Hamburg: Hermès Festival des Métiers 2014
Womit begründen Modehäuser die Preise von Luxusartikeln? Und einhergehend die Frage: Was ist überhaupt Luxus? Hermès hat auf diese Frage seine eigene Antwort gefunden: die Handwerkskunst. Während die meisten Modehäuser zunehmend auf maschinelle Produktionen umsteigen, hat es das französische Modehaus geschafft, handwerkliche Berufe zu wahren und gleichzeitig die Luxusindustrie anzukurbeln - Umsatzplus in 2013 von 13% zum Vorjahr.
Um Kunden und auch Freunden der Künste jene Traditionen näher zu bringen, verweilen vom 13. bis 18. Mai 2014 die Meister der einzelnen Métiers im Hamburg Museum am Holstenwall. Besucher haben damit die einmalige Chance den elf Hermès Handwerkern über die Schulter zu schauen und ihnen die Geheimnisse ihrer Atelierarbeit zu entlocken - von 12.00 Uhr bis 20.00 Uhr | Eintritt frei.
Neben der Herstellung von Taschen, Sätteln, Handschuhen und weiteren Lieblingsobjekten des Hauses wird auch ein besonders tiefer Einblick in die Herstellung der Hermès Carrés gewährt, die seit nun mehr 77 Jahren unzählige Geschichten geschrieben haben.
Hierzu sollte man an der Werkbank von Madame Frédérique Colomb beginnen. Denn ihre Arbeit ist, nachdem sie die Skizze des Designers erhalten hat, der erste Schritt zur Herstellung der wertvollen Tücher. Frédérique ist Graveurin. Vor über 20 Jahren kam sie zu Hermès. Damit ist sie nicht die Einzige, die bereits seit solch langer Zeit für das Modehaus tätig ist. Früher einmal war sie Comic-Zeichnerin und Illustratorin. Sie ist geübt darin, die Tusche sorgfältig und präzise mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld auf transparenten Papier über die Umrisse der Grafiken gleiten zu lassen, um jede einzelne Farbe in einer Reinzeichnung für ein Tuch herauszulösen. Somit benötigt jede Farbe sein eigenes Papier. Hat das Motiv eines Tuches beispielsweise 39 Farben, so werden von Frédérique 39 Papiere angefertigt, die wiederum übereinander gelegt die Originalzeichnung des Designers widerspiegeln.
Im zweiten Step kommt es zum Siebdruckverfahren. Ein Colorierungsverfahren, das normalerweise in kleinen warmen Räumen auf beheizten Tischen ausgeführt wird, um kurze Trocknungszeiten der Farben sicherzustellen. Entsprechend der Reinzeichnungen hat man inzwischen stählerne Schablonerahmen hergestellt und die entsprechenden Farbnuancen gewählt.
Schablone für Schablone, Schicht für Schicht werden die einzelnen Farben unter gleichmäßigen Druck und gleichmäßiger Geschwindigkeit über die Seide gerollt, bis die letzte Farbe an der Reihe ist. In den folgenden Schritten werden Farben fixiert, die bedruckten Stoffe in einem Spezialbad schonend gewaschen und anschließend getrocknet. Erst dann werden die 150 m langen Stoffbahnen zu einzelnen Carrés zugeschnitten, deren Kanten von etwa 80 Frauen in Heimarbeit vernäht werden. Eine Technik, die man auch Rollieren nennt.
Übrigens benötigt man für ein 90 x 90 cm großes Carré 300 Seidenkokons, die dem Bombyx Mori Schmetterling entstammen. Aus den 300 Kokons gewinnt man die kostbare Seide, deren Fäden einer unglaublichen Gesamtlänge von 450.000 Kilometern entspricht und trotzdem nur 75 Gramm leicht ist.
Eine weitere Technik der Veredlung der Tücher ist das Ritzen. Ein Handwerk, das seinen eigenen Namen trägt: Sabler. Mit einem Skalpell werden die Fasern des Seidentuches angeschnitten, um flauschige 3-D-Optiken zu erzeugen. Eine äußerst filigrane Arbeit, da die Gefahr besteht, die hauchzarte Seide massiv zu beschädigen.
Aufgrund der aufwendigen Verfahren dauert es in der Regel 2 Jahre bis ein Carré hergestellt wurde. Ein wundervoll luxuriöses Kunstwerk made in France - made by Hermès.
Wer noch mehr zu den Hermès Seidencarres wissen will, dem empfehle ich die Reportage, die Barbara für das Schweizer Online-Magazin The Brander geschrieben hat.
Impression des Hermès Festival des Métiers Openings im Hamburg Museum
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