Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt
Kennen Sie den pH-Wert Ihrer Haut?
Vom pH-Wert haben wir alle schon gehört. Spätestens, wenn der Doktor ihn im Urin gemessen hat, um den Säure-Base-Haushalt zu kontrollieren. Aber die wenigsten von uns kennen den pH-Wert ihrer Haut, der übrigens niedriger ist als im Körper, und noch weniger als der ihrer Pflege. Dabei ist das ein wichtiger Parameter für den vielgerühmten Glow und die Gesundheit unserer Haut. So lange sie keine Probleme macht, wenn kümmert’s. So geht es mir auch. Aber wenn sich Rötungen, Abschuppung und Juckreiz bemerkbar machen, sollte man wissen, wie es sich mit dem pH-Wert verhält und gegebenenfalls seine Pflege-Routine überdenken. Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, wie selten er tatsächlich auf Produkten ausgewiesen ist. Doch erstmal etwas mehr zum Verständnis:
Back to school
pH steht für das lateinische Wort „potentia hydrogenii”, was so viel wie „Wasserstoff-Kraft“ bedeutet. Damit unterscheidet man Laugen von Säuren. Die Werte-Skala reicht von 0 (sauer) bis 14 (basisch/alkalisch). Neutrales reines Wasser liegt in der Mitte und hat einen pH-Wert von 7. Alles darunter gilt als Säure, ab 7 beginnen die Laugen. Bei einem ph-Wert niedriger als 2 oder höher als 12 muss man als Extreme verstehen, die schädlich für die Haut sind und zu Verätzungen führen können. Das macht auch die - in diesem Fall gewünschte – Wirkung von chemischen Peelings aus. Milchsäure besitzt z. B. einen pH von 1,8.
Wo Wasser ist, ist ein pH-Wert
Das gilt auch für den menschlichen Körper. Besteht er bei der Geburt zu 95 Prozent aus Wasser, sind es im Erwachsenenalter immerhin noch knapp 70 Prozent, das entspricht einer Wassermenge von circa 43 Liter. Die Haut hat ihren eigenen pH-Wert. Der gesunde, sogenannte 'skin surface pH' sollte nach neuesten Erkenntnissen 4,7/4,8 erreichen. Der bisherige Durchschnittswert von 5,5 gilt als veraltet. Für Kosmetik-Produzenten eine enorme Herausforderung, denn die meisten Produkte am Markt liegen weit über diesem Wert. Jedenfalls ist das gesunde Milieu unserer Haut leicht sauer. Nur dann ist sie in der Lage, schädliche Mikroorganismen und andere äußere Umwelteinflüsse erfolgreich abzuwehren.
Bloß nicht reizen!
Unserer Hautpflege kommt die Aufgabe zu, diesen physiologischen Säuregrad zu erhalten. Doch da fängt es oft schon an, dass wir zu viel des Guten tun und unserer Haut unbewußt eher schaden als nützen. Was das genau heißt? Vor allem alles meiden, was sie austrocknet wie ständiges Desinfizieren und häufiges Waschen. Der pH-Wert von Leitungswasser in Europa ist >8. Das erhöht in der Haut den pH-Wert – und das bis zu sechs Stunden. „Generell wash-out Prozeduren meiden, u.a. den täglichen Gebrauch von Reinigungsbürsten, weil das alles Fette/Fettsäuren und NHMs eluiert“, sagt Dr. Sabine Gütt, promovierte Kosmetologin. Sie empfiehlt auch, auf unphysiologische Pflege zu verzichten (z.B. basische Cremes) und sauer eingestellte Tonics zu benutzen, nachdem der Cleanser (mild und der Haut angepasst!) abgewaschen wurde. Denn durch das Leitungswasser wurde die Haut direkt wieder alkalisiert.
Neue Erkenntnisse
Stellt sich die Frage, ob der pH-Wert verschoben ist, weil bestimmte Produkte Trockenheit, Schuppung und Juckreiz ausgelöst haben? Oder weisen die Symptome darauf hin, dass sich der pH-Wert altersbedingt verändert hat? Eine wissenschaftliche Studie der US-University of California School of Medicine hat gezeigt, dass der pH-Wert ab dem 50. Lebensjahr automatisch ansteigt. Eine Erklärung, warum reifere Haut oft unter Rötungen leidet. Der amerikanische Wissenschaftler und Dermatologe Prof. Dr. Howard I. Maibach, der seit mehr als 45 Jahren am pH-Wert forscht, empfiehlt für reifere Haut eine Pflege mit pH 4. Damit ließe sich der gestiegene Wert dauerhaft senken und der Schutz der Haut erhalten.
Ein gutes pH-Management
Noch gibt es wenige Produkte auf dem Markt, die die Haut ohne Schäleffekt im sauren pH-Bereich halten. Warum das so ist? Dr. Gütt: „Das ist wie beim Kuchenbacken. Jede Zutat, sprich jeder Wirkstoff, hat ein pH-Optimum, das meist zwischen 5 und 7 liegt. Packt man den Stoff in eine Umgebung außerhalb seines Optimalbereiches, also z.B. in ein sehr saures Milieu, geht der Wirkstoff kaputt oder verliert seine Wirksamkeit.“ Eine Möglichkeit, den pH-Wert der Haut zu senken, sind Creme- und Peeling-Produkte mit Säuren wie Salicyl- oder Fruchtsäure. Aber dafür muss man den leichten Peel-Effekt in Kauf nehmen. Bei manchen Hautzuständen wie akuter Neurodermitis dürfen solche Produkte ohnehin nicht angewendet werden. Wer sich unsicher ist, lieber erst den Dermatologen fragen. Gut verträglich sind sogenannte Pufferkonzentrate, die fettfrei und sauer eingestellt sind und pH-Verschiebungen bis 9,5 abfangen. Sie werden täglich oder als Kur auf das gereinigte Gesicht vor der Tagespflege aufgetragen. Der Effekt: Hat die Hautoberfläche oder Creme einen höheren pH-Wert, wird er einfach abgepuffert.
Wer übrigens wissen will, wie sauer oder alkalisch ein verwendetes Pflegeprodukt ist, kann das bei Flüssigkeiten wie Toner, Ampullen oder Seren ganz einfach selbst testen: Indikatorpapier in Rollenform oder als Teststreifen kaufen und in die Flüssigkeit halten. Die Farbveränderung auf dem Indikator gibt den pH-Wert an.
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Photo Credit: Catwalkpictures
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