Und Ihr dachtet, Jean-Claude Ellena ist in Rente!
Ein Jahrzehnt lang war Meisterparfümeur Jean-Claude Ellena die Nase von Hermès. Dann verabschiedete er sich mit über 70 in den Ruhestand. Denkste! Natürlich entwickelte er weiter Düfte. Doch seit diesem Juli ist er auch ganz offiziell als „Olfactory Director” fest unter Vertrag.
Und zwar bei dem französischen Parfumhaus Le Couvent des Minimes, das seit 2017 einen neuen Besitzer hat. Didier Tabary, der die Marke von der L'Occitane-Gruppe kaufte, setzt auf Nischenmarken mit Potential. In diesem Fall ist es die Herkunft des Namens: das südfranzösische Anwesen Louis Feuillée, einst Botaniker von König Ludwig XIV. Das gepaart mit dem größten Parfumeursnamen könnte eine Erfolgsgeschichte werden.
Inspiriert von Feuillées Botanikaufzeichnungen lautet Ellenas Credo: „Beginne mit einer Auswahl seltener Materialien und huldige ihnen”. Dieses teilt er mit vier weiteren Parfumeuren, die er für seine erste Parfumserie für das Haus auswählte.
Das Ergebnis gibt es ab Ende September/Anfang Oktober auch in deutschen Parfümerien. Ich durfte mich vorab durchschnuppern. Spoiler: Es geht u.a. um die Huldigung weiblicher Krafftiere und einen niedrigen Einstiegspreis, 50 ml ab 39 Euro.
Fünf Natur-Portrais von Jean-Claude Ellena
Passend zu den olkaftorischen Natur-Portraits, wurden auf die Seiten der Glasflakons Flora/Fauna-Zeichnungen platziert. Gezeichnung wurden sie von Anne-Charlotte Laurens – alias Broll & Prascida – sie sind ebenfalls inspiriert von der Arbeit von Louis Feuillée und seinem präszisen Tintenstrich.
Mit Amélie Bourgeois entwicklete Ellena zwei der insgesamt fünf Düfte: Hattaï, die Wölfin, und Heliaca, den Adler. Der Adler ist mit Abstand der maskulinste und vielleicht interessanteste Duft.
Wenn auch mein Favorit Nubica ist, die Löwin. Um ehrlich zu sein, ahnte ich meine Wahl bereits, bevor ich noch daran roch. Daher nehmt mich – wieder einmal – nicht zu ernst! Mir erschien es aber auch nach dem Schnupperexkurs durch alle Parfums die harmonischste Duftkompisition. Sie stammt von Corinne Cachen, die z.B. auch 'Claude Montana' oder 'Presence' für Montblanc entwickelte, ebenso die drei Marc Cain-Düfte.
Fünf Eaux de Parfum Singulières
Man könnte sich einbilden, dass für diesen günstigen Verkaufspreis eventuell nicht auf die kostbarsten Inhaltsstoffe zurückgegriffen werden konnte. Zumindest erscheinen mir zwei der Düfte weniger facettiert. So, als wäre hier für einen neuartigen und gleichzeitig ausgewogenen Duft nicht genug Spielraum gewesen. Aber vielleicht ist das wirklich nur Einbildung! Nubica mag ich jedenfalls sehr gern auf meiner Haut, auch täglich. Lysandra ist auch fein und Heliaca liebe ich an anderen, an Männern wie auch an Frauen.
Nubica (Löwin): sinnlich mit warmen Holznoten, Mandarinenessenz in der Kopfnote, Patschuli und Tonka Vanille
Lysandra (Schmettering): anmutig mit pudrig, floralen Noten, Jasmin Grandiflorum, Mandarine und Vetiver
Hattaï (Wölfin): winterliche Geborgenheit durch Gormand Noten, Kakaoessenzen in der Herznote, roten Pfeffer und Amberholz
Saïga (Antilope): elegant mit fruchtig und floralen Noten (Provence Rosen), Moosrose und schwarzen Johannisbeerknospen
Heliaca (Adler): der maskulinste Duft dank würziger Holznoten, Kardamomessenz in der Herznote, Oud und Ingwer
An Ende September/Anfang Oktober 2019 auch in deutschen Parfümerien mit der unverbindlichen Preisempfehlung von 39 Euro für 50 ml Eau de Parfum, und 69 Euro für 100 ml Eau de Parfum.
Newsletter
Photo Credit: Le Couvent des Minimes
Kommentare