mir die Knopflöcher meiner gestärkten Hemden damit zu öffnen."
Wann sie ihm den Brieföffner geschenkt habe, frage ich sie. Melles: „Das muss 1996 gewesen sein. Da war ich mit meiner Tochter schwanger und Karl machte Fotos von mir mit dem dicken Bauch."
In der Dokumentation „Mode als Religion" (unbedingt gucken! Am Samstag, um 20.15 Uhr auf VOX) lernt man den Designer als Menschen kennen, der lange Freundschaften pflegt; der viele Mitarbeiter hat, die seit über 20 Jahren für ihn arbeiten, die seine Leidenschaft für Disziplin und Perfektion teilen und darüber auch herzlich lachen können.
Karl Lagerfeld würde die Mode wohl eher nicht als Relegion bezeichnen, dafür ist er zu klug. Er liebt die Arbeit und er findet die Luxuswelt faszinierend, in der man sich Dinge kauft, um sich einer gewissen Lebensart zugehörig zu fühlen. Und dafür oftmals Geld ausgibt, das man gar nicht dafür übrig hat. So werden in der Dokumentation von Martina Neuen auch Menschen vorgestellt, die ihm und der Mode hörig sind. Ob man diese Hörigkeit mit Gottestreue vergleichen könne, beantortet der Designer ganz einfach damit, dass es für so etwas keine Belege gibt. Schnitt. Jetzt werden die Hirnregungen eines Pfarrers und eines „Modejüngers" beim Betrachten von Heiligen-, Modedesigner oder- Model-Portraits gemessen – die Regungen sind fast deckungsgleich, nur eben bei dem einen bei Jesus und bei dem anderen bei Jean Paul Gaultier. Mehr verrate ich nicht, mehr gibt es am Samstag und alles durften wir auch noch nicht sehen.
Wir wurden dann per Shuttle-Service um die Ecke in die neuen Karl-Lagerfeld-Shops in die Maffeistraße 5 und 6 gebracht. Die Läden ähneln denen in Paris und Berlin: Souvenirläden für Lagerfeld-Fans, die sich Chanel nicht leisten können (sagt der Meister selbst so).
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Photo Credit: Kathrin Bierling für Modepilot
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