Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt
Nicht immer sind rote Wangen gewollt
Im 19. Jahrhundert war Make-up in weiten Teilen Europas verpönt und (von den Männern) nur bei „Professionellen“ geduldet. Da haben sich die Frauen in die Wangen gekniffen, um sie zart rosig zu machen. Doch inzwischen verwenden wir ungeniert Rouge in allen Variationen. Im ungeschminkten Zustand sind gerötete Wangen eher weniger erwünscht. Manchmal jedoch ist die Rotfärbung der Haut eine Laune der Natur, die sich nicht so einfach wegwischen lässt. Ärzte nennen es Rosazea.
Unter #rosazea findet man auf Instagram mittlerweile 7.300 Einträge, unter der anderen Schreibweise #rosacea sind es sogar über eine halbe Million. Auf den meisten Fotos, soweit ich das jetzt überprüfen konnte, befinden sich Frauen unter 30 Jahren. Das liegt wohl an zu viel Sonne oder häufigem ungeschütztem Aufenthalt in der Sonne. Denn normalerweise ist Rosazea eine vererbte Bindegewebs- und Gefäßschwäche, die sonst erst später im Leben, also nach dem 30. Lebensjahr, auftritt.
Ursachen Rosazea
Die Frauen auf Instagram sind nur ein Bruchteil von Betroffenen. Viele Frauen, auch in meinem Bekanntenkreis, würden ihre geröteten Wangen nie in der Öffentlichkeit zeigen. Deren Foundation oder BB-Cream muss so abdeckend sein, dass die Rosazea darunter verschwindet. Man könnte es sogar schon als Volkskrankheit bezeichnen, wenn man sich die offiziellen Zahlen anschaut: In Deutschland leiden rund 10 Millionen Menschen an der chronischen Hauterkrankung, weltweit sind ca. 415 Millionen davon betroffen.
Rosazea tritt fast ausschließlich im Gesicht auf mit Betonung von Nase, Wangen und Kinn. Typisch dafür sind plötzlich auftretende Hautrötungen, sogenannte Flushs, die aber auch anhaltend sein können. Hinzu können Pappeln (entzündliche Knötchen) und Pusteln (eitrige Pickel) kommen. Später können sich auch noch Hautverdickungen einstellen, die zu einer Knollennase führen sowie entzündete Augen (Augen-Rosazea). Eine ausgebildete Rosazea könnte man fast mit einer Akne verwechseln.
„Der große Unterschied zu Akne ist allerdings, dass bei der Rosazea keine Mittesser auftreten, also keine Blackheads“, erklärt der Münchner Dermatologe Dr. Timm Golüke. „Eine ganz leichte Rosazea kann manchmal bereits mit einer Couperose oder der bloßen Neigung zum Rotwerden beginnen. Man spricht dann von Rosazea Grad 1, wenn später Papeln und Pusten dazukommen, hat sie Grad 2 erreicht.“
Couperose oder Rosazea?
Tatsächlich sind sich die Experten uneinig, ob es sich bei Couperose und Rosazea um zwei unterschiedliche Hauterkrankungen handelt oder ob sie gleiche Ursachen haben. Die Mehrheit der Forscher jedoch bezeichnet die Couperose als Vorstufe oder Frühstadium einer Rosazea und nicht als eigene Erkrankung. Egal wie man es beurteilt, die Symptome sind am Anfang die gleichen: erweiterte Äderchen im Gesicht, eine sichtbare Rötung der Wangen. Am häufigsten treten sie bei helleren Hauttypen mit blonden oder rötlichen Haaren (keltischer Hauttyp) auf. Betroffen sind mehr Frauen als Männer, und dann häufig ab dem 30. Lebensjahr.
Ursachen Rosazea
Die Ursachen sind auch nicht ganz klar. Eine erbliche Veranlagung wird vermutet einhergehend mit einer Bindegewebsschwäche. Einer Couperose vorzubeugen ist daher auch kaum möglich, will man sich nicht − noch ohne sichtbare Not − in seinem Lebensstil stark einschränken. Als Auslöser gelten Bluthochdruck, zu viel Sonne und übermäßiges Rauchen. Weitere Trigger sind scharfe Speisen und Alkohol, also alles, was die Durchblutung anregt. Auch Übergewicht zählt zu den belastenden Faktoren, die eine Couperose verschlimmern können.
Zu Beginn sind die Rötungen auch nur ein Intermezzo und verschwinden nach einiger Zeit von selbst wieder. Dann nämlich, wenn sich die erweiterten Äderchen wieder zusammengezogen haben. Irgendwann im weiteren Verlauf verlieren sie jedoch diese Fähigkeit und damit ihre Elastizität. Das bedeutet, dass sie geweitet bleiben und dann sichtbar rötlich oder auch bläulich durch die Wangen oder auf der Nase schimmern. Ärzte sprechen von Teleangiektasien. Werden diese Mini-Gefäße durchlässig, kommt es zu Blutungen in der Haut und weiteren bleibenden Rötungen. Außerdem wird die Haut häufig als besonders empfindlich oder trocken wahrgenommen. Trotzdem bleiben die Äderchen eher ein kosmetisches Problem, so lange sich daraus keine stärkere Rosazea mit den beschriebenen Symptomen entwickelt.
Auf den Lebensstil achten
Dr. Timm Golüke: „Was eine Rosazea fördert, ist vor allem Sonne. Also draußen immer einen leichten Sonnenschutz auftragen. Auf sehr scharfes Essen sowie Kaffee und Tee wegen Koffein, bzw. Teein, verzichten. Alles vermeiden, was die Durchblutung fördert. Deshalb auch bei der Pflege auf Inhaltsstoffe verzichten wie Fruchtsäure, Retinol, Vitamin C. Peelings sind auch nicht gut. Also keine Homepeelings, keine Microdermabrasion bei der Kosmetikerin. Bei der Pflege gilt hier ganz allgemein: Weniger ist mehr.“
Aber auch Stress und Aufregung, übermäßig anstrengende Sportarten und ein vermehrtes Auftreten der Haarbalgmilbe Demodex folliculorum auf der Haut können die Rosazea verstärken. Deshalb ist es wichtig für die Betroffenen ihre persönlichen Krankheitstrigger festzustellen, um dann eine geeignete Therapie zu finden. Für manche kann Vitamin C als Schutzmaßnahme auch hilfreich sein (>>>). Am besten alles notieren aus dem Alltag, was die Rosazea fördern könnte. Am einfachsten geht es mit der kostenlosen App „Rosacea-Tagebuch“.
Therapiemöglichkeiten
Dem Arzt stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung. Um die Rötungen zu vermindern wird, wie auch bei der Couperose, ein laserähnliches Gerät eingesetzt. Doch im Gegensatz zu Laserstrahlen, arbeitet die IPL-Technologie mi einem gezielten Lichtimpuls (Intense Pulsed Light), der die behandelten Äderchen erwärmt. Sie verkleben dadurch und sterben ab, ohne dass die umliegende Haut geschädigt wird.
Zur topischen Anwendung gibt es verschiedene Produkte: „Um die Entzündungen zu mindern, helfen antibiotikahaltige Cremes wie Metronidazol oder und Erythromycin“, erklärt Golüke. „Ivermectin was ein Mittel ist, das die Milben vermindert. Wenn die lokale Therapie nicht hilft, kann man auch noch oral Antibiotika geben.“
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Photo Credit: Catwalkpictures
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