Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Drei Gesichtsbehandlungen im Test

Facial ist nicht gleich Facial. Die Bandbreite an Gesichtsbehandlungen, die in Kosmetikinstituten und Spas angeboten wird, ist riesig. Dabei ist die Qualität nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem Preis. Und ob die Haut es regelmäßig braucht, lässt sich ebenso wenig pauschal beantworten, sofern man nicht ein bestimmtes Resultat im Auge hat, wie die Bekämpfung von Akne, Narben oder Pigmentstörungen.
Ich bekenne, dass ich nichts von dem im Sinn habe und trotzdem ein Facial-Junkie bin. Für mich ist der monatliche Termin bei der Kosmetikerin ein wunderbares Add-on zu meiner täglichen Pflegeroutine. Ich genieße die Auszeit bei Peeling, Masken, etc. – und ganz besonders die Gesichtsmassage, die ich so entspannend im DIY-Verfahren zu Hause niemals hinkriegen würde. Und eine Stunde in einer schönen Umgebung zu relaxen, ist an sich schon eine Beauty-Kur. Das habe ich auch bei meiner kleinen Testreihe in drei sehr unterschiedlichen Locations festgestellt. In jeder habe ich ein Anti-Aging-Facial gebucht.

Bei den Asiatinnen ums Eck

Das Hauptgeschäft der Vietnamesinnen von GetYourNails sind, wie der Name schon sagt, schöne Nägel. Deshalb war ich etwas skeptisch, als meine Freundin Sabine mir zu Weihnachten einen Gutschein für die „Gesichtsbehandlung II“ überreichte. Sie hatte sie bereits selbst ausprobiert und war ganz euphorisch. Na, dann…
 
Ich befinde mich also auf einer weißen Liege hinter einem Vorhang. Ich voll angezogen, der Raum fensterlos. Alles nicht so ganz mein Geschmack. Noch weniger der heiße Vapozon-Wasserdampf, der mir ins Gesicht bläst, um die Poren zu öffnen. Doch das unangenehme Gefühl verschwindet ganz schnell, als meine Behandlerin noch während der Bedampfung mit der Massage beginnt. Sie massiert mit festem Griff, aber gezielt, hört auch nicht auf, nachdem sie heißfeuchte Tücher aufgelegt hat. Auf die gründlich gereinigte Haut kommt ein öliges Konzentrat. Zum Einschleusen lässt sie einen warmen Massage-Kopf über mein Gesicht gleiten. Nach einer erneuten Massage auf Creme-Basis gibt es wieder ein heißes Tuch, dann wird ein Serum aufgetragen.

Mir friert das Gehirn ein

Der Geräte-Kopf ist diesmal eiskalt. Ich hab das Gefühl, mir friert das Gehirn ein. Doch meiner Haut gefällt es offensichtlich. Sie sieht hinterher rosig rein und auch glatter aus. Zum Schluss gibt es noch eine durchblutungssteigernde Kopfmassage, bei der mir die Haare so in die Höhe gezogen werden, dass ich schon Verlustängste bekomme. Aber das kenne ich von meinen Asien-Reisen. Leider bekomme ich weder Genaueres in Erfahrung über das Behandlungsgerät noch mit welchen Produkten behandelt wurde. Die Kosmetikerin spricht kaum Deutsch, kein Englisch. Sie versichert mir aber „Produkte alles Natur“, mehr geben ihre Sprachkenntnisse nicht her.
Auch die herbeigerufene Kollegin kann nicht weiterhelfen. Sie erklärt in einem etwas besseren Deutsch: Das Massage-Gerät sei dazu da, um die Haut zu entgiften „nach dem vielen Make-up, das Frauen tragen“. Mein Einwand, dass ich nie Make-up benutze, gilt nur insoweit, dass sie sagt, deshalb hätte ich ja auch keine Unreinheiten. Fazit: Die ausgiebigste Gesichtsmassage meines Lebens. Leider keine Wohlfühlatmosphäre, aber guter Effekt. 60 Minuten, 59 Euro.

Gesichtsbehandlungen im Maison einer Pariser Luxus-Brand

Sinnlichkeit und Wohlbefinden stehen im Maison Sisley im Vordergrund. Interieur und Farbgebung zeugen vom erlesenen Geschmack der Gründerfamilie D’Ornano. Da macht es auch nichts aus, dass die beiden Behandlungsräume mit einem elegant-gemütlichen Wartebereich sich ohne Fenster im Untergeschoss befinden. Alle Treatments der luxuriösen Phytokosmetik – seit 1976 übrigens die erste ihrer Art – werden maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kundin.
 
Auch mein Facial stellt Christina, meine Kosmetikerin für heute, nach einer eingehenden Befragung und Begutachtung meiner Haut individuell für mich zusammen. Ich wünsche mir „Entfaltung“ nach einer langen Flugreise. Deshalb basiert meine Behandlung auf der „Rose Noir“-Linie. Die Inhaltsstoffe der schwarzen Rose sind bekannt für ihre glättende und aufpolsternde Wirkung. Ich werde nach meiner bevorzugten Raumtemperatur gefragt und, ob die Liege geheizt werden soll. Top und Schuhe ziehe ich aus, dann werde ich warm eingepackt. Mit drei tiefen Atemzügen stimmt mich Christina auf das Rosenaroma ein. Arme und Beine bekommen eine angenehm entspannende Druckmassage. Das Facial beginnt mit einer Lymphdrainage am Dekolleté, die den Lymphfluss anregt, und einer gründlichen Gesichtsreinigung.

Aufgepolstert

Insgesamt kommen 17(!) verschiedene Produkte auf Gesicht und Dekolleté zum Einsatz, wie ich später auf meiner Schönheitsritual-Liste zähle. Darunter mehrere Masken. Höhepunkt ist die Massage mit zwei Rosenquarz-Steinen auf einem speziellen Balm, der exklusiv nur im Maison angewendet wird. Der heilende rosafarbene Stein soll Schwellungen reduzieren, Fältchen minimieren und die Gesichtskonturen straffen.
Während der Einwirkzeit einer weiteren Maske massiert Christina meine Füße. Sie freuen sich sicher darüber, doch ich bekomme nichts davon mit. Ich bin so relaxt, dass ich eingeschlafen bin. Als ich wieder aufwache, sehe ich mein Gesicht im Spiegel – aufgepolstert, geglättet und mit so ebenmäßiger Leuchtkraft als würde ich Make-up tragen. Fazit: Die perfekte Rundum-Erholung für Haut, Körper und Seele. 90 Minuten, 240 Euro.

Mit Meerblick auf einer Ferieninsel

Zugegeben. Die Location ist nicht alltäglich. Das Spa im Pullman Maldives Maamutaa im Gaafu Alifu Atoll befindet sich in einem Wasser-Bungalow mit freiem Blick auf das türkisblaue Wasser des Indischen Ozeans. Mein Facialist ist ein Mann, Rahul aus Indien. „Es macht Ihnen doch nichts aus“, fragt Spa-Leiterin Jessica aus Singapur. Nein, warum auch. Gute Entscheidung, wie sich herausstellt, denn Rahul hat goldene Hände. Ich soll den Oberkörper frei machen, bittet er mich. Aber ich habe doch ein Facial gebucht! Doch genau das ist das Besondere an dem „Citylife Signature Treatment“ der französischen Meereskosmetik „Phytomer“: Die Gesichtsbehandlung beginnt mit einer Rückenmassage im Sitzen, die Brust von einem Handtuch bedeckt.

Spürbar effektiv gegen die Schwerkraft

Dann wird eine warme Schlammpackung entlang der Wirbelsäule aufgelegt, die im Liegen während des gesamten Facials angenehm unter mir bubbelt. „Sie soll die Toxine aus dem Körper ziehen und energetisch wirken“, erklärt mir Rahul. Dann beginnt er mit der Gesichtsbehandlung: Erst Reinigung, dann eine Cleansing-Maske, die sich beim Einmassieren erwärmt, gefolgt von einer erneuten Reinigung.
 
Bei der feuchtigkeitsspendenden Gesichtsmassage wird spürbar effektiv gegen die Schwerkraft massiert. Rahuls Kopfmassage ist angenehm sanft und belebend. Nach einem maßgeschneiderten Serum und kühlender Maske erscheint meine Haut aufgepolstert, Trockenheitsfältchen sind geglättet. Sie wirkt so erfrischt und voller Energie wie ich selbst. „Die Haut war müde“, bestätigt Rahul. Nach zehn Tagen Malediven trotz SPF 50 und jeder Menge Moisturizer am Abend kein Wunder. Sonne ist eben Stress für die Haut. Fazit: Traumkulisse, Traumergebnis. 75 Minuten, 150$ (136 Euro).
Photo Credit: Pullman Malediven, Margit Rüdiger, Sisley Cosmetics
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