Wiesndirndl 2019 und andere Trachtentrends fürs Oktoberfest

Heute wurden bei Lodenfrey die Wiesndirndl 2019 und die diesjährige Herrentracht vorgestellt. Denn die Tracht unterliegt Trends. Und diese werden der Presse im dritten Jahr von den Trachtenexperten des Münchner Traditionshauses vorgestellt. Dabei lerne ich immer etwas dazu.
Gabriele Hammerschick, mit der ich auch schon über Stilregeln zur Tracht sprach >>> und, die das Dirndl seit 2003 mitentwickelt, weiß, wie die Falten im Rockteil gesetzt werden müssen, damit ein Damenpopo nicht wuchtiger aussieht als er in Wirklichkeit ist. Dadurch fällt das Lodenfrey-Dirndl schlanker als andere, ohne den traditionellen Schnitt zu verraten.

Wiesndirndl 2019

Dieses Jahr betont Hammerschick die Nachhaltigkeit eines Dirndls. Denn „die jungen Leute sind da – Gott sei Dank – ganz wach”. Gerade die 16-, 17- und 18-jährigen Münchnerinnen sind heiß auf das Lodenfrey-Dirndl. Denn es ist traditionell hergestellt, greift modische Farben auf (dieses Jahr u.a. das Delfter Blau), und liegt preislich im Rahmen.
Wiesn Dirndl 2019 Modepilot Lodenfrey
Das Wiesndirndl 2019 von Lodenfrey in Delfter Blau, in 85er- und 70er-Länge, links komplett aus Baumwolle mit Seidenschleife, rechts mit Leinenoberteil und Seidenschürze
Die Stoffe für die Baumwoll- und Leinendirndl werden in einer kleinen Manufaktur in Österreich produziert, die chinesische Seide in Wien gefärbt. Besonders stolz ist Hammerschick auf den Handdruck. Die Pünktchen- und Blumenmuster werden von Hand auf den Stoff gebracht und nicht maschinell. Dieses Jahr ist zum ersten Mal ein reines Baumwolldirndl (in sechs Farben) Teil der Lodenfrey-Kollektion. Nur die Schleife der Baummwollschürze ist aus Seide, normalerweise sind nur Rockteil und evtl. Schürze aus Baumwolle.
Die klasssische Variante, Leinenoberteil und Baumwollrock, ist dieses Jahr auch dabei. Für deren Froschgoscherl-Verzierung am Dekolletee benötigt die Schneiderin eineinhalb Stunden. Acht Farbgebungen, alle Ton-in-Ton stehen zur Auswahl. Außerdem gibt es eine besonders festlich Variante in fünf Farben mit einem Samtoberteil und glänzender Schürze.
Modepilot Wiesn Dirndl 2019 Lodenfrey Samt Blau
Wiesndirndl in zwei Längen: das dunkelblaue Samtdirndl einmal in der kürzeren 70er-Wadenlänge (links) und einmal in der 85er-Länge (rechts)
Dirndl-Farben: Anders als beispielsweise in 2014 oder 2016, werden in diesem Jahr die Farben von Dirndl und Schürze nicht wild miteinander kombiniert, sondern Ton-in-Ton gehalten. Es gibt wieder das beliebte Haselnussbraun (trägt Frau Hammerschick oben rechts im Foto, trage ich seit 2017 auch sehr gern >>>), genau so wie die Klassiker Rosa, Rot, Himmelblau, Dunkelblau, Kaffeebraun, Grau, Tannengrün.
 
Dirndl-Länge: Die Kleider enden entweder auf 70er- oder 85er-Länge, was beides einer modischen Midi-Länge entspicht. Je nach Körpergröße schwingt der Saum auf Wadenhöhe und irgendwo oberhalb des Knöchels.

Dirndl-Bluse

Die Blusen bleiben auch diesem Jahr eher hoch geschlossen, ob aus glatter Baumwolle oder aus Spitze, ist dem persönlichen Geschmack überlassen. Außerdem wird es weiße Baumwollstretch-Bodys geben – für alle, die es leid sind, das kurze Dirndl-Blüschen immer zurecht zu ruckeln.

Dirndl-Kooperationen

Zu den exklusiven Lodenfrey-Kollektionen zählen 2019 zwei Dirndl mit Dorothee Schumacher, deren Dirndl-Bluse transparent und mit vielen Schmucksteinen im Delfter Blau geschmückt ist, zwei Dirndl mit Vicky von Vicky & the Kid, und Lederdirndl von Markus Meindl mit passender Ledertaschen und kurzen Lederjacken.
Dorothee Schumacher Dirndl 2019 Lodenfrey
Dirndl aus der Schumacher/Lodenfrey-Kooperation mit halbtransparenter Bluse und hellblauen Pailletten

Herrentracht Trends 2019

„Abgeräumter”, lautet das Zauberwort auf Bayerisch. Damit ist gemeint, dass auf zu viel Dekoration lieber verzichtet wird – anders als oft in der Trachtenmode üblich, wo hier und dort noch etwas drauf gesetzt wird.
Die Hemden sind dieses Jahr uni Weiß, uni Hellblau oder weiß-hellblau gestreift. Von großen Karomustern möchte man sich hier distanzieren, erklärt der Experte. Ich ahne warum. Schießen mir doch unweigerlich die rot-weißen Hemden mit Tischdecken-Karo aus den Souvenirshops vors Auge, die man mit Polyesterknick, Schweiß- und abgestandenem Biergeruch in Zusammenhang bringt.
Für die beste Modernisierung eines Trachtenhemdes bekommt die kleine Münchner Firma Hund Sans Scho vom Lodenfrey-Experten Lob. Die Baumwollhemden gibt es im Slim-Fit und mit normaler Passform, und sie sehen so schlicht und gut aus, dass die weiblichen Redakteurinnen fragen, ob es da auch etwas für die Frauen gibt von der Marke.
Wichtig! Eine Lederhose bitte niemals online bestellen, sondern sich lieber im Haus beraten lassen. Da die Lederhosen, je nach Gerbung, unterschiedlich schnell weit werden. Dieses Jahr sind die Stickereien auf den Lederhosen übrigens in Schwarz gehalten. Das passt zu der auch sonst angesagten, reduzierten Farbigkeit in der Trachtenmode.
Kooperationen für die Herrentrachten finden traditionell mit den Marken Windsor und Meindl statt. Windsors Trachten werden bis zu 80 Prozent allein über Lodenfrey verkauft und von den Lodenfrey-Mitarbeitern auch mitentwickelt. Der bisherige Verkaufsschlager, der Sendling-Janker, hat einen Samtkragen und eine Samtleiste entlang den Hirschknöpfen. Da Samt aber ein rückläufiges Thema in der Herrentracht ist (Westen sind jetzt aus Loden, vorne und auch hinten – kein Satinrücken mehr!), wird es 2019 auch einen Janker aus Cord geben.
Photo Credit: Lodenfrey, Modepilot, Dorothee Schumacher
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • vivien_noir sagt:

    Ein unifarbenes Samtdirndl! DAS begeistert mich zum ersten Mal beim Thema Tracht (das ich bisher immer nur zwischen altfaderisch und kitschig, oder krachmodern und "laut" erlebt habe)! Jetzt ist, glaube ich, der richtige Zeitpunkt gekommen, wo sogar ich mir - nach ca. 20 Jahren verweigern - auch endlich ein Dirndl kaufen gehe. Das war es, was ich all die Jahre gesucht habe!
    • Kathrin Bierling sagt:

      Wie schön, freue mich sehr, dass ich Dich zum Dirndl bringen konnte, bzw. dass Lodenfrey dies vermag 🙂

      Bussis, Kathrin


  • Mino Pinna sagt:

    Very nice.