Ready-to-speak: Wardrobing
Ein erschreckendes Ergebnis einer britischen Studie wurde kürzlich von der Süddeutschen Zeitung zitiert. Demnach habe jeder fünfte Befragte in Großbritannien schon einmal Kleidungsstücke bestellt, getragen und wieder zurückgesendet. Um den vollen Einkaufspreis zurückerstattet zu bekommen! Die Studie wurde von Checkpoint in Auftrag gegeben, ein Vertreiber von speziellen Etiketten, die genau das verhindern sollen. Aber trotzdem.
Bei BBC Online wurde Ende letzten Jahres ein Artikel veröffentlicht, in dem steht, dass zehn Prozent der Käufer zugeben, ein Selfie mit der neuen Kleidung zu machen und bei Instagram posten, bevor sie es zurückschicken.
Beides beschreibt das wachsende Phänomen „Wardrobing”. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort „wardrobe” (engl. = Kleiderschrank/Garderobe) ab und „robing” (engl. = beraubend). Tatsächlich handelt es sich hierbei um Kleiderraub. Schließlich wird der Versender um seinen Warenwert betrogen. Dieser kann die getragene Kleidung nicht mehr für den gleichen Preis verkaufen, muss sie teuer reinigen lassen, und hat sie für echte Käufer nicht vorrätig. Beweisen lässt sich der Betrug kaum. Wer kann schon genau sagen, ob Trage- oder Geruchspuren bei der Anprobe oder beim Ausführen entstanden sind?
Jede Bestellung kostet den Versender eh schon durchschnittlich 20 Euro
Allein das Bestellen mit der Absicht, die gesamte Bestellung wieder zurückzusenden, stellt einen Betrug dar. Der freilich ebenfalls nicht nachweisbar ist. Man kann ja behaupten, das Kleidungsstück passe nicht. Der Spiegel fand heraus, dass der Versand den Versender durchschnittlich 20 Euro kostet: zehn Euro Transport- und zehn Euro Bearbeitungskosten.
Das sind Kosten, die der Versender tragen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wenn der Kunde eine von zwei bestellten Hosen – z.B. eine in 38 und eine in 40 – behält, ist das – je nach Preis der Hose – noch ein Geschäft. Doch manchmal fragt man sich, wie der eine oder andere Onlinehändler mit einer für die Bekleidungsbranche typischen Retourenquote von 50 bis 70 Prozent überleben soll, Betrugsfälle noch gar nicht mit eingerechnet.
Hand aufs Herz: Schon mal mit dem Gedanken gespielt? (anonyme Umfrage)
„Wardrobing” anyone?
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Photo Credit: Catwalkpictures
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