Körperpflege in der Schwangerschaft: Öle, Cremes & Cellulite

Körperpflege in der Schwangerschaft: Warum gibt es da so viele Tipps?
Da sprudeln plötzlich lauter Ratschläge von links und rechts auf Dich ein: Dieses Öl ist das Beste gegen Schwangerschaftsstreifen; Du musst jetzt ständig hohen Lichtschutzfaktor verwenden; Das hilft gegen das immer weicher werdende Bindegewebe (Cellulite), usw. Doch an den neuen 'Umstand' muss man sich erst einmal gewöhnen. Kneif mich mal einer! Weder Bauch und Baby sind einige Wochen lang spürbar. Trotzdem soll man täglich schon mal Zupfmassage üben. Warum eigentlich?

Einölen und -cremen gegen Dehnungsstreifen

Dermatologin Dr. Anna Brandenburg: „Die Haut sollte von Anfang der Schwangerschaft an eine gute Beschaffenheit haben. Denn Schwangerschaftsstreifen sind Risse im Bindegewebe. Die Haut und das Bindegewebe müssen also geschmeidig und elastisch sein sowie eine gute Struktur haben. Daher würde ich raten, schon von Tag Eins der Schwangerschaft an Öle zu benutzen – und sie auch eher einzumassieren, um das Gewebe bis in die Tiefe gut auf die Öffnung, auf die Weitung im Verlauf der Schwangerschaft vorzubereiten. So eine präventive Pflege senkt das Risiko von Rissen.“
Die Hauttumor-Spezialistin, Allergologin und Fachärztin für Venerologie aus Hamburg beantwortet mir auch gleich noch weitere Fragen, z.B. warum ich ein paar Tage vor einer Haupt-Ultraschalluntersuchung den Bauch nicht mehr einölen und eincremen darf. Dr. Brandenburg: „Die Bildqualität kann durch den Fettfilm auf der Haut leiden, das hat also Auswirkung auf rein physikalischer Ebene. Die Leitfähigkeit des speziell zusammengesetzten Ultraschallgels für die Schallwellen wäre gemindert. Sonst sind mir keine anderen Gründe bekannt, Verbrennungen sind auf jeden Fall ausgeschlossen.“

Welche Öle, welche Cremes?

Freundinnen, die jahrelang für Frauenmagazine arbeiteten, sagen, dass Weleda das Beste sei. Manche schwören auf das straffende Öl von Clarins, andere auf die Anti-Dehnungsstreifen-Creme von Jeanne Piaubert.
Ich probiere alle aus und noch viel mehr. Auch lerne ich, dass man zwischen Öl und Creme gelegentlich wechseln soll. Da die Haut sonst an Feuchtigkeit verliert. Dr. Brandenburg empfiehlt z.B. den Bauch erst einmal einzucremen und anschließend mit Öl zu massieren – am besten abends, denn dann im Laufe des Tages lagert sich Flüssigkeit ein, die durch eine Bindegewebsmassage abtransportiert werden kann. „Öl allein trocknet die Haut übrigens immer aus – will man Öl trotzdem allein nutzen, sollte man es in nasse Haut einmassieren, diese Kombination hat einen emulgierenden Effekt.“
Clarins Modepilot Schwangerschaftsöl
Beamt Dich dufttechnisch ins Clarins-Spa: 'Huile Tonic' mit Ackerminze, circa 54,50 Euro (über clarins.de)

Öle in der Sonne?

Bei all der Naturkosmetik, die ich verwende, frage ich mich auch – gerade jetzt Mitte/Ende Juni –, ob ich mit den Ölen überhaupt in die Sonne gehen darf.
„Mit unseren Körperölen kann man in die Sonne gehen”, sagt Janet Hayward, Gründerin der Naturkosmetikmarke Ipsum aus Australien. Sie verwendet die Öle sogar unter der besonders starken Sonne dort. Das bleibe ohne Folgen.
Hayward: „Unser 'Patchouli Rose Body Oil' beinhaltet keine lichtempfindlichen ätherischen Öle. Es eignet sich also auch für die Schwangerschaft und kann dem Sonnenlicht bedenkenlos ausgesetzt werden. Beide Ipsum-Körperöle beinhalten außerdem Davidson-Pflaumenöl, ein sehr potentes Antioxidant, das die Haut nährt und schützt – auch gegen Umweltaggressoren wie die Sonne. Auf jeden Fall sollte man zudem aber auch einen Sonnenschutz verwenden! Denn in Australien ist es uns untersagt zu behaupten, dass Pflanzenöle vor Sonne schützen können (Anm. d. Red.: Hier ist es auch verboten). Obwohl wir wissen, dass Davidson Pflaume, Kakadu Pflaume und Hagebuttenöl einen natürlichen Sonnenschutz bieten.”
Modepilot Ipsum Schwangerschaft Körperöl
Mit dem Patchouli Rose-Körperöl von Ipsum aus Australien kann man auch in die Sonne gehen, circa 62 Euro (über organicluxury.com)
Dr. Brandenburg zum Sonnen: “In der Schwangerschaft steigt der Östrogenspiegel stark an, was das Risiko mit sich bringt, dass die Haut Pigmentverschiebung entwickeln kann. Setzt man sich stark der Sonne aus und ist sowieso der Typ für Pigmentprobleme, steigt entsprechend das Risiko für dauerhafte Hyperpigmentierungen. Sonnenexposition in der Schwangerschaft erhöht aber weder das Hautkrebsrisiko noch ist es schlecht fürs Kind... Und wer sich gut vor Strahlung schützt, also im Schatten bleibt und/oder einen hohen SPF nutzt, kann auch mit Neigung zu Pigmentverschiebungen an den Strand. Es ist dann eine Frage des gesunden Maßes.“

Cellulite in der Schwangerschaft

Trockenbürsten-Massagen seien das Einzige, was gegen Cellulite hilft, heißt es wieder von den Beauty-Kolleginnen der Mode- und Frauenzeitschriften. Ich interessiere mich jetzt vermehrt dafür, weil bei Schwangeren das Bindegewebe locker wird und das kann ganz schön frustrierend sein. Vor allem, wenn man dieses gerade erst mit wöchentlichem EMS-Training in den Griff bekommen hat, das man jetzt nicht mehr anwenden darf, weil es keine Studien mit Schwangeren dazu gibt.
Ich bürste also täglich nach dem Duschen und verwende zu den ganzen Schwangerschaftsölen auch noch ein Cellulite-Öl für die Oberschenkel. Ich glaube zwar nicht an Cellulite-Produkte, aber mit dem Öl von Clean Beauty Concept habe ich zumindest ein gutes Gefühl. Natalie Bren hat ein Spannkraft-förderndes Körperöl aus Zitronengras (wirkt entschlackend, regt den Lymphfluss an), Traubenkern-, Aprikosenkern- (straffend) und Soja-Öl entwickelt, das herrlich frisch duftet. Schaden wird es nicht und allein die Tatsache, dass ich es täglich in die Oberschenkel und den Po einmassiere, wird schon für einen positiven Effekt sorgen.
Da das Öl auch die Elastizität der Haut fördert – übrigens frei von Silikonen, Mineralöl, Mikroplastik und Duftstoffen – ist es auch ideal für die Schwangerschaft geeignet. Weiterer Pluspunkt: Es zieht schnell ein. Wer nicht schwanger ist und das Produkt tiefer einarbeiten kann, dabei Elastin- und Kollegenfasern anregt, verwendet zur Massage zusätzlich einen Gua Sha Stein (Margit schwärmte erst gerade davon >>>). Für Schwangere könnte das jedoch ein Zuviel der Stimulation bedeuten und Wehen auslösen.
Modepilot Cellulite Öl Clean Beauty Concept Schwangerschaft
Cellulite-Öl und Gua Sha-Stein von Clean Beauty Concept, circa 115 Euro im Paket (über cleanbeautyconcept.com)
Bleibt dran: Als Nächstes folgt ein Artikel zu „Retinol und Nagellack in der Schwangerschaft”.
Und hier findet Ihr alles zur Schwangerschaftsmode im sechsten Monat >>>
Photo Credit: Clarins, Ipsum, Clean Beauty Concept
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare