Rain Couture: Interview mit Daphne Gerritse
Mein Lieblingsgeschäft in Amsterdam entdeckte ich vor ein paar Jahren: Rain Couture (>>>). Ich war gerade von Colorado nach Amsterdam gezogen und trug eine dünne, gelbe Regenjacke, wie sie auch der Paddington Bär trägt, aber sie war nicht warm genug für den holländischen Wind und ich mochte die kastige Form an mir nicht. Was ich dringend brauchte, war eine ordentliche Regenjacke fürs Wetter in den Niederlanden.
Eines Tages befand ich mich also plötzlich in einem Laden − zwischen einem Schokoladengeschäft und meiner Reinigung auf der Huidenstraat − nur einen Häuserblock von unserem neuen Zuhause entfernt. Später verließ ich das Geschäft mit einem wasserfesten Parka aus Wolle (ja, Wolle!). Er hat eine Kapuze zum Zuziehen, damit meine Frisur im Regen nicht ruiniert wird. Außerdem lässt er sich von unten mit einem Reißverschluss öffnen. So haben meine Beine Platz zum Radeln und ich bleibe trocken und warm. Der Parka ist jetzt meine Lieblingsjacke, verdrängte eine Daunenjacke von Moncler und den traurigen, gelben Regenmantel.
Als mich meine Freundin Kathrin fragte, ob ich für Modepilot etwas über Mode aus Amsterdam schreiben möchte, dachte ich sofort an Rain Couture. Kathrin gefiel die Idee. Und so radelte ich eines windigen und nassen Morgens rüber (meinen Rain Couture-Mantel tragend, natürlich), um mit der Designerin und Gründerin Daphne Gerritse über ihre Marke zu sprechen.
Interview mit Daphne Gerritse von Rain Couture
Modepilot: Inwiefern unterscheidet sich Deine Marke von anderer Regenbekleidung?
Daphne Gerritse: Wir bieten etwas anderes als das, was man von einem Regenmantel sonst erwartet. Viele Leute denken, dass man Funktionalität und Mode nicht zusammenbringen kann. Entsprechend sind viele Kunden überrascht, dass unsere Wollmäntel und Daunenmäntel wasserdicht sind. Bei Rain Couture vereinen wir die besten Eigenschaften eines Regen- und eines Designermantels.
MP: Rain Couture startete 2015 und bereits zuvor hattest Du mit Regenmänteln gearbeitet. Wie wurde der Regenmantel zuletzt weiterentwickelt?
D.G.: Wir verkaufen immer noch den Regenmantel von damals, aber wir haben ihn mit kleinen Details und angepasster Passform aktualisiert. Du kannst einen Style immer optimieren und sei es die Einführung eines neuen Materials. Aber unser klassischer Trenchcoat bleibt Teil der Kollektion, wie auch unser Mantel mit Taillengürtung und der Poncho in der Kollektion bleiben.
Bestseller
MP: Manche Teile bleiben, neue kommen hinzu, andere fliegen raus − Wonach gehst Du bei der Entwicklung Deiner Kollektionen?
D.G.: Manchmal nehme ich Modelle aus der Kollektion, wenn sie nicht so stark nachgefragt sind wie der Rest. Manchmal kombiniere ich verschiedene Modelle miteinander − nehme die besten Designdetails von jedem Modell und denke mir weitere aus. Im Juli oder August stellen wir einen klein verstaubaren Regenmantel vor. Er hat einen Reißverschluss am Rücken, in welchen ihn man falten kann. Damit hat man auch eine Tasche bei sich. Das wird so cool! Auch bei den Daunenjacken gibt es Neuerungen: Zunächst konnten wir sie nicht wasserdicht machen, wegen der Nähte. Aber jetzt haben wir einen Daunenmantel, den man auch bei Regen tragen kann. Und bei unserer 3-in-1-Daunenjacke kannst Du die Ärmel mit einem Reißverschluss abnehmen, dann ist sie eine Weste. Du kannst sie aber auch als extra Schicht unter einem Mantel tragen und natürlich als Jacke.
MP: Wie macht Ihr die Jacken wasserfest?
D.G.: Mit einer Beschichtung unterhalb des Stoffes, die auch für Sportbekleidung verwendet wird, und sehr atmungsaktiv ist. Sie wird auf den Stoff unter sehr hoher Temperatureinwirkung gepresst, damit sie haften bleibt. Und auf der anderen Seite haben wir eine bionische Beschichtung, eine DWR (Durable Water Repellent)-Imprägnierung. Diese sorgt dafür, dass der erste Regen abperlt und der Mantel schneller trocknet.
Besondere Kollektionsteile
MP: Erzähl uns mehr über die Regenhose!
D.G.: Sie ist multifunktional. Man kann sie auch auf der Skipiste, beim Segeln, Fahrradfahren oder Wandern tragen. Sie ist sehr praktisch, weil sie einen Stretchanteil hat und damit nicht nur bequem ist, sondern auch schön sitzt.
MP: Welches ist Dein Lieblingsteil in der Kollektion?
D.G.: Ich denke der Trenchcoat 'Straight Trench'. Ich habe ihn letztes Jahr gelauncht, nachdem er mir schon einige Jahre vorschwebte. Es ist ein gerade geschnittener, zweireihiger Oversize-Trenchcoat mit weiten Ärmeln, sehr stylish. Er ist nicht komplett im Oversize-Schnitt gehalten. Und er kommt mit zweierlei Riemen: einem Steg, den man im Rücken mit zwei Knöpfen befestigt für den Oversize-look; und einem langen Gürtel, um den Mantel feminin in der Taille schließen zu können.
Nachhaltigkeit und Kooperationen
MP: Wie nachhaltig wird bei Rain Couture gearbeitet?
D.G.: Wir glauben an nachhaltige Mode und folgen dem „Slow Fashion”-Prinzip. Das heißt, wir lancieren nur zwei, drei neue Modelle pro Saison. Außerdem produzieren wir nur kleine Mengen und erst, wenn diese sich dem Ende neigen, produzieren wir nach. Und wir haben kürzlich eine Regenjacke aus 100 Prozent recycelten Materialien gelauncht. In Zukunft möchten wir mehr dieser Produkte auf den Markt bringen. Unser Ziel: Dass all unsere Jacken zu 100 Prozent aus recycelten Materialien hergestellt werden.
MP: Stehen irgendwelche Kooperationen an oder wünscht Du Dir welche?
D.G.: We arbeiten mit Capsule und SMAAK an einem neuen Projekt. Dazu bald mehr. Meine Traumkooperation wäre eine mit Essentiel Antwerp. Ich liebe deren Farben und Muster. Wir verwenden hauptsächlich neutrale Farben bei Rain Couture − Mir würde es Spaß machen, eine Linie mit leuchtenden, farbigen Jacken zu entwickeln.
Mehr über Rain Couture gibt es auf der Website rain-couture.nl zu erfahren oder in einem der beiden Shops in Amsterdam.
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Photo Credit: Marina Corona for Modepilot, Rain Couture
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