Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt
Hütchenspiel
„Face Cupping”. Als Kinder haben wir häufig „Fang den Hut“ gespielt, ein Brettspiel mit kleinen bunten Hütchen. An diese erinnern mich die neuen Face Cups. Die kleinen Hütchen sollen die Haut sanft von tieferen Faszien-Schichten lösen. Das erhöht die Durchblutung im Gewebe, ohne aber die typischen Schröpf-Flecken zu hinterlassen. Bei regelmäßiger Anwendung soll es den Teint frischer machen und kleine Linien und Fältchen glätten. Das Material ist neu, nämlich biokompatibles Silikon. Die Methode ist alt, um nicht zu sagen uralt. Sie geht auf das Schröpfen zurück, das in Europa schon in mittelalterlichen Schriften erwähnt wird.
Damals hat der Medicus oder Bader Gläser in verschiedenen Größen zur Verfügung gehabt. In diese „Glocken“ hat er mit Unterdruck bestimmte Hautareale angesaugt, um bei einer Vielzahl von Problemen, von Migräne bis Rheuma, Erleichterung zu verschaffen. Die Berliner Orthopädin Dr. Ricarda Granes, mit einem zweiten beruflichen Standbein in der Ästhetik, erklärt mir ihre Begeisterung für die Hütchen so: „In der Behandlung von Muskulatur und Faszien bin ich durch meine tägliche orthopädische und sportmedizinische Arbeit sehr erfahren. Wir haben beim Schröpfen sehr positive Ergebnisse im Bereich der Muskelentspannung und des Lymph-Abflusses gesehen Diese Erkenntnisse und Erfahrungen haben wir in die Behandlung des 'Facial Cuppings' einfließen lassen, welches ein tolles DIY-Treatment ist.“
How to cup
Im ästhetischen Bereich heißt es heute längst nicht mehr Schröpfen, sondern englisch – wie könnte es auch anders sein – „Face Cupping”. Verschiedenste Kosmetikmarken bieten die Saugnäpfe in unterschiedlichen Größen für Gesicht und Körper als Ergänzung zu ihren Pflegeprodukten an, aber auch Kosmetikerinnen arbeiten im professionellen Bereich damit. Ich habe mich für die DIY Methode zu Hause entschieden.
Dazu habe ich mir zwei Cups für das Gesicht besorgt. Ein kleineres für die Augen und die Lippenregion, ein grösseres für die übrigen Zonen. Die Technik: Man drückt das Hütchen zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen, setzt es auf die Haut und lässt dann los. Durch den Unterdruck müsste es gut haften. Dann ganz sanft über die Haut bewegen. Ich versuche es probeweise nach der Reinigung auf der trockenen Haut. Geht gar nicht. Der Saugnapf lässt sich nur schwer bewegen, der Zug auf das Gewebe erscheint mir viel zu stark. Nicht gut, denn zu viel Dehnung schadet.
Außerdem will ich keine „Knutschflecken“ im Gesicht riskieren. Dann probiere ich es mit Reinigungsschaum. Trocknet zu schnell an. Obwohl ich eigentlich kein Gesichtsöl mag, scheint es mir die beste Lösung. Und es funktioniert. Der Cup saugt sich easy fest und lässt sich geschmeidig über die Haut ziehen. Immer von der Gesichtsmitte nach außen. Erst benutze ich den kleineren Cup unter den Augen, oberhalb der Brauen, über der Oberlippe und entlang der Nasolabialfalten. Mit dem größeren nehme ich die Wangenpartie in Angriff und die Kinnkontur. Pro Seite „cuppe” ich zwei bis drei Minuten.
Die Haut ist rosig gerötet, an den Wangen stärker. Ich spüre, dass sich etwas tut unter der Oberfläche. Das Wärmegefühl hält einige Minuten an, die Rötung der Wangen länger. Zu lange für mein Empfinden. Für diese Region in meinem Gesicht scheint der Zug zu stark, die Haut zu sensibel. Ich habe Angst, es könnte Couperose provozieren. Bei den nächsten Malen konzentriere ich mich deshalb lieber auf Augen, Lippen und Kinnkontur, immer zwei bis dreimal pro Woche.
Ring frei
Nach sechs Wochen verzeichne ich den größten Erfolg demnach vor allem unter den Augen. Ich kann Video-Influencerin Sara Carstens nämlich nicht beipflichten, dass Augenringe etwas „Wunderschönes“ sind (Artikel in Icon/Welt >>>). Während sie sich künstliche Ringe – was für ein dämlicher neuer Beauty-Hype in der Influencer-Gemeinde – unter die Augen malt, kann ich auf die meinigen verzichten. Deshalb bin ich froh, dass sie nach dem Cupping weniger tief sind, weil die gestaute Lymphe besser abfließen kann.
Bei der Behandlung über den Augenbrauen habe ich jedesmal das Gefühl, als würden sie ein wenig angehoben werden. Ganz besonders angenehm und auch leicht straffend empfinde ich die Massage entlang der unteren Kontur. Sie hat für mich einen Wellness-Benefit, wenn nicht gar schon meditativen Effekt: immer von der Kinnspitze aus in Richtung der Ohren streichen. „Fünf Minuten Cupping hat den Effekt von circa 20 Minuten Bindegewebsmassage“, lese ich auf der Website von Doctor Duve Medical Skin Care. Und ich muss zugeben: Beim Cupping kann ich mich wenigstens problemlos im Spiegel anschauen, während ich bei den Gesichtsyoga-Grimassen einfach nicht ernst bleiben kann. Außerdem ist es weniger zeitaufwendig und zeigt schnellere Erfolge.
Eines sollte man vor dem „Face-Cupping” allerdings beachten: Besser keine aggressiven Säuren zum Beispiel Fruchtsäuren verwenden und auch kein Peeling vorher machen. Das könnte die Haut unnötig reizen. Ganz wichtig ist es auch, die Saugkappen ständig in Bewegung zu halten. Nur nicht festsaugen lassen, ansonsten kann es zu roten Druckstellen und vielleicht sogar kleinen Blutergüssen kommen. Also: Let’s move on!
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Photo Credit: Margit Rüdiger für Modepilot, Dr. Duve
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