Ready-to-speak: Wiener Geflecht
Ich liebe die deutsche Sprache. Sie hat für fast alles ein extra Wort. Ein Geflecht kann alles mögliche sein, aber bei einem „Wiener Geflecht“ weiß man genau, was gemeint ist. Das macht uns Deutsche oft zu Besserwissern und deutsche Journalisten zu unerträglichen Menschen: Besserwisser hoch Zwei. Aber was soll's...
Wiener Geflecht in der Mode
Eigentlich ist das Wiener Geflecht typisch für Inneneinrichtung: Stühle (Klassiker: Thonet-Stuhl), alte Heizung- und Schrankverkleidung, alte und neue Lampen (>>>). Aber es gibt auch immer wieder Handtaschen und Schuhe mit einem Wiener Geflecht-Muster. Jetzt sogar Kleider, Röcke, Hosen und Blusen...
In der neuen Frühjahrskollektion des römischen Modedesigners Giambattista Valli zeigt sich das Wiener Geflecht als Stickerei und als Print. Aber es wird leider nicht so genannt. Weder im Kollektionstext noch in den Produktbeschreibungen ist davon die Rede. Das Muster wird überall nur 'Treillage' genannt. Dabei bedeutet 'Treillage' so viel wie Lattenwerk. Das kann zwar ein hübsches Muster ergeben, aber lange nicht so fein sein wie ein Wiener Geflecht, welches aus Lianen der Rattanpalme hergestellt wird.
Man kennt 'Treillage' vom Großziehen von Kletterpflanzen, an Wänden oder auch in Form von Torbögen und Pavillons. Der Name passt herrlich zu einer Frühjahrskollektion und man könnte unzählige Zaun-Muster verwenden. Nur eben das 'Wiener Geflecht' nicht.
Auch Veronica Beard hat das ikonische Geflecht in ihrer aktuellen Kollektion und zwar in Form einer luftigen Lederjacke mit passendem Rock. Hier wird es einfach „unser Korbgeflecht-Leder“ genannt. Das ist zwar präziser als die Texter von Valli arbeiten, aber Österreicher oder Deutsche kann das trotzdem nicht vollständig zufrieden stimmen.
Typisches Muster
Das Besondere am Wiener Geflecht ist, dass es doppelt längs und doppelt quer gespannte Stränge und lediglich einfach gespannte Stränge in den Diagonalen aufweist. Das ergibt achteckige Löcher und macht das Flechtmuster so einfach wie unverwechselbar.
Woher kommt der Name „Wiener Geflecht“?
Da der klassische Thonet-Stuhl (Nr. 14), also jener mit gebogener Rückenlehne aus Holz und Sitzfläche aus eben diesem Geflecht, vor allem in Wiener Kaffeehäusern stand, nennt man das typische Geflecht noch heute 'Wiener Geflecht'.
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Photo Credit: Catwalkpictures, Giambattista Valli, Luisa Via Roma
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