Neues vom Beauty Pro: Vivamayr am Wörthersee
Auf Kur gehen – Das hört sich so altmodisch an. Dabei hat die Vivamayr-Kur am Wörthersee in Österreich nur noch wenig zu tun mit dem früheren Milch-Semmel-Konzept von Gesundheitspapst Dr. F.X.Mayr. Sie ist modern, benutzt neueste komplementärmedizinische Verfahren und ist ein echter Stresskiller. Allerdings muss man dazu seine Komfortzone verlassen. Ich habe es acht Tage lang ausprobiert: gefastet und entlastet.
Erster Tag, erster Eindruck: wie eine moderne Privatklinik
Ich beziehe mein Zimmer 302 mit Balkon und Blick auf den Wörthersee. Drinnen: ein türkisblauer Ohrensessel mit Hocker und ein orangefarbener Frühlingsstrauß, wie nett! Beim geführten Rundgang durch das Haus mit seinem riesigen Therapie- und Wellness-Angebot bekomme ich eine grobe Orientierung.
Mit Kaffee ist jetzt erst einmal Schluss: Tees, energetisiertes Trinkwasser aus den Bergen, Bittersalz und Basenpulver sind hier angesagt. Im Restaurant führt mich eine freundliche Bedienung an meinen Einzeltisch. Den hat hier übrigens jeder, der nicht in Begleitung kurt. Das Publikum ist international, im Moment 12 Nationen und aus jeder Altersgruppe. Vom Modeltyp über Mutter-Tochter-Konstellationen bis zum Privatier ist alles vertreten.
Ich bekomme eine Speisekarte fürs Abendessen gereicht. Zur Kerbelsuppe kann ich mir ein Brötchen und einen Aufstrich aussuchen. Es gibt Dinkel, Soja, Buchweizen und Gemüsechips. Ich wähle als Aufstrich die Gervais-Kräuterrolle. Schmeckt erstaunlich gut. Das Dinkelbrötchen (klein, aber fein) ist mein Trainingsgerät. Nach alter F.X.Mayr-Manier wird jeder Bissen so lange gekaut, bis man einen flüssigen Brei im Mund hat, erst dann wird geschluckt. Das Kau-Training ist wichtig, um den Darm zu entlasten und ihm seine Verdauungsarbeit zu erleichtern. „Gut gekaut, ist halb verdaut“, lautet das Credo. Trotzdem bin ich nach 25 Minuten fertig, schnappe mir mein Bittersalz vom Tisch für den nächsten Morgen, bereite mir noch einen Johanniskraut-Tee zu, den ich mit auf mein Zimmer nehme. Ab 21.30 Uhr ist Nachtruhe. Der Masterswitch neben dem Bett schaltet alles aus, auch das Internet – auch vom Elektrosmog wird gedetoxt.
Zweiter Tag: Ich bekomme verschiedene Therapien verordnet
Wake-up Call um 6.30 Uhr für meine erste Bittersalz-Ration. Die gibt es jetzt jeden Morgen. Na, super! Das Abführmittel aus Magnesiumcarbonat schmeckt scheußlich. Augen zu und durch. Um acht Uhr habe ich meine Anfangsuntersuchung bei meiner behandelnden Vivamayr-Ärztin Dr. Tanja Korak. Gründliche Anamnese. Mein Fokus: Schlaf- und Bauchprobleme. Sie ist die erste Medizinerin, die einen Zusammenhang sieht zwischen einem Mountainbike-Unfall in Kanada vor zehn Jahren und meinen Durchschlaf- und Darmproblemen.
Sie ist auch die erste, die anbietet, meine alte Kaiserschnittnarbe zu entstören – mittels Anästhesiespritze. Neuraltherapie nennt sich das. „Narben behindern das Fließen der Energie“, erklärt Dr. Korak. Zur Diagnosefindung wird ein funktioneller Muskeltest nach den Kriterien der Kinesiologie durchgeführt. Auf diese Weise testet sie auch Allergien aus. Die Kinesiologie basiert auf Elementen der Traditionellen Chinesischen Medizin, Chiropraktik, Bewegungs- und Ernährungslehre, der Gehirn- und Stressforschung sowie NLP (Neurolinguistisches Programmieren). Sie ist von der Schulmedizin ebenso wenig anerkannt wie die Homöopathie, hat aber trotzdem ihre Erfolge.
Denn über den Muskeltest kann man mit dem Unterbewusstsein kommunizieren, und dort „weiß“ jeder von uns, was ihm gut tut oder eben nicht. Ich finde es super spannend, wie meine Muskulatur auf die verschiedenen Substanzen reagiert, die auf die Zunge geträufelt werden. Ich muss mein Knie gegen die Brust drücken, während die Ärztin dagegenhält.
Der Test bestätigt frühere Labortests
Schwächt das Mittel meinen Organismus, gibt meine Muskulatur sofort nach. Das Ergebnis: Unverträglichkeit bei Hefe, Fruktose, Laktose und Gluten. Stimmt! Das haben auch schon frühere Labortests ergeben. Ein Candida albicans, Hefepilz, hat sich in einem Verdauungstrakt breiter gemacht als es ihm zusteht. Ich werde auf Candida-Diät gesetzt – sprich Trennkost – und bekomme eine ganze Liste an Terminen: Schlaflabor und jede Menge Behandlungen von Cryo bis Craniosacral.
Nach dem Frühstück – handtellergroßer Sojafladen und ein sehr leckerer Aufstrich – geht es zur Stoffwechselmessung. Ich atme vier Minuten mit Nasenklammer durch ein Mundstück ein und aus. Das Ergebnis ist niederschmetternd: 0 % Fettverbrennung. Wofür trainiere ich eigentlich fünf mal die Woche?! Jetzt wird mir so einiges klar, warum sich seit Monaten keine Veränderung an meinem Körper einstellt. Ich nehme zu wenig Sauerstoff auf, verbrenne Kohlenhydrate statt Fett.
Denn um eine hohe Fettstoffwechselrate zu erzielen, benötigen die Körperzellen eine große Menge an Sauerstoff. Und ich esse offensichtlich auch zu viele Kohlenhydrate, denn die verbrennt der Körper stets bevor er Fett und Eiweiß als Energiequelle nutzt. Warum? Weil er dafür weniger „Aufwand“ betreiben muss und viel schneller Energie zur Verfügung stellen kann. Also bekomme ich eine Sauerstofftherapie vorordnet, die mich bildlich gesprochen abwechselnd auf den Mount Everest und ans Meer schickt.
Dritter Tag: Kältekammer, Aqua-Spinning und Elektrolyse-Bad
Heute habe ich ein richtiges Tief. Mein Körper entgiftet auf Hochtouren. Ich schaffe es zwar zum Morgen-Yoga um 7.30 Uhr, anschließend Cryo in der Kältekammer: eine Minute bei -30°, drei Minuten bei -110°. Nur in Unterwäsche bekleidet, dazu Mütze, Handschuhe und Socken, drehe ich mich im Kreis, um nicht einzufrieren. Ich zähle die Minuten. Aber hinterher fühle ich mich angenehm erfrischt.
Weiter geht’s zum Aqua-Spinning. Hab ich noch nie gemacht. Mein Trainer Gabriel (Einzelstunde) schlaucht mich ganz schön mit Übungen, die ich während des Radelns mit den Armen machen muss. Um den Wasserwiderstand zu erhöhen, trage ich Handschuhe, die Entenfüssen ähneln. Ein Ganzkörpertraining, das es in sich hat.
Während der anschließenden Sauerstofftherapie kurz vor dem Mittagessen schlafe ich ein, so müde bin ich. An die Maske auf dem Gesicht muss ich mich gewöhnen, aber ich denke an meine Fettverbrennung...
Auch der Nachmittag ist ausgefüllt – mit entgiftendem Elektrolyse-Fußbad (Das Wasser färbt sich tatsächlich braun!) und einer himmlischen Lymphdrainage bei Meli. Das Schlaflabor steht mir auch noch bevor, um der Ursache für meinen schlechten Schlaf auf den Grund zu gehen. Die Yogamatte, die ich mir eigentlich für heute aufs Zimmer bestellen wollte, lasse ich dann wohl lieber.
22 Uhr abends: Mein Schlaflabor trage ich um den Hals. Ich habe nach Anleitung das Kästchen mit Brust- und Hüftgurt am Körper fixiert. Auf meiner Stirn kleben Elektroden, in meinen Nasenlöchern steckt ein dünner Schlauch, an meinem linken Mittelfinger ist ein Sensor befestigt. Ich komme mir vor wie einer der armen Affen im Versuchslabor. Ob ich so verkabelt überhaupt ein Auge zumache?
Vierter Tag: Feueratmung
Nach einer unruhigen Nacht mit den Kabeln an meinen Körper, wache ich nicht gerade ausgeruht auf. Dafür beginnt mein Tag mit einer wundervollen Privat-Yoga-Stunde mit Mauricio inklusive Kapalabhati (Feueratmung) in der kalten Morgenluft auf dem Steg am See. Highlight des Tages: eine Ganzkörpermoorpackung im Wasserbett. Eine heiße Moorpackung im Rücken und auf dem Oberbauch ein warmer Heusack: Ich schlafe schwebend im warmen Wasser sofort ein. Beim Duschen stelle ich fest, dass sich mein Gewebe straffer anfühlt, die Haut rosiger und glatter ist. Ein Zeichen, dass die Übersäuerung zurückgeht.
Das Essen von Küchenchefin Emanuela Fischer ist übrigens köstlich und abwechslungsreich: 'Surf and Turf' aus Branzino und Garnele, Rucola-Risotto, Wokgemüse mit Buchweizennudeln und Kokossauce. Wohlschmeckende vegetarische Aufstriche und als Proteinportionen gibt es Büffel-Mozzarella, Fisch wie Lachs oder Saibling, Schafs- und Ziegenkäse – alles auch fürs Auge zubereitet. Sämtliche Lebensmittel und Zutaten sind darauf ausgerichtet, den Säure-Basen-Haushalt und damit den gesamten Stoffwechsel ins Gleichgewicht zu bringen. Weniger Säure, mehr Basizität.
Fünfter Tag: Craniosakral-Therapie
Ich fühle mich täglich fitter, der Bauch wird flacher, obwohl ich dreimal am Tag esse. Okay, die Portionen sind klein. Aber ich kaue jeden Bissen so gründlich, dass ich nach jeder Mahlzeit gut satt bin. Zum Essen ist Trinken nicht erlaubt, weil ansonsten die Verdauungssäfte verdünnt und die Verdauungsleistung reduziert würde. Öle gibt es dafür zu jedem Essen: Leinöl (abends), Walnussöl, Olivenöl und Senföl. Sie sind besonders wertvoll wegen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3. Unter anderem versorgen sie wichtige Bestandteile der Zellmembran, sind notwendig zur Aufrechterhaltung bestimmter Gehirnfunktionen und verbessern die Immunreaktion. Also reinste Nervennahrung!
Mein Treatment-Highlight heute: Craniosakral-Therapie. Es ist eine sanfte manuelle Behandlung mit minimalen Bewegungen. Behandelt wird vom Schädel (alt.gr. Cranio) bis zum Kreuzbein (lat. Sacrum), basierend auf der Tatsache, dass der Kopf mit dem Kreuzbein über Bänder in Verbindung steht. Die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, die im Schädel und der Wirbelsäule zirkuliert, dient als Indikator, um Blockaden aufzulösen. Mein Therapeut Michael ist zugleich Osteopath, stellt die Diagnose: Beckenschiefstand, Problem Halswirbelsäule, Kiefer. Ein Autounfall vor zwei Jahren hat gravierendere Folgen hinterlassen als gedacht.
Der Kiefer wird von innen behandelt – nicht ganz schmerzfrei, die Halswirbelsäule mit ganz kleinen Bewegungen mobilisiert. Und danach? Das schon gewohnte Knacken beim Drehen des Kopfes ist verschwunden. Auch das Becken wird eingerichtet. Als ich von der Liege aufstehe, fühle ich mich aufrechter und gerader. Heute habe ich auch das Ergebnis meines Schlaflabors bekommen: zu kurze REM- und Tiefschlafphasen. Gute Nachricht: keine Atemaussetzer. Meine beste Schlafseite: links. Das mache ich wohl automatisch richtig. Hoffe, dass ich nach der Cranio wieder länger durchschlafe!
Sechster Tag: Yoga und Thai-Yoga-Massage
Heute ist mein Muskelfitmacher-Tag. Vor dem 8 Uhr-Frühstück: Morgen-Yoga zum Wachwerden. Bei der späteren Einzelstunde bekomme ich auf der Matte eine Thai-Yoga-Massage mit Dehnen, Schütteln, Drehen und Ziehen. Mauricio hat goldene Hände, erspürt die Probleme. Er hört zu, „was das Gewebe erzählt“. Bei mir von den Traumata nach dem Autocrash. Dabei legt er einfach die Finger ganz ruhig auf die Haut. Ich spüre tatsächlich, wie sich das Gewebe darunter eigenständig bewegt. Faszien- und Feldenkrais-Expertin Isabella erklärt mir am Nachmittag noch ein paar Übungen mit Ball und Rolle, um die Faszien an den Beinen und im Rücken zu „entkleben“.
Hab meine Faszienrolle zu Hause so gut wie nie benutzt, das wird sich ändern. Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Kur, denn auch sie sorgt dafür, dass die Verdauungsschritte optimal ablaufen können. Viel Sport und Bewegung macht mir nichts aus, ich mag es und bin es gewöhnt. Nur das frühe Aufstehen ist nicht so mein Ding.
Jeden Morgen um 7.30 Uhr steht Yoga, Meridianaktivierung oder Wasser-Gymnastik auf dem Plan. Als angenehm empfinde ich inzwischen auch das entgiftende Elektrolyse-Fußbad. Anfangs war ich skeptisch, da es für dessen Wirkung keine wissenschaftliche Beweise gibt, doch Gesundheitsmediziner schwören darauf. Die Elektrolyse spaltet Wasser- und Salzmoleküle auf, wodurch im Wasser eine hohe Konzentration an Hydroxid (OH-) und Natriumionen (Na+) entsteht. Der osmotische Druck zwischen Wasser in der Wanne und Körperwasser soll bewirken, dass ein Teil dieser Ionen durch die Fußhaut in den Körper gelangt. Aus diese Weise sollen Schadstoffe wie Toxine, Säuren und Freie Radikale ausgeleitet werden. Das Wasser färbt sich tatsächlich braun. Ob es einfach nur wegen der zugeführten Salze ist? Auf alle Fälle ist es wohltuend, und wer nur auf die Schulmedizin vertraut, ist bei so einer Kur ohnehin fehl am Platz.
Siebter Tag: Darmbakterien sind mitverantwortlich für bestimmte Hirnfunktionen
Meine Tage sind extrem durchgetaktet. Ich will schließlich möglichst viel aus dem riesigen Therapieangebot ausprobieren, bei dem alles auf irgendeine Weise unserem zweiten Gehirn, dem Darm zugute kommt. Das enterische Nervensystem (ENS), das den gesamten Verdauungstrakt umgibt, ähnelt funktionell unserem Gehirn. Beide haben denselben embryonalen Ursprung, nutzen dieselben neuronalen Netzwerke und kommunizieren über dieselben Neurotransmitter. Wie eng die Psyche mit dem Darm verknüpft ist, lerne ich beim Gespräch mit der Psychologin Birgit Bresnik.
Darmbakterien sind offensichtlich mitverantwortlich für bestimmte Funktionen im Hirn und somit auch für psychische Störungen wie Depressionen und neurologische Erkrankungen. Sie sagt: „Wir müssen lernen, wieder auf unser Bauchgefühl zu hören, uns selbst zu spüren. Sich fragen: Was gibt mir Energie? Was macht mich glücklich?“ Ein spannendes Gespräch, dann die Praxis: Sie zeigt mir, wie sich mit der Klopftherapie alte Verhaltensmuster lösen lassen. Dabei werden durch rhythmisches Berühren bestimmte Meridianpunkte gereizt, um einen positiven Einfluss auf die Energiebahnen auszuüben. Um eine „Altlast“ zu lösen, gibt sie mir eine Affirmation mit, die ich dazu verinnerlichen soll. Am Ende fordert sie mich auf, die Lebenskarten zu mischen und eine daraus zu ziehen. Diese besagt: Es ist vorbei! Passt doch! Aber eines ist klar: Emotionales Entgiften klappt nicht von heute auf morgen.
Achter Tag: drei Kilo weniger, 62 Prozent mehr Sauerstoffaufnahme
Auch heute an meinem Abreisetag gibt es wie an allen vergangenen Tagen noch mal eine manuelle Bauchmassage von meiner Ärztin. Sie unterstützt alle Verdauungsfunktionen und hilft bei der Entgiftung. Mein Hefepilz ist natürlich noch nicht weg. Deshalb muss ich meine Schonkost noch 30 Tage fortsetzen. Mit 30 Sojafladen – eingeschweißt – aus Emanuelas Küche habe ich mich vorsorglich schon mal eingedeckt. Auf den Weg bekomme ich auch noch meine Ergebnisse mit: drei Kilo weniger Gewicht und 62 Prozent mehr Sauerstoffaufnahme. Außerdem die fünf Vivamayr-Regeln: ordentlich kauen, ohne Stress essen, nichts dazu trinken; aufhören, wenn man satt ist und nicht zu spät essen. Wird gemacht! Aber ich bin sicher, dass ich wiederkomme. Ich fühle mich so ausgeglichen und voller Energie wie schon lange nicht mehr.
Newsletter
Photo Credit: Margit Rüdiger, Franz Gerdl für Vivamayr Maria Wörth
Kommentare