Jeden Tag Sale
Wie man den Designernamen Hervé Léger aussprechen kann, erfuhr ich gestern Abend: „So einen Erfe Jäger für 299 Euro kriegt man auch nicht nochmal“. Diesen Satz sprach eine Dame aus bei der Eröffnung des gigantischen TK Maxx-Stores in München im Joseph-Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße 21. Genau dort, wo zuvor Fast Fashion Filialist Forever 21 floppte. Gemeint war ein Bodycon-Kleid von Hervé Léger (in Lautschrift: [ɛʁ.ve le.ʒe]), das von 935 Euro auf 299 Euro reduziert war. Damit ist das Erfolsgeheimnis von TK Maxx fast schon in Gänze zusammengefasst.
Hier ist jeden Tag Sale. Eine der verantwortlichen PR-Damen war vom Gäste-Ansturm selbst überrascht: "Ich hatte noch nie so viel Rücklauf auf eine Veranstaltung, wie bei dieser Eröffnung."
Prominente Gäste beim TK Maxx-Opening in München
Natürlich meckerten die Gäste über die "Ramsch-Atmosphäre", den vielen "Trubel" und so mancher Redakteure betonte, dass man ja "nur zum Arbeiten" hier sei. Dazu gönnte man sich einen Schluck Champagner*. Kaum jemand ging am Ende des Abends ohne Tüte nach Hause.
Das Geschäftsmodell von TK Maxx
„Was weg ist, ist weg“, so einer der Markenslogans. Das zum Konzern TJX Companies gehörende Unternehmen TK Maxx kauft bei verschiedenen Herstellern Überschussware, also Restposten. Das amerikanische Unternehmen eröffnete 1976 die erste Filiale in den USA (damals TJ Maxx), 1994 die erste Filiale in Großbritannien und ist seit 2007 in Deutschland vertreten – unter anderem in Köln, Berlin und Hamburg. Mit vier Etagen und rund 5.000 qm Verkaufsfläche ist der Münchner Store der größte in Europa.
Mehrmals pro Woche kommt neue Ware an: Bis zu 60 % reduzierte Designermode von Mulberry, Chloé oder Dorothee Schumacher, wie sie beim gestrigen Opening in der "Gold Label"-Abteilung zu finden war. Aber es gibt auch Pasta, Pfannenwender und sogar Möbel, die zum Kaufrausch locken. „Marken aus Paris, New York und von überall“, so ein weiterer Slogan, und das alles unschlagbar günstig. Der Produktmix und die permanente Restposten-Bewerbung („Was weg ist, ist weg“) zielt auf Impulskäufe: Hübsche Grußkarten? Kann man immer gebrauchen. Schwarze Stilettos? Nie verkehrt. Ich bin auch in diese Falle getappt. So wanderten schwarze Wildleder-Pumps von Gianvito Rossi in meine Tüte. Originalpreis: 500 Euro. Ich habe 100 Euro bezahlt. Kein Kandidat für „WHMDDG“, aber ein spontaner „es ist doch so ein tolles Schnäppchen“-Kauf. Da ist er wieder, der „wilde Affe, der uns auf der Schulter sitzt, dessen Mechanismen ich hier schon einmal erläutert hatte: Vom Markenwahn und Outletcentern >>>
„Find a need and fill it“, hieß es einst im Marketing-Sprech. „Create a need and fill it“, so lautet die moderne Markenstrategie, die auch schon Apple groß machte. Erst seit ich das iPhone besitze, weiß ich WIE! dringend ich eines brauchte. Im Fall von TK Maxx wird dieses Konzept durch den verkaufsfördernden Mundpropaganda-Effekt unterstützt , wenn man beim Kaffee-Klatsch von der erfolgreichen Schnäppchen-Jagd berichtet. So wie ich gerade. Na, Besuch schon geplant?
*Ich persönlich war natürlich auch nur da, um für diesen Artikel zu recherchieren. Ist klar.
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Photo Credit: Modepilot (Isabelle Braun), TK Maxx
Kommentare
Mein Gott! Da will ich auch hin. Denn eigentlich kann ich alles gebrauchen. Schuhe, Taschen, Kleider, ect. Uhren, Autos, Häuser-
wären aber auch nicht schlecht. Da gibt es noch Luft nach oben.
Ich war gestern auch da und bin ziemlich ausgeartet lol 😀 Mein Armes Konto!!
Immerhin habe ich unter anderem eine Valentino Sonnenbrille gefunden <3
lg
Esra
http://nachgesternistvormorgen.de/
Ich habe mir bei TK Maxx mal einen wunderbaren Mantel von Alexander McQueen geschnappt - der Preis war spitze.
Was mich an TK Maxx allerdings stört, ist die Lagerung und der Umgang mit den Waren: Durch die leichte "Ramschatmosphäre" und einige rabiate Kunden sind hier in Köln oft Macken und Kratzer an Lederhandtaschen, Fäden gezogen, Flecken... Da musste ich schon ein paar "Schnäppchen" wieder zurückhängen, weil ich sie in dem Zustand einfach nicht kaufen möchte...auch nicht für 60 oder 70 Prozent weniger...